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Auf dem ehemaligen JHCO-Areal entsteht ein Zuhause mit hoher Lebensqualität

Zofingen Spatenstich für die Überbauung «Wohnen am Bächli»

«Heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir stehen an einem Wendepunkt – einem Moment, in dem sich Vergangenheit und Zukunft die Hand reichen», meinte Hanspeter Pfäffli, Vertreter der Bauherrin Mühlethal Immobilien AG an die Adresse der zahlreichen Gäste. Hier, auf dem Areal der ehemaligen JHCO-Elastic, seien seit 1936 Kunststoff- und Elastikbänder fabriziert worden. Mit der Einstellung der Produktion 2018 ging eine Ära zu Ende. «Doch die Vergangenheit dieses Areals bildet das Fundament für eine Zukunft, bei der wir gemeinsam das nächste Kapitel schreiben», führte Pfäffli an die Adresse der künftigen Bewohnenden, Nachbarn, Unternehmer, Architekten, Planer und Ingenieure aus. 

32 hochwertige Eigentums- und Mietwohnungen

Das Projekt sei am 26. September 2023 mit einem ersten Gespräch mit Franziska Jud und dem Architekturbüro Jud AG gestartet worden. Mit der gemeinsamen Vision, ein modernes, nachhaltiges und lebenswertes Quartier zu schaffen. Einen Ort auch, der sich harmonisch in die Umgebung einfügt und der seinen Bewohnern ein Zuhause mit hoher Lebensqualität bietet. Nach intensiver Planungszeit wurde die Baubewilligung im Dezember letzten Jahres erteilt, am Montag, 24. Februar 2025 konnte bereits der Spatenstich vorgenommen werden.

Auf dem Areal am Stadtbach, das sich in einer naturnahen Umgebung befindet und dennoch bestens an die Stadt angebunden ist, entstehen zwei Häuser mit insgesamt 32 Wohnungen. Architektonisch hervorragende Wohnungen mit erstklassigem Ausbaustandard wie zum Beispiel Erdsonden-Wärmepumpe, Photovoltaikanlage oder Holzmetall-Fenstern. Vom hervorragenden Gesamtpaket liess sich ein Investor überzeugen, der sämtliche 18 Mietwohnungen in Haus B erworben und in sein Immobilien-Portefeuille aufgenommen hat. Im Haus sind auch schon 7 von 14 Eigentumswohnungen verkauft. Zudem entstehen 52 Einstellhallenplätze sowie 12 Aussenparkplätze. Der Bezug der Wohnungen ist für kommende Jahr geplant. Für den Verkauf der weiteren Eigentumswohnungen ist Philippe Conz von der Avida Immobilien-Treuhand AG in Olten zuständig.

Mit dem Wunsch für eine partnerschaftliche und vor allem unfallfreie Bauzeit durfte Marco Borner, Co-Geschäftsführer und Partner der Jud Architektur AG, zukünftige Bewohnende, Architekten, Planer, Ingenieure und Unternehmer zum Spatenstich sowie zum anschliessenden Apéro einladen. Alle weiteren Informationen finden sich unter www.wohnen-am-baechli-zofingen.ch.

An idyllischer Lage und doch zentrumsnah entstehen 32 Miet- und Eigentumswohnungen.
Bild: zvg / Swiss Interactive AG
Sämtliche Wohnungen verfügen über grosszügige, helle Wohnbereich mit grossem Balkon.
Bild: zvg / Swiss Interactive AG
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An einem Tag 12 Prozent der Bevölkerung verloren

Am 27. Februar 2025 ist es genau 170 Jahre her, seit 305 Menschen die Gemeinde Niederwil – wie Rothrist damals hiess – Richtung Amerika verliessen. Manche freiwillig, manche weniger. Ein Rückblick auf die grösste organisierte Auswanderung aus einer Aargauer Gemeinde.

Rothrist 170. Jahrestag der «Grossen Auswanderung»

Niederwil, Rothrist, 27. Februar 1855. Auf dem Platz vor dem Gasthof Rössli werden noch die letzten Reisekisten auf einen Pferdewagen verladen. Menschen sitzen dichtgedrängt in zwei weiteren Wagen zur Abfahrt bereit, die Pferde sind angespannt. Erwartungsfroh? Zwischen den beiden Wagen diskutiert eine Gruppe gut gekleideter Herrschaften. Über die Reiseroute? Oder die Kosten der grossen Reise?

