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Reider Stimmbevölkerung soll über Badi-Zukunft befinden

Die Badi Reiden ist als Freizeitanlage weit über Reiden hinaus beliebt. Aber sie steht wirtschaftlich auf wackligen Beinen. Das zeigt der Geschäftsbericht, den der Verwaltungsrat der Badi Reiden AG heute für das Betriebsjahr 2024 veröffentlicht hat. Die Gemeinde Reiden will deshalb die Grundsatzfrage zur Badi-Zukunft Ende November durch die Stimmbevölkerung klären lassen. Bis vor den Sommerferien will sie dazu transparente Entscheidungsgrundlagen schaffen.

Reiden Medienmitteilung zur Badi Reiden AG

Am Muttertag, 11. Mai öffnet die Badi Reiden traditionsgemäss das Aussenbad. Wie es ab kommendem Jahr mit der Badi weitergehen wird, steht aber in den Sternen. Im Jahresbericht 2024 kommt der seit Juli 2023 amtierende Verwaltungsrat der Badi Reiden AG jedenfalls zu einem klaren Fazit: Unter den aktuellen Rahmenbedingungen lässt sich die Badi Reiden betriebswirtschaftlich nicht erfolgreich führen. Besonders stark drücken die für die Sanierung der Anlage aufgenommenen Fremdmittel auf die Ertragslage. Insgesamt muss Fremdkapital in der Höhe von 5.7 Mio. Franken verzinst und amortisiert werden. Weil der ordentliche Betrieb mit Hallenbad, Freibad, Restaurant und Aussenanlage die dafür nötigen Mittel nicht hergibt, fiel das Jahresergebnis 2024 mit – 335’692 Franken ähnlich negativ aus wie jenes von 2023 (-307’428 Franken).

Verbesserungen erreicht

Der Betrieb eines Aussenbades ist an sich bereits eine Herausforderung. Denn gegen die Launen des Wetters gibt es keinen Marketingplan. Ist es zu regnerisch, zu wechselhaft, zu heiss oder zu kalt, bleiben die Badegäste aus. Darunter litt 2024 auch die Badi Reiden insbesondere während des verregneten Sommerstarts. Der Rückgang der Schwimmbaderlöse hielt sich zwar über die ganze Saison mit 2.4 Prozent noch im Rahmen. Unerwartete Mehrkosten (Energie, IT, Reparaturen) beeinflussten aber das Gesamtergebnis trotzdem negativ. Dazu musste auch die aufgrund der angespannten Badifinanzen unterbrochene Erneuerung des Aussenbades soweit kompensiert werden, dass trotzdem ein gefahrloser Sommerbetrieb möglich war. Ein Teil der Mehrkosten konnte durch kreative Zusatzeinnahmen (Wohnwagenstellplätze, Catering) im Restaurantbetrieb kompensiert werden. Insbesondere die Aktivitäten rund um «Dinoworld» waren für die Badi erfolgreich, was sich in einem Plus von 15% bei den Restaurantumsätzen niederschlägt.

Schuldenlast drückt

Trotzdem blieb auch dem seit 1. Juli 2023 in neuer Besetzung aktiven Verwaltungsrat nichts weiter übrig, als erneut ein negatives Jahresergebnis zu präsentieren. Zwar konnte dieser die personelle Situation mit einem neuen Betriebsleiter und der Sicherstellung aller für den Betrieb nötigen Fachkompetenzen stabilisieren. Die Suche nach einem externen Betreiber des Restaurants aber musste erfolglos abgebrochen und die geplante Verpachtung vorerst sistiert werden.

Die finanzielle Situation der Badi bleibt damit angespannt. Zusätzlich verschärft hat sich die Situation nach der Erneuerung des Hallenbades. Die Kosten dafür fielen um fast 1 Mio. Franken höher als budgetiert aus. Der vom früheren Verwaltungsrat unternommene Versuch, diese Mehrkosten auf juristischem Weg einzutreiben, wurde im Sommer 2024 mangels Erfolgsaussichten abgebrochen. Damit haben sich auch die Hoffnungen auf Schadensmilderung zerschlagen, die zusätzlichen Kosten (Schulden, Verzinsung, Amortisation, Rechtsverfahren) müssen definitiv durch die Badi getragen werden.

