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Auf den Absturz folgt ein ordentliches bis gutes Honigjahr

Es gibt gute Nachrichten für Honigliebhaber: Imkerinnen und Imker haben nach dem Katastrophenjahr 2021 eine ordentliche bis gute Honigernte einfahren können und können ihrer Kundschaft nun wieder Honig anbieten. Der Murgenthaler Imker Johannes Ewald blickt auf das Jahr zurück. 

Murgenthal Imker Johannes Ewald ist zufrieden mit der Honigernte 2022

Die Erleichterung ist deutlich spürbar. «Fast eine normale Honigernte im 2022» – titelt apisuisse, der Dachverband der Schweizer Bienenzüchtervereine. Nach der rekordhohen Honigernte 2020 mit bis zu 30 Kilogramm Honig pro Bienenvolk und nach dem wetterbedingten Absturz mit nur 7 Kilogramm pro Volk im Jahr 2021 sei die diesjährige Honigernte mit durchschnittlich 24 Kilogramm pro Volk fast schon wieder normal ausgefallen. Diese Zahlen hat der Dachverband aus der jährlichen Umfrage von BienenSchweiz, dem Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz errechnet, an der mehr als 1250 Imkerinnen und Imker mit knapp 1500 Bienenständen aus der ganzen Schweiz teilgenommen haben. Im Aargau, so schreibt der Dachverband weiter, sei der Ertrag mit 25,8 Kilogramm pro Bienenvolk sogar noch etwas höher ausgefallen als im Schweizer Durchschnitt. 

«Ohne Zweifel», sagt auch Johannes Ewald, Vizepräsident des Wiggertaler Bienenzüchtervereins, «2022 war zwar kein herausragendes, aber ein durchaus ordentliches Honigjahr». Und nach dem Katastrophenjahr 2021 gebe es von Imkerseite her auch absolut keinen Grund zur Klage, führt der 37-jährige Murgenthaler Imker weiter aus. «Es konnte im Vergleich zum Vorjahr ja auch nur besser kommen», betont er. 

Ewald hat 2012 den Imker-Grundkurs absolviert, 2014 auch einen Zuchtkurs. «Ich suchte damals ein Hobby», sagt er – weil er nicht unbedingt sportlich sei, sei er auf die Bienen gekommen, mit denen er schon in der Grundschule erste Bekanntschaft gemacht habe. Der gelernte Bierbrauer, der ursprünglich aus dem «grossen Kanton» kommt, wie er lachend sagt, ist 2018 aus dem Thurgau nach Murgenthal gezogen. «Mit den Bienen», betont er, die er in Murgenthal und Rothrist platziert hat. 

Hohe Winterverluste

Den Bienenvölkern setzte das schlechte 2021 in jeder Hinsicht zu, wie apisuisse bilanzierte. Den Winter 2021/22 überlebten rund ein Fünftel aller Bienenvölker in der Schweiz nicht. Das ist der höchste Verlust seit 10 Jahren, der vor allem dem nassen und kalten Frühling und Sommer 2021 geschuldet war. Hinzu kommen weitere Verluste vor dem Einwintern und die zu schwachen Völker, welche sich nach dem Auswintern nicht zu einem Wirtschaftsvolk entwickeln konnten. Das Fazit von apisuisse: Fast vierzig Prozent aller Bienenvölker in der Schweiz sind vor und während des letzten Winters eingegangen oder konnten sich nicht zu einer überlebensfähigen Grösse entwickeln.

