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Ernte mit Zukunft: Kürbis trifft jetzt auf Melone

Herbstzeit ist Kürbiszeit. Auf dem Strengelbacher Schütz-Hof werden aber nicht nur im Herbst Kürbisgewächse geerntet. Denn Markus und Barbara Schütz haben ihr Angebot mit einer in der Schweiz selten angebauten Kultur erweitert, die in den Sommermonaten auf den Markt kommt: Melonen. Mehr als ein Nischenprodukt?

Strengelbach Der Schütz-Hof geht einmal mehr neue Wege

«Der Anbau von Kürbissen hat auf unserem Hof eine lange Tradition», sagt Markus Schütz, schon seine Eltern hätten sie kultiviert. Nach der 2009 erfolgten Betriebsübernahme haben Barbara und Markus Schütz den Kürbisanbau stark ausgebaut. Damit befinden sie sich in guter Gesellschaft. Wie die Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau SZG ausweist, hat sich die Anbaufläche von Speisekürbissen allein im Zeitraum von 2009 bis 2023 verdreifacht – von fast 140 auf etwas mehr als 430 Hektaren. Die Statistik widerspiegelt allerdings ausschliesslich den Anbau für den Handel. Deshalb dürfte die effektiv angebaute Fläche weitaus höher sein, weil Branchenkenner davon ausgehen, dass der grösste Teil der Produktion direkt ab Hof verkauft wird. Auch ohne genauere Zahlen lässt sich festhalten: Der Kürbis boomt. Seit vielen Jahren. 

Das war nicht immer so. Lange Zeit galt der Kürbis als Kriegsgemüse und typisches Arme-Leute-Gericht und fand kaum mehr Eingang in die hiesigen Küchen. Als der Halloween-Brauch aus Amerika in die Schweiz überschwappte, erlebt der Kürbis einen ersten Aufschwung. Als er dann sogar den Weg zurück in die Feinschmeckerküche fand, veränderte sich sein Ruf nachhaltig: Vom Arme-Leute-Gericht zur vielfältig verwendbaren Delikatesse für Feinschmecker.

Mehr als 50 Sorten in allen Farben und Formen

Atlantic Giant, Baby Bear, Blue Banana, Chestnut, Delicata, Expert, Festival, Ghost Rider, Hokkaido, Indian Mix, Knirps, Langer von Nizza, Muscat de Provence, Neck Pumpkin, Papaya Pear, Rote Warze, Sweet Grey, Tetsukabutchi, Ungarischer Bratkürbis, Verruqueuse de Maurice, White Wonder, Yugoslavian Fingers, Zenith. So viele fantasievolle Namen es von A bis Z für Kürbisse gibt, so gross ist die Vielfalt an Formen und Farben. Auch auf dem Schütz-Hof. Auf dem insgesamt 65 Hektaren grossen Hof wurden dieses Jahr auf sechs Hektaren Kürbisse angebaut. Mit einer geschätzten Ernte von rund 150 Tonnen dürfte der Schütz-Hof der grösste regionale Kürbisproduzent sein. «Insgesamt sind es über 50 verschiedene Sorten, die wir in ganz unterschiedlichen Mengen kultivieren», führt Markus Schütz aus. Grosse Mengen bei jenen Speisekürbis-Sorten, die der Schütz-Hof bis im März nächsten Jahres für einen Detailhändler verfügbar haben muss. Und kleinere Mengen bei jenen Sorten Speise- und Zierkürbissen, die im Direktverkauf ab Hof abgesetzt werden.

Drei Klassiker: Butternut (hinten), Leckor (links) und der kleine Knirps, der auch Hokkaido oder Potimarron genannt wird.
Bild: Thomas Fürst

Der Arbeitsaufwand ist vor allem zu Beginn und dann wieder bei der Ernte gross. Seit drei Jahren werden die Sorten, die in den Detailhandel gehen, direkt auf dem Feld ausgesät. «Mit rund 25´000 Pflanzen pro Hektar deutlich mehr als früher», wie Markus Schütz verrät, damit die Kürbisse nicht allzu gross, respektive im Laden zu teuer werden. Die übrigen Sorten werden aber nach wie vor in Handarbeit gesetzt. In der Blütezeit werden sämtliche Pflanzen intensiv bewässert, damit sie viele Früchte bilden. «Ist dann die Pflanze einmal im Boden, ist sie eigentlich problemlos und braucht kaum Pflege», sagt der Strengelbacher Landwirt. Die Ernte hingegen ist wiederum aufwendig und wird ausschliesslich in Handarbeit erledigt. Ist die Ernte eingefahren, gilt es in erster Linie, die Kürbisse und insbesondere deren Stielansatz trocken zu halten. Diesbezüglich hat der Schütz-Hof einen grossen Schritt vorwärts gemacht. Es wurde eine neue Lagerhalle erstellt, in der die Kürbisse bei Bedarf mit Aussenluft belüftet werden können.  