Walter Lehmann hat dieses Bild 1955 gemalt. Der Rothrister Künstler stellte sich in dieser Art die Abreise der Auswanderungswilligen vor, welche ihre Heimat vor exakt 170 Jahren verliessen oder verlassen mussten, um ihr Glück in Amerika zu suchen. Massenauswanderungen armer Familien waren kein Einzelfall in dieser Zeit, es gab sie in Rothrist, im Aargau, in der ganzen Schweiz. Die Schweiz war um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Auswanderungsland. Allein in den 1850-er-Jahren wanderten etwa 50´000 Menschen nach Übersee aus. Was die Rothrister Auswanderung als historisches Ereignis bedeutend macht, ist ihre schiere Grösse. Sie ist die grösste organisierte Auswanderung aus einer Aargauer Gemeinde. Am 27. Februar 1855 verlor das Dorf auf einen Schlag 305 Einwohnerinnen und Einwohner oder 12 Prozent seiner Bevölkerung.

«Zwangsrekrutierung» oder «freiwillige Auswanderung»?

Er finde es sehr schwierig, die damaligen Vorgänge aus heutiger Sicht angemessen zu bewerten oder gar ein abschliessendes moralisches Urteil über die handelnden Personen zu fällen, meinte der Historiker Markus Widmer-Dean 2012 im entsprechenden Kapitel in der Rothrister Ortsgeschichte «Rothrist im Lauf der Zeit». Die Bandbreite, in der die damaligen Geschehnisse eingeschätzt wurden, ist jedenfalls gross, um nicht zu sagen riesig. Sie reicht von «Zwangsrekrutierungen» und «Abschiebung armer Gemeindegenossen», so der Zofinger Historiker und ehemalige Rothrister Bezirksschullehrer Alfred Schriber 1994, bis hin zu «grösstenteils freiwilligen Auswanderungen», wie es der ehemalige Rothrister Museumskonservator Rolf Hofer 1995 postulierte. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt auf, wie schwierig die Lebensumstände im Dorf damals waren. So schwierig, dass die Gemeindeversammlung Mitte Januar 1855 beschloss, eine Kommission ins Leben zu rufen, die eine Auswanderung von rund 300 Personen organisieren sollte. 

Eine Gemeinde am Rand des Ruins

Dem scheinbar kaltherzigen Vorgehen der Gemeinde lagen handfeste Ursachen zugrunde. Wegen der steigenden Anzahl unterstützungsbedürftiger Menschen war Rothrist, wie andere Gemeinden auch, in finanzielle Bedrängnis geraten. Man weiss heute, dass zwischen 1835 und 1855 die landwirtschaftlichen Erträge auf Grund feuchter und kalter Witterung schrumpften. Dass es – wie zum Beispiel 1853 – immer wieder Missernten gab. Im Gegenzug stiegen die Lebensmittelpreise. Für mehr als die Hälfte der Rothrister Familien war das eine besonders belastende Entwicklung, weil sie Lebensmittel kaufen mussten. Und erst noch von der Heimarbeit leben mussten. In einer Zeit, als die einsetzende Mechanisierung auf die Löhne der Heimarbeiter drückte. Dass die Bevölkerung gerade in der Region stärker als anderswo wuchs, machte die Situation auch nicht einfacher.

Rothrist versuchte der zunehmenden Verarmung vieler Familien bereits 1829 mit der Einrichtung einer Armen-Arbeitsanstalt im Lehen zu begegnen. Hier sollten unterstützungsbedürftige Personen im angegliederten Bauernbetrieb und in der Webstube arbeiten und so das Armenhaus finanzieren. Davon konnte schon bald keine Rede mehr sein. Zwischen 1841 und 1847 stieg die Zahl der Insassen von 61 auf 196 an. Als die Unterstützungsgesuche in den frühen 1850-er-Jahren weiter zunahmen, stand die Gemeinde nicht nur vor einem riesigen Schuldenberg, sondern auch vor einer leeren Armenkasse. 1854 bestand für die Gemeinde kaum mehr Handlungsspielraum. Das eine Übel war eine massive Steuererhöhung, das andere eine organisierte Auswanderung. 