Auch wenn die statistischen Zahlen einen guten Überblick auf die Geschehnisse in der Schweiz geben würden, so verweist Johannes Ewald doch darauf, dass sich die Situation für die Bienen regional oder sogar lokal ganz unterschiedlich präsentieren könne. Susanne Scheibler etwa, die in Oftringen wohnhafte Präsidentin des Wiggertaler Bienenzüchtervereins, verlor über den Winter alle ihre Bienenvölker und musste im Frühling neue Völker zukaufen. «Bei mir verlief die Überwinterung trotz an sich schlechter Voraussetzungen nicht so schlecht», meinte hingegen Johannes Ewald. Er führe das darauf zurück, dass der Winter relativ mild war. Doch auch Ewald hatte Völkerverluste zu verzeichnen – allerdings aus ganz anderen Gründen. Er verlor, wie andere Imker in der Region auch, etliche in der Nähe der Pfaffnern platzierte Völker beim Hochwasser im Juni 2021. 

Im Frühling war es zu schnell zu heiss

Überdurchschnittliche Mengen an Blütenhonig lieferte schweizweit die diesjährige Frühlingshonigernte. 12,4 Kilogramm pro Bienenvolk betrug die Menge, welche apisuisse ermittelte. Im Vergleich dazu betrug der Durchschnitt in den letzten 13 Jahren nur gerade 7,7 Kilogramm pro Volk. «In unserer Region hat es weniger Blütenhonig gegeben», halten demgegenüber Susanne Scheibler und Johannes Ewald unisono fest. Im Frühling sei es zu schnell zu heiss und vor allem zu trocken gewesen, was zur Folge gehabt habe, dass deshalb weniger Nektar geflossen sei. Trotzdem: Das Führungstandem des Wiggertaler Bienenzüchtervereins spricht von einer guten, aber nicht übermässigen Ausbeute. Johannes Ewald konnte rund 10 Kilogramm Blütenhonig pro Volk ernten, während Susanne Scheibler keinen Honig machte, um so ihre Jungvölker zu stärken. 

Viel Sommerhonig

Besser als im schweizerischen Durchschnitt fiel dafür die Sommerhonig-Ernte in der Region aus. «Ich konnte bei meinen Völkern rund 14 bis 15 Kilogramm Honig ernten», sagt ein zufriedener Johannes Ewald. Demgegenüber betrug die mittlere schweizweite Sommerhonig-Ernte 11,5 Kilogramm pro Bienenvolk bei einem langjährigen Durchschnitt von 12,8 Kilogramm. 

Kein Wunder also, sind Imkerinnen und Imker mit dem Honigjahr 2022 zufrieden. «Besonders wichtig ist es für Imkerinnen und Imker, dass sie dank einer ansprechenden Ernte ihre Kundschaft wieder beliefern können», betont Johannes Ewald. Denn er glaube nicht, dass es in der Region noch «Bienler» mit auch nur einigermassen gefüllten Honiglagern gegeben habe. «Da ist man jetzt wieder in einer guten Position, betont er. 

Den Bienen geht es gut

Und sein Gefühl sage ihm auch, dass es den Bienen gut gehe. Die Zuchtsaison sei gut gewesen. Zudem habe es immer genügend Nektar gegeben, auch wenn dieser nicht im Überfluss vorhanden gewesen sei. «Die Bienen sind dieses Jahr gut bereit für den Winter», betont er. Nicht so begeistert ist Ewald über die allzu warmen Temperaturen, die gegen Ende Oktober noch herrschten, denn «die Bienen sollten jetzt in Winterruhe gehen.» Und auch beim ewigen Thema Varroa-Milbe bleibt der Murgenthaler Imker relativ entspannt. «Die Milbe war, soweit ich gehört habe, dieses Jahr nicht so ein grosses Problem», meint er, aber man müsse die Entwicklung natürlich im Auge behalten. Und wie wird das kommende Jahr? «Das wird man sehen», sagt Ewald lachend. Die Voraussetzungen für eine gute Überwinterung seien jedenfalls gegeben.

Die Temperaturen sind zu warm: Am Ausflugloch herrschte Ende Oktober immer noch viel «Flugverkehr».
Bild: Thomas Fürst
Bienenkönigin mit Hofstatt.
Bild: Archiv Wiggertaler / zvg