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Am Museumstag wird Geschichte erlebbar gemacht

Auch wenn sich nur drei statt wie üblich vier Häuser am regionalen Museumstag beteiligen – in den drei Museen von Aarburg, Oftringen und Rothrist lässt sich auch dieses Jahr Spannendes entdecken und vieles erleben. Ein Shuttle-Bus zirkuliert nach Fahrplan, der Eintritt in alle Museen ist gratis.

Aarburg/Oftringen/Rothrist 25. September, 10 – 16 Uhr: Regionaler Museumstag

Bereits zum sechsten Mal führen die Museen von Aarburg, Oftringen und Rothrist am kommenden Sonntag einen gemeinsamen regionalen Museumstag durch. Hervorgegangen ist die Idee einer gemeinsamen Durchführung im Herbst aus der Tatsache, dass der internationale Museumstag, welcher jeweils im Mai stattfand, oft auf Muttertag oder Auffahrt fiel – mit der Folge, dass die Besucherzahlen entsprechend mager ausfielen. 

Wie in den vergangenen fünf Jahren haben die beteilligten Museen auch dieses Jahr von einer gemeinsamen Themenwahl abgesehen – der Aufwand dafür wäre schlicht zu gross. Das hat auf der anderen Seite aber den Vorteil, dass die gewählten Themen unterschiedliche Interessen abdecken.

Vereine zeigen in Oftringen mehr als nur Fahne

Mitte August wurde im Ortsmuseum Oftringen die Sonderausstellung «Oftringer Vereine präsentieren ihre Fahne» eröffnet. Am Museumstag kann die Ausstellung ein letztes Mal besichtigt werden. Sie wirft einen Blick auf das schweizerische Vereinswesen, das sich auch in Oftringen in der Zeit nach der Gründung des Bundesstaats 1848 entwickelte. Unzählige Vereine – insbesondere im Turn-, Gesangs- und Militärwesen – wurden im Land gegründet. Eine neue Form der Verbundenheit lebte auf, die für den jungen Staat wichtig war. Eidgenössische Musik-, Turn- und Pontonierfahrfeste erinnern heute noch an diese Tradition. Die Ausstellung in Oftringen zeigt Vereinsfahnen aus der Zeit von 1845 bis heute, wobei die älteste mit Jahrgang 1845 vom Männerchor Oftringen, die jüngste vom 2017 aus einer Fusion hervorgegangenen Sportverein Oftringen STV stammt.

«Uns war wichtig», betonte Museumskonservator André Aebli, «dass sich Vereine, die an unserer Fahnenausstellung vertreten sind, am Museumstag auch präsentieren können». So wird beispielsweise die Feuerwehr demonstrieren, wie ein Küchenbrand gelöscht wird. Der 1965 gegründete Schachclub Oftringen wird seinen Sport vorstellen. Traditionelles Brauchtum steht bei der Darbietung der Trachtengruppe Oftringen, die mit Gesang und Tanz auftritt, ebenso im Zentrum wie beim Auftritt des Alphorn-Virtuosen Kurt Ott zusammen mit einem Fahnenschwinger.  

Die Ausstellung gibt aber auch eine Vorstellung davon, wie viele Vereine im Lauf der Zeit verschwunden sind. Der Posamenter-Männerchor Oftringen, dessen wunderbare Fahne aufwendig restauriert wurde, ist diesbezüglich nur ein Beispiel unter vielen.

Aarburg zeigt die historischen Wappenscheiben aus der Stadtkirche

Aerni, Ammann, Bohnenblust, Grossmann, Meyer, Niggli, Richner, Spiegelberg, von Wartburg, Wullschleger,  Zimmerli und wie sie alle heissen. Diesen Namen gemeinsam ist, dass es sich allesamt um alte Aarburger Geschlechter handelt. Über den Ursprung des Aarburger Bürgerrechts, die ältesten Geschlechter und deren Wappen gibt es keine zuverlässigen Angaben. Überliefert sind von diesen Familien jedoch die Wappen, welche während über 50 Jahren als Wappenscheiben die Fenster der Stadtkirche schmückten. 1995/96 wurde diese Fenster bei der Renovation der Stadtkirche herausgebrochen – am kommenden Museumstag werden sie im Aarburger Heimatmuseum wieder ans Licht geholt. Mehr zum Thema erfährt man bei einem Referat des Heraldikers Markus Reto Hefti. Um 11 Uhr führt er in die allgemeine und lokale Wappenkunde ein. Die Sonderausstellung ist übrigens zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten zwischen dem 17. Oktober und 19. Dezember jeweils montags von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet.