Abschied nach sechs Wochen

An der Gemeindeversammlung wurde am 12. Januar 1855 einstimmig eine Auswanderung beschlossen. Bis zur Abreise der Auswanderergruppe vergingen gerade einmal sechs Wochen – die finanzielle Situation der Gemeinde drängte zur Eile. Schon vor der Gemeindeversammlung hatte sich beim Gemeinderat eine grössere Anzahl von Auswanderungswilligen, insgesamt 155 Personen, gemeldet. Die andere Hälfte der Auswanderergruppe wurde aus denjenigen Personen zusammengestellt, die von der Gemeinde Armenunterstützung bezogen. «Dass der Gemeinderat diese Personen ohne Rückfrage für eine Übersiedlung nach Amerika vorsah, ist unbestritten», schreibt Markus Widmer-Dean in der Rothrister Ortsgeschichte. Mit einer Auswanderungsagentur, der Firma Beck & Herzog aus Basel, wurde ein Vertrag über 52´815 Franken zur Spedition von Personen und Gepäck nach St. Louis abgeschlossen. Für die ärmsten Auswanderer veranlasste die Kommission die Anfertigung neuer Kleider, bestellte 50 Transportkisten und organisierte die obligatorische ärztliche Untersuchung. Im Rössli-Saal und im Schulhaus versammelten sich die zur Auswanderung bestimmten Menschen am 23. Februar 1855, um Kisten und Kleider in Empfang zu nehmen. Bis zum Abreisetag harrten die beiden Gruppen dort aus.

Ein Auswanderervertrag aus dem Heimatmuseum Rothrist.
Bild: Heimatmuseum Rothrist

Am 3. März 1855 erreichten die Auswanderer und ihre Begleiter nach einer mehrtätigen, 800 Kilometer langen Reise den Atlantikhafen Le Havre. Dort kam es zu einem unfreiwilligen Aufenthalt von knapp zwei Wochen, weil der amerikanische Konsul der vermeintlich mittellosen Rothrister Gruppe die Einreise verweigerte. Erst als ihm versichert wurde, dass jeder Person von der Agentur in New Orleans ein Kopfgeld von 50 Franken ausbezahlt würde, erlaubte er die Einschiffung. Nach einer 43 Tage dauernden Überfahrt erreichte die Gruppe New Orleans. Dort wurde sie auf dem Wasserweg direkt nach St. Louis geführt. Über das weitere Schicksal der Auswanderergruppe von 1855 ist zwar einiges bekannt, aber bis heute wenig erforscht.

In Rothrist selber hatte sich die Lage auf tiefem Niveau stabilisiert. Die Auswanderungskosten und die Abzahlung der dafür aufgenommenen Kredite belasteten den Gemeindehaushalt über viele weitere Jahre. Mehr als 63´000 Franken hatte die Gemeinde insgesamt für die Auswanderung aufgewandt. Weil zur Tilgung der Schulden grosse Waldflächen in der Winterhalden abgeholzt werden mussten, verminderte sich auch das Gemeindevermögen um rund einen Drittel oder 100´000 Franken. Gleichzeitig mit der Auswanderung konnte die Armen-Arbeitsanstalt im Lehen aufgehoben werden. Eine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage brachte aber erst die Ansiedlung der ersten vorindustriellen Betriebe. Die Spinnerei am Rothbach wurde ab 1862 zum wichtigsten Arbeitgeber im Dorf.

Auf dem Rössliplatz erinnern der Auswandererbrunnen und eine Stele mit den Namen der 305 Personen an die Grosse Auswanderung.
Bild: Thomas Fürst
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Auf dem Nil war einiges los – kriminell gute Unterhaltung im Gemeindesaal

Eine Kapitänin mit einer Vorliebe für Schnaps, ein pensionierter Privatdetektiv, ein trotteliger Polizist, der gedanklich in anderen Sphären umherschwirrt – die Truppe könnte kurioser nicht sein, die sich auf dem Schiff eingefunden hat, um von Luxor nach Gizeh zu reisen.

Rothrist Die Turnerabende des Turnvereins begeisterten mit vielen Pointen

Weitere Gestalten in Form von Schiffskoch, Geschäftsmann, Naturheilkundlerin, Arzt und überkorrekte Schweizer komplettieren die Sketch-Truppe. Mit an Bord: Lady Emilia mit Hund Jean-Pierre.