Damit hat sich auch die Bilanz der Badi entsprechend verschlechtert. Inzwischen ist fast die Hälfte des Eigenkapitals aufgebraucht. Aufgrund dieser Entwicklung sieht sich der heutige Verwaltungsrat der Badi Reiden AG verpflichtet, seine Verantwortung wahrzunehmen. Nach dem ersten ganzen Geschäftsjahr und einer vertieften Analyse kommt er zu einem klaren Schluss: So wie heute kann die Badi Reiden nicht erfolgreich betrieben werden. Um die beliebte Freizeitanlage vor dem Konkurs zu bewahren, stellt er den Antrag, sie per 2026 in die Gemeindebetriebe zu integrieren.

Stimmbevölkerung wird entscheiden

Der Gemeinderat Reiden hat diese Zahlen und die Schlussfolgerung des Verwaltungsrates zur Kenntnis genommen. Er anerkennt die Bemühungen von Verwaltungsrat und Betriebsleitung der Badi, die wirtschaftliche Entwicklung in richtige Bahnen zu lenken. Ob und in welcher Form die Badi Reiden eine Zukunft hat, soll nun die Reider Stimmbevölkerung entscheiden. Der Gemeinderat will jetzt mögliche Zukunfts-Szenarien entwickeln und die Stimmbevölkerung Ende November 2025 entscheiden lassen.

Im Jahr 2019 stand die Reider Stimmbevölkerung schon einmal vor dieser Frage. Damals ging es um Sanierung oder Stilllegung der Badi. Eine Mehrheit sprach sich damals für die Sanierung der Badi und damit den Weiterbetrieb aus. Wie die Frage nun bei der geplanten Volksabstimmung am 30. November 2025 lauten wird, ist juristisch sehr komplex und wird noch mit den kantonalen Stellen geprüft. Denn sie muss auch dem Umstand Rechnung tragen, dass sich die Voraussetzungen zur Vorlage 2019 grundlegend verändert haben, weil Hallenbad und Restaurant inzwischen saniert sind.

Gemeinderat will Kostentransparenz schaffen

Mit einer Abstimmungsbotschaft und mehreren Informationsveranstaltungen will er eine breit abgestützte Meinungsbildung fördern. Er hat mit Blick auf diesen Volksentscheid folgende Schritte eingeleitet: Zur Betriebssicherung für den Sommer 2025 und zur Sicherung der bisher geleisteten Investitionen bzw. der Arbeitsplätze hat sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, einen Konkurs der Badi zu verhindern. Er hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die aktuell anstehenden Amortisationszahlungen für einen Zusatzkredit der Badi zeitlich zur Finanzierung der Kostenüberschreitungen bei der Badi befristet ausgesetzt werden. Der Betrieb von Hallen- und Freibad sind so zumindest für 2025 gesichert. Dazu hat der Gemeinderat in der Jahresrechnung 2024 in Kenntnis der Entwicklung bereits Wertberichtigungen an den Aktien im Umfang von 400’000 Franken vorgenommen. Der Gemeinderat will für den politischen Meinungsbildungsprozess im Hinblick auf den Urnengang Ende November die nötigen Fakten transparent und ausgewogen zusammenstellen. Er hat den aktuellen Verwaltungsrat der Badi Reiden AG deshalb beauftragt, die Kosten für verschiedene Szenarien zu berechnen. Deren Stossrichtungen decken das gesamte mögliche Spektrum ab: Vom Weiterbetrieb (unter neuen Organisationsstrukturen) über einen reduzierten Betrieb von Teilen oder eine Totalschliessung und Verkauf der Anlage bis zu einem Teilabbruch der Badi.

Der Gemeinderat will die Bevölkerung aktiv über die Entwicklung informieren. Nach der Information vom 29. April sieht er eine weitere Information im 2./3. Quartal 2025 vor. Bis dahin will er die nötigen Fakten zusammengetragen und die Eckdaten der Abstimmungsbotschaft ausgearbeitet haben. Dies betrifft die Kosten der verschiedenen Szenarien genauso wie auch die am Urnengang im November zu beantwortenden Fragen. Im Herbst schliesslich wird er an einer Orientierungsversammlung die Abstimmungsbotschaft vorstellen und sich erneut den Fragen der Bevölkerung stellen.

Mit dem Urnengang von Ende November soll in Reiden die Badi-Frage abschliessend geklärt werden. Immer wieder hat die ursprünglich genossenschaftlich organisierte Freizeitanlage in der Vergangenheit für politischen Zündstoff gesorgt. Nun will der Gemeinderat die volle Kostentransparenz herstellen. Wenn sich die Bevölkerung also für einen Weiterbetrieb der Badi aussprechen sollte, dann muss das Preisschild dafür bekannt und mit einem realistischen Businessplan belegt sein.