Zierkürbisse in allen Farben und Formen gibt es auch im Angebot.
Bild: Thomas Fürst

Melonen als süsse Ergänzung

Mit den beiden hauptsächlichen Standbeinen Hühner-/Bruderhahnhaltung sowie Gemüsebau ist der Schütz-Hof für die zukünftigen Herausforderungen gut aufgestellt. Und dennoch suchen Barbara und Markus Schütz immer wieder nach Neuem. «Seit etwa fünf Jahren sind wir mit Melonen am Testen», erläutert Barbara Schütz. Eine Ergänzung, die an sich naheliegend sei, wie Markus Schütz ergänzt. Denn die Wassermelone ist ein Kürbisgewächs. «Auch wenn wir nicht viel können – Kürbis können wir», meint Markus Schütz scherzend. Und wie. Die gesamte Ernte von mehreren Tonnen Wasser- und Charentais-Melonen wurde im Direktverkauf abgesetzt. «Wir haben für die Qualität unserer Melonen sehr viele Komplimente erhalten», betont Barbara Schütz. Trotzdem die Frage: Fehlt den Schweizer Melonen im Vergleich zu jenen aus Spanien und Italien nicht etwas die Sonne? «Überhaupt nicht», meint Barbara Schütz, die Rückmeldungen der Kundschaft seien sehr positiv ausgefallen, gerade bezüglich Süsse. Zu bedenken sei auch, dass die ideale Temperatur für den Anbau von Melonen bei 25 Grad liege. «Diesbezüglich hilft uns da die Klimaerwärmung sicherlich», ergänzt Markus Schütz, während südländische Melonen-Produzenten heute schon mit der zunehmenden Hitze Probleme bekundeten. 

Nischenprodukt mit Zukunft

Melonen sind bei den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten beliebt. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von 4,5 Kilogramm liegt die Wassermelone 2024 auf Rang 6 der beliebtesten Gemüse, die Zuckermelonen folgen mit 3,2 Kilogramm auf Rang 9. Einen Markt für Melonen gibt es definitiv in der Schweiz. Doch die Produktion von Melonen ist in der Schweiz nach wie vor verschwindend gering. 2024 wurden auf gut 12 Hektaren Flächen 24 Tonnen Zuckermelonen produziert, importiert wurden 27´155 Tonnen. Nicht viel anderes sieht es bei den Wassermelonen aus. 2023 wurden insgesamt 39´620 Tonnen Wassermelonen verkauft, aus der Schweiz stammten gerade einmal 17 Tonnen.

Trotzdem: Barbara und Markus Schütz sind überzeugt, dass sie mit Melonen in die Zukunft gehen möchten. «Wir müssen noch dazulernen», sagt Markus Schütz, «haben aber die Produktion so weit im Griff, dass wir eine konstante Qualität hinbringen». Und gerade, weil die Temperaturen in Zukunft weiter steigen dürften, sehen sie in der Produktion von Melonen einiges Potenzial. «Auch wenn das momentan noch ein Nischenprodukt ist, so ist es doch ein Nischenprodukt mit Zukunft», sind sich die beiden sicher. Zudem würde die Melonen- auch die Kürbisproduktion ideal ergänzen. Denn die Kürbisernte beginnt erst, wenn die Melonenernte schon vorbei ist.

Damit wieder zurück zu den Kürbissen. Unübersehbar zeigen die mit Kürbissen geschmückte Hahn- sowie Traktorfigur an, dass auf dem Schütz-Hof der Kürbisverkauf angelaufen ist. Das Kürbiszelt am Aeschwuhrweg ist durchgehend geöffnet. Ein nächster Fixpunkt steht auch schon fest. Am 1. November findet auf dem Schütz-Hof das traditionelle Hühnersuppenfest statt.

Unübersehbar: Traktor und Hahn machen Werbung fürs Kürbiszelt.
Bild: Thomas Fürst