Das Chaos bricht endgültig aus, als ein wertvoller Skarabäus gestohlen wird – der ausgerechnet am Halsband des verwöhnten Hundes baumelt. Doch wer ist der Dieb? Eine harte Nuss gilt es zu knacken. Keine leichte Aufgabe für den überforderten Polizisten, die betrunkene Kapitänin und den Privatdetektiv, der lieber als ägyptische Priesterin mit Tutanchamun tanzen würde…

Spannung bis zum Schluss

Die Vorstellungen des Turnvereins waren gespickt mit viel Witz und liebevollen Details. Die verschiedenen Riegen brachten mit ihren Darbietungen viel Schwung in den ausverkauften Gemeindesaal. Von der Poolparty über Mumientanz zur Burlesque-Show – die ChoreografInnen liessen sich sehr viel einfallen, um das Publikum zu begeistern. Mit den Darbietungen holten die Turnerinnen und Turner die Gäste vom ersten Moment an ab und erhielten begeisterten Applaus. Die unterhaltsamen Sketch-Einlagen sorgten jedes Mal für viele Lacher und es blieb durchaus spannend bis zur Auflösung des Falles. Der Dieb war tatsächlich ausgerechnet der Unauffälligste von allen. Der überkorrekte Schweizer Geschichtsprofessor Bünzli wurde schlussendlich des Diebstahls überführt.

Die Festwirtschaft, eine Fotobox und eine ansehnliche Tombola rundeten die drei Aufführungen ab. In der Bar konnte bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden und an der Mitternachtsshow traten die «Holmikers» auf. Die Truppe aus dem Heidiland erlangte bereits internationale Erfolge und sorgte mit ihrer Horror-Show für ein weiteres Highlight.

Die Gym-Teens eröffneten den Turnerabend.
Bild: Patrick Lüthi
Tolle Effekte erzielten die tanzenden Mumien.
Bild: Patrick Lüthi
Quallen wirbeln über die Bühne.
Bild: Patrick Lüthi
Die Burlesque-Show überzeugte.
Bild: Patrick Lüthi
Die Poolparty brachte ordentlich Stimmung.
Bild: Patrick Lüthi
Das Publikum war vom ersten Moment an begeistert.
Bild: Patrick Lüthi
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Musik, Tanz und eine Uraufführung

Genau so, wie in der Festschrift angekündigt, präsentierte sich die Trachtengruppe Oftringen am Samstag in der vollen Mehrzweckhalle dem gutgelaunten Publikum: frisch, lebendig und voller Begeisterung. Verbundenheit, so lautete das Motto des Abends.

Oftringen Trachtengruppe feierte ihr 88-jähriges Bestehen

Ein Motto, das sich unter anderem auch in der Gästeliste widerspiegelte: Viele verwandte Vereine aus der nahen und weiteren Umgebung erwiesen der Jubilarin mit ihrer Aufwartung die Ehre.

Unter der Leitung der Präsidentin Franziska Wüest haben die Frauen und Männer der Trachtengruppe Oftringen ein Jahr lang auf diesen Abend hingearbeitet. Schon im wunderschön dekorierten Foyer der Mehrzweckhalle wurde deutlich, mit wie viel Herzblut, Hingabe und Liebe zum Detail sie das getan haben.

Fast auf den Tag genau vor 88 Jahren gegründet

Die farbenfrohen Trachten verliehen dem Jubiläumsanlass den optischen Glanz. Von Andreas Guldimann, der witzig durch den Abend führte, gab es spannende Informationen zur Historie des Vereins. Die Gründung erfolgte am 21. Februar 1937. Es folgten gute und schwierige Zeiten. Zu den letzteren gehörten die Kriegsjahre des 2. Weltkrieges, aber auch der Ausbruch der «Maul- und Klauenseuche für Menschen», wie Andreas Guldimann die Phase der Corona-Pandemie bezeichnete. Tempi passati – die Trachtengruppe Oftringen lebt – und wie! Die Gesangs- und Tanzgruppen unterhielten das Publikum abwechselnd mit liebevoll interpretierten Trachtentänzen und sehr schön arrangierten Liedern, inklusive Jodelgesang. Für die musikalische Begleitung sorgte die Oberbaselbieter Ländlerkapelle.

Höhepunkt des Abends war der Gastauftritt des Volksrockers Willy Vogel, alias Willy Tell. Zusammen mit seiner Partnerin Eveline Hari hat er ein Stück «Heimat» in die Mehrzweckhalle gezaubert. So lautet der Titel eines von ihm komponierten Liedes, das der Luzerner Musiker extra für die Jubilarin mit Jodelchor arrangiert hat. Die Gäste kamen in den Genuss der Uraufführung. Und weil dieses Lied so schön, so passend, so berührend ist, musste es gleich zweimal hintereinander aufgeführt werden.

