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An fünf Abenden treiben sich die Geister im Palass um

Vor zwanzig Jahren wurde in Zofingen die IG Opera gegründet. Mit dem Zweck, einer breiten Öffentlichkeit modernes Musiktheater – unterhaltsam inszeniert, charmant und mit Tiefgang präsentiert – zugänglich zu machen. Zum Jubiläum wird das Kulturlokal Palass zum Irrenhaus, in dem sich die Geister tummeln. «Amore mistico – eine Geisteroper» heisst die fünfte grosse Produktion der IG Opera.

Zofingen Die IG Opera präsentiert zum Jubiläum eine Geisteroper

Entspannt sehen sie aus – Anna und Heinz Merz. Und der Eindruck täuscht nicht. «Es läuft gut und es kommt gut», betont Anna Merz, angesprochen auf die insgesamt zwölfte Produktion der IG Opera innerhalb von zwanzig Jahren. «Es wird richtig schräg und skurril, aber es wird viel zu lachen geben», sagt die künstlerische Leiterin der IG Opera zur neuen Produktion. «Amore mistico – eine Geisteroper» wird im Zofinger Kulturlokal Palass an fünf Abenden gespielt und gesungen. Premiere ist am Samstag, 23. September. Nach der Derniere eine Woche später ist der geisterhafte Spuk bereits wieder vorüber. 

Eine Wanderung und ihre Folgen

Dass es überhaupt nochmals eine derartig aufwendige Produktion geben würde, war lange Zeit unsicher. «Irgendwie war für mich das Ganze noch nicht abgeschlossen», führt Anna Merz aus und spricht damit die Corona-Havarie der letzten grossen Eigenproduktion an. Im Oktober 2020 waren drei der sechs geplanten Aufführungen der Krimioper «Mord auf der MS Opera» wie geplant über die Bühne gegangen, als der Bundesrat mittels Notrecht sämtliche kulturellen Veranstaltungen verbot. «Damals versuchten wir zu retten, was noch zu retten war», erinnert sich Heinz Merz. Vergeblich. Eine erste Verschiebung auf Frühling 2021 scheiterte, eine weitere Verschiebung auf März 2022 ebenfalls. Immerhin gab es damals dank treuer Sponsoren keine Bruchlandung im finanziellen Bereich – ja, dank Entschädigung des Bundes blieb sogar ein Batzen übrig. Ein Batzen, den die IG Opera in zwei aussergewöhnliche Aufführungen im Musiktheater-Bereich investierte. «Ume Marti ume» und «Hätte, hätte, Fahrradkette». «Ein halbwegs versöhnlicher Abschluss und ein tiefes Zeichen der Solidarität gegenüber Kulturschaffenden», wie Anna Merz damals festhielt. Ob sie nochmals die Kraft für ein weiteres grosses Projekt aufbringen würden – das wollten Anna und Heinz Merz offenlassen. 

Es sei dann ein ziemlich spontaner Entscheid gewesen, das grosse Abenteuer doch nochmals zu wagen. Auf einer Wanderung vor etwa einem Jahr habe sie zu ihrem Mann gesagt: «Komm, wir machen doch eine Geisteroper». Unterwegs hätten sie dann gemeinsam «spintisiert» und eine abendfüllende Oper entwickelt. «Das jetzige Projekt ist dann ganz anders herausgekommen», sagt Heinz Merz schmunzelnd. 

Aufwendige Produktion

«Ein gewaltiger ‹Chrampf› steckt auch dieses Mal wieder hinter der Produktion», betont Heinz Merz, der den Verein IG Opera präsidiert. Seine Frau habe Musikstücke «gesammelt», die mit Geistern zu tun haben. Anschliessend galt es, die Musik von den Orchesterfassungen auf die vierköpfige  Palass-Orchestergrösse «runterzuschreiben». Matteo Baldi schrieb dann das Libretto, welches sich an eine zentrale Sage aus der griechischen und römischen Mythologie – Orfeus und Eurydike – anlehnte. Ja, und dann galt es natürlich, die Besetzung für das grosse Werk – Regie, Palass-Chor, SolistInnen und vierköpfiges Orchester – zusammenzustellen. Gerade mit dem Personal hatte die IG Opera dieses Jahr ziemlich viel Pech, wie sie in ihrem Rundbrief vom 24. Juli vermelden musste. Der Regisseur fiel krankheitshalber aus, in der Person von Ulla Schlegelberger – «ein absoluter Glücksfall», wie Anna Merz betont – konnte aber glücklicherweise ein Ersatz gefunden werden. Und gleichzeitig musste sich die IG Opera auch auf die Suche nach einem neuen Bariton machen. «Unserem Gott Hades ist es entgegen seiner Erwartungen nicht gelungen, seinen Militärdienst zu verschieben», hiess es im selben Rundbrief. Was daraus zu lernen ist: Nicht einmal Götter bringen die Schweizer Armee zum Einlenken – auch wenn sie in ihrem zivilen Leben Gabriel de Jesus heissen … Immerhin: Der neue Bariton war dank der Vermittlung von Ulla Schlegelberger recht rasch gefunden. Und mit dem neuen Bariton ist die IG Opera denn auch auf der sicheren Seite. Gergely Kereszturi ist nämlich ungarischer Staatsbürger.

Energiebündel: Regisseurin Ulla Schlegelberger erklärt, was sie verändert haben möchte.
Bild: Thomas Fürst

Wunderbare Musik – von der Klassik bis zur Moderne

Inhaltlich ist «Amore mistico» eine witzige Neuinterpretation des Orfeo- und Euridice-Stoffes. Gott Hades und seine Gattin Persephone leben in der Unterwelt. Sie sind Musikliebhaber, in letzter Zeit aber fehlt ihnen die Inspiration. Hades schickt Persephone in die Oberwelt, da er erfahren hat, dass Orfeo und Euridice tolle Lieder machen. Er hofft, Persephone könne sich von ihnen inspirieren lassen. Falsch gedacht! Hades holt sich Euridice. Persephone holt sich Orfeo. Ob das gut geht?

Musikalisch sei die Musikauswahl zum grossen Teil leicht, heiter und unterhaltsam, betont Anna Merz. Eingerahmt werde «Amore mistico» von Christoph Willibald Glucks «Orfeo ed Euridice», dazu komme viel klassische Musik – Zumsteeg, Reichardt, Mozart – aber auch aus Operetten wie «Der Csárdásfürstin» oder Musicals, wie etwa das bekannte, von Taylor Swift in «Cats» gesungene «Beautiful Ghosts». Gegeben werden auch Songs von Tory Amos oder Tom Waits. «Es ist jedenfalls eine stimmige Mischung», betont Anna Merz. Besonders angetan sind Anna und Heinz Merz von der «Geisterinsel»-Version von Johann Rudolf Zumsteeg, die auch für sie beide eine Neuentdeckung gewesen sei. «Es ist so eine coole Musik», betont Anna Merz. Musik, die es im Palass in fünf Vorstellungen zwischen dem 23. und 30. September zu hören und zu entdecken gibt.

Aufführungen

Samstag, 23. September, 20 Uhr

Sonntag, 24. September, 17 Uhr

Montag, 25. September, 20 Uhr

Freitag, 29. September, 20 Uhr

Samstag, 30. September, 20 Uhr  

Tickets können über die Homepage www.igopera.ch oder im Stadtbüro Zofingen erworben werden.

Chor und Solisten machen den Palass für fünf Abende zum Irrenhaus.
Bild: Thomas Fürst