Auch sonst lohnt sich ein Streifzug durch das prächtige Gebäude aus der Zeit um 1750, in dem das Aarburger Heimatmuseum untergebracht ist. Die Dauerausstellung dokumentiert Leben und Wohnen in der kleinen Stadt im 18. und 19. Jahrhundert. 

Rothrist widmet sich der «Auswanderung gestern und heute»  

Ein riesiger Koffer steht im grossen Ausstellungsraum im Rothrister Heimatmuseum. Beschriftet ist er mit «Dein gedenke ich!». In diesem Koffer hat ein G. Ingold seine Habseligkeiten transportiert, als er 1901 nach Amerika ausgewandert ist. Der Auswanderung – einem der dunkleren Themen in der Rothrister Geschichte – widmet sich auch die Sonderausstellung im Miescherheimet. Am 27. Februar 1855 verliessen 305 Rothristerinnen und Rothrister auf einen Schlag ihre Heimat Richtung Amerika. Die Gemeinde konnte die Kosten für den Unterhalt des Armenhauses nicht mehr weiter aufbringen. Die Rothrister Auswanderung war damit die grösste organisierte Auswanderung aus einer Aargauer Gemeinde, aber nicht die einzige in der Region. Weitere Auswanderungen gab es im gleichen Zeitraum auch aus Brittnau, Strengelbach und Oftringen. 

Der Rundgang im Museum beginnt im Obergeschoss, wo der neue Film über die Rothrister Auswanderung erstmals öffentlich gezeigt wird. Er läuft während des Museumstags nonstop. Die Realisation dieses Films wurde von einem Rothrister ermöglicht, der vor vielen Jahren selber in die Staaten ausgewandert ist: Erik Wälchli. Dessen verstorbene Mutter war übrigens Gründungsmitglied der Rothrister Museumskommission. Anschliessend führt der Weg weiter durch die bestehende reich dokumentierte Ausstellung. «Wir wollen kindergerecht darstellen, wie die Auswanderung vor fast 170 Jahren abgelaufen ist», betont Museumsleiterin Gabriela Rüegger, deshalb sei die bestehende Ausstellung auch ergänzt worden. Eine Etage tiefer passieren Besucherinnen und Besucher unter anderem den grossen Handwebstuhl – mit dem Aufkommen der mechanischen Webstühle schlitterten viele Handweber in die Verarmung.

Abgeschlossen und in die Neuzeit geführt wird die Ausstellung mit Auswanderungsgeschichten aus der neueren und neusten Zeit. «Erfreulicherweise wurden uns für diese Thematik Ausstellungsplakate aus dem Schweizerischen Landesmuseum zur Verfügung gestellt», führt Gabriela Rüegger weiter aus, die kürzlich in der Ausstellung «Wege aus der Schweiz» zu sehen waren. Als besondere Attraktion können Besucherinnen und Besucher mit dem eigenen Handy «Auswanderungsfotos» erstellen. Zahlreiche altertümliche Gewänder stehen dazu zur Verfügung.

Gratis-Shuttle-Bus fährt von Museum zu Museum

Wie üblich können Besucherinnen und Besucher am Museumstag das Auto zu Hause lassen. Ein Shuttle-Bus führt gratis von Museum zu Museum. Auch gratis ist der Eintritt in die drei Museen. Auch ein küchenfreier Sonntag lässt sich problemlos einrichten. In Aarburg wird Besuchenden Kaffee und Kuchen, in Oftringen Bratwürste vom Grill und in Rothrist Chäsbrätel zu reellen Preisen angeboten. Damit man sich vor dem Besuch des nächsten Museums auch stärken kann.

Eine der Wappenscheiben, die einst die Fenster der Aarburger Stadtkirche zierten.
Bild: zvg
Lebensmittel und Kleider – viel mehr dürften die Auswanderer von 1855 nicht auf ihre Reise mitgenommen haben.
Bild: Thomas Fürst