Jubiläumsanlass berührte alle Sinne

Gleiches galt für den Titelsong des Abends mit dem Namen «Verbundenheit». Auch dieses Lied aus der Feder von Willy Vogel wollte das Publikum ein zweites Mal hören. Es war ein würdiger Schlusspunkt hinter dem Jubiläumsanlass. «Der Aufwand hat sich gelohnt», resümierte Franziska Wüest leicht ausgepowert, aber mit grosser Zufriedenheit.

Flotter Tanz von Franziska Wüest und Fritz Oppliger.
Bild: Jil Lüscher
Das gutgelaunte Publikum ging voll mit.
Bild: Jil Lüscher
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Airbrusher setzt kreative Akzente

Im Alten Löwen wird am Freitag, 28. Februar eine Ausstellung mit Werken von Erich Muntwyler eröffnet. Die Museumskommission bietet dem in Oftringen wohnhaften Künstler erstmals seit längerer Zeit die Möglichkeit, seine Arbeiten wieder in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Oftringen 28. Februar – 22. Juni: Ausstellung Erich Muntwyler im Alten Löwen

«Ich bin ein ‹eingeborener› Oftringer», sagt der Mann mit der auffälligen Kopfbedeckung und der nicht weniger prägnanten roten Brille. Und ein Lebenskünstler mit grosser Lebenserfahrung, würde man sagen, nachdem der 73-Jährige ein wenig aus seinem Leben erzählt hat. Ein Leben, das ihn nach seiner Schulzeit auf den Rhein geführt hat. «Ich wusste nicht wirklich, was ich nach der Schule machen wollte», erinnert sich Muntwyler. Ein Ausflug mit seinem Vater nach Basel brachte einst Klarheit. Am Rheinhafen sagte der damals 16-Jährige zu seinem Vater, dass er sich gut vorstellen könnte, hier zu arbeiten. Drei Monate später startete Muntwyler seine dreijährige Ausbildung zum Matrosen. Nach Abschluss der Lehrzeit blieb er seinem Arbeitgeber ein weiteres Jahr treu, dann zog es ihn wieder nach Oftringen zurück. Das ewige Pendeln zwischen Basel und Rotterdam – für den jungen Muntwyler nicht unbedingt eine Wunschvorstellung für die Ewigkeit. Es folgten berufliche Wanderjahre, die den ehemaligen Rheinschiffermatrosen als Speditionsmitarbeiter zu Franke und Siegfried führten. Oder auch zum ehemaligen Warenhaus ABM in Oftringen, wo er unter anderem in der Schallplattenabteilung arbeitete.

Zeichnet seit früher Jugend

«Gezeichnet habe ich immer gerne, schon in der Schule», führt Muntwyler aus. Neben dem Zeichnen und Malen, das ihn seit früher Jugend begleitet, schreibt er auch Gedichte und spielt als Gitarrist Rock und Heavy Metal. Seine frühen Werke entstanden denn auch in Farb- oder Bleistifttechnik – das Bild mit dem Titel «Stone washed» oder die filigranen Porträts beeindrucken besonders. Im Nachgang an eine Ausstellung im «Chömibode» im Obristhof sprach das Zofinger Tagblatt 1989 den «arbeitsaufwendigen, fein ausgearbeiteten, fotografisch genau festgehaltenen Bildern eine zarte Poesie» zu und nannte den Künstler «einen Meister der Zeichentechnik».

Stone washed.
Bild: Thomas Fürst

Auf die Airbrush-Technik gekommen

1998 entdeckte Muntwyler mit Airbrush eine Technik für sich, der er sich heute fast ausschliesslich widmet. Im Gegensatz zum bisherigen künstlerischen Schaffen mit Bleistift, Farbstift oder Acryl, das er autodidaktisch erlernte, eignete sich Muntwyler das Wissen um die andersartige Technik in Kursen an. Seine grossen Kenntnisse gab er später als Kursleiter an Interessierte weiter.

Airbrush ist eine faszinierende Form der Malerei, bei der die Farben durch den Einsatz von Druckluft über spezielle Spritzpistolen auf das Trägermaterial aufgebracht werden. Die Anwendung der Farben erfolgt meist in mehreren Schichten, um die notwendige Tiefe zu erzeugen. «Mit dieser Technik ist es möglich, feine Details und sanfte Farbverläufe zu erzeugen, die mit traditionellen Malmethoden oft nur schwer zu erreichen sind», betont Muntwyler. Airbrush ist auch eine enorm anspruchsvolle Technik. «Das ist so», sagt Erich Muntwyler, «ein falscher Luftdruck oder ein unsauberer Farbauftrag – und schon ist das gesamte Werk ruiniert».

Die Wurzeln der Airbrush-Technik reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der erste Airbrush wurde 1876 patentiert und diente ursprünglich der Retouche von Fotografien. In den 1960-er-Jahren erlebte die Airbrush-Kunst einen Boom, insbesondere in der Popkultur und in der Automobilindustrie, wo sie zur Gestaltung von Fahrzeugen und Werbematerialien eingesetzt wurde. Eine Einsatzmöglichkeit, die auch Erich Muntwyler bestens bekannt ist. «Ich habe so mein eigenes Garagetor und auch Fahrzeuge mit Airbrush zu Kunstwerken gemacht», sagt er, doch heute mache er das nicht mehr.

Vor allem Porträts und Tiersujets

Neun Jahre sind vergangen, seit Erich Muntwyler seine Bilder letztmals in der Öffentlichkeit gezeigt hat. «Es hat sich einfach nichts ergeben», bedauert er. Eine lange Zeit, entsprechend viele Bilder sind in dieser Zeit entstanden. «Es dürften sich rund 500 Bilder im Atelier befinden», schätzt er. Ein Teil davon wird an der Ausstellung im Alten Löwen erstmals zu sehen sein – daneben auch ältere Werke ab 1992.

Unter den ausgestellten Werken dominieren einerseits detailgetreue Porträts, die Muntwyler meist nach Vorlagen abbildet. Andererseits finden sich in der Ausstellung zahlreiche Tiersujets, darunter viele Orcas, die den Oftringer Künstler besonders faszinieren. Er setze beim Malen um, was ihn gerade beschäftige, sagt Muntwyler. Das können aber durchaus auch zeitkritische Themen aus der Tagesaktualität sein. Die Thematik der Klimaerwärmung etwa setzt Muntwyler gleich in mehreren Bildern um. Sie tragen Titel wie «Eisschmelze», «Eismeersymphonie» oder «Schmelzpunkt». Gerade in diesen Bildern tritt die Leidenschaft des Künstlers für die Schönheit, aber auch die Zerbrechlichkeit des Lebens besonders offensichtlich zutage.

Mr Joe Satriani.
Bild: Thomas Fürst

Aufbruchstimmung in der Museumskommission

«Ich freue mich ausserordentlich auf die Vernissage von Freitag, 28. Februar», sagt Mathias Baumann, der neue, alte Konservator des Ortsmuseums Oftringen. Baumann, bereits von 2014 – 2020 Konservator im Alten Löwen und im Hochstudhaus, hat sein Amt am 1. Dezember 2024 angetreten und freut sich über den guten Spirit in der Museumskommission, die momentan eine grössere Pendenzenliste abarbeitet. Auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten der Museumskommission funktioniere ausgezeichnet. «Lukas Müller ist in dieser Funktion ein Glücksfall für die Kommission», betont Baumann. Die Vorbereitungen auf den Museumstag vom 18. Mai sind gut angelaufen – ein spezielles Augenmerk wird dann auf «heimliche und unheimliche Mitbewohner» gelegt.

Doch zuerst sind im Alten Löwen die Bilder von Erich Muntwyler zu besichtigen. «Ich habe keine Erwartungen an die Ausstellung», sagt der Künstler. Aber er würde sich freuen, wenn möglichst viele Leute die Ausstellung im Alten Löwen besuchen würden. «Als ‹Eingeborener› kenne ich ja auch viele Leute in Oftringen», sagt er schmunzelnd.

Schmelzpunkt.
Bild: Thomas Fürst

Ausstellung Erich Muntwyler im Museum Oftringen

Vernissage Freitag, 28. Februar, 19.30 Uhr
Weitere Öffnungszeiten:
2./16./30. März, 13./27. April, 11. Mai, 8./22. Juni, jeweils 15 – 17 Uhr
Regionaler Museumstag, 18. Mai, 10 – 16 Uhr
Eintritt frei

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Die Wegere Pflotscher feierten ihr 40-Jahre-Jubiläum

Der Pflotschmusball in Wikon hat Tradition: Zahlreiche Guggenmusiken aus der Region geben sich dort ein Stelldichein. So auch am vergangenen Wochenende. Gleich an zwei Abenden gaben sich die Sträggelebrätscher, die Brittnauer Häfe-Gugger, die Knokker Pfaffnau und die Hürntalschränzer Buchs-Uffikon in der Kaffeestube oder im Zelt die Ehre.

Wikon Für ein Wochenende regierte die Fasnacht

«Wir sind stolz, ein nicht alltägliches Jubiläum feiern zu dürfen und mit unserem Engagement den Brauch der Fasnacht für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten», sagte Präsidentin Lara Birrer kaum verstehbar bei der lauten Guggenmusik. Dario Müller, Präsident des Organisationskomitees, organisierte mit einem elfköpfigen Team bereits zum zweiten Mal ein Jubiläum der Wegere Pflotscher. An dunkle Zeiten erinnert er sich aber auch. Etwa, als ein Auftritt mit nur neun Personen über die Guggenmusig-Bühne ging. Zusammenhalt, Durchhaltewillen und die Freude an der Fasnacht sicherten damals das Überleben. Heute stehen die Pflotscher gut da: «Unsere rauschenden Pflotschmusbälle mit über 3000 Besuchern lassen uns optimistisch in die Zukunft blicken», so der OK-Präsident.

Pflotschmusball hat sich etabliert

Die Geschichte der Guggenmusik begann im kleinen Rahmen: Es waren 15 musikbegeisterte Jugendliche, die im März 1985 im Café Türmli in Reiden die «Wegere Pflotscher» gründeten. Unter dem Motto «Fischli» entwarfen sie mit elterlicher Unterstützung Kostüme für ihre erste Fasnacht. 1988 feierte der Pflotschmusball Premiere, auch die Musikgesellschaft und die Tambouren Wikon waren dabei. Ein Highlight der Pflotscher-Geschichte ist der Auftritt am Lauberhornrennen in Wengen 2010. Aktuell zählen die Wegere Pflotscher mit Tambourmajor Simon Wälchli 48 Aktive.

DJ «Pesto al dente» rockte am zweiten Tag des Pflotsch¬musballs die Halle zwischen den Auftritten. In der Kaffeestube sorgten die «Rosenprinzen» mit Live-Musik für Abwechslung und die Neonbar im Untergeschoss lockte zum lässigen Plausch. Das Aussenareal mit Bierwagen und Verpflegungsstand bot Stärkung.

Kreative und fantasievolle Kostüme beherrschten das Bild. Ausnahmen gibt es dennoch. Ein Herr mittleren Alters meinte, auf sein gewöhnliches Strassen-Outfit angesprochen, trocken: «Ich bin ein Aargauer.» Aber auch diese verstehen, die Fasnacht zu feiern. Die teilnehmenden Guggenmusiken aus Brittnau und Strengelbach bestätigten dies. Mit Spannung erwarteten die Besucher den fulminanten Auftritt der Wegere Pflotscher, verstärkt durch 20 Gastmusiker, an Mitternacht auf Sonntag in der DJ-Halle.

Die Blutsauger Rita und Carmen sind ausgesprochene Fasnachtsfans.
Bild: Alfred Weigel
Zu den Titeln von DJ «Pesto al dente» tanzt die Jugend.
Bild: Alfred Weigel
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Launig-fröhliche Feier für Christian Glur

Viel SVP-Prominenz und Einheimische zog es an die Wahlfeier von Christian Glur in der Murgenthaler Mehrzweckhalle. Sie feierten ihren neuen Nationalrat und auch die Bald-Murgenthalerin Martina Bircher. Sie gab ihrem Parteikollegen ein Geschenk und einen Tipp.

Murgenthal Wahlfeier in der Mehrzweckhalle

Am 5. November 1999 trafen sich die Murgenthalerinnen und Murgenthaler zu einem grossen Fest. Sie feierten den neu gewählten SVP-Nationalrat Walter Glur. Jetzt, 25 Jahre und 101 Tage später, steht Gemeindeammann Max Schärer erneut am Rednerpult und begrüsst einen frisch gebackenen Nationalrat aus der Gemeinde: Diesmal ist es Walter Glurs Sohn Christian, der für Martina Bircher in die grosse Kammer nachgerutscht ist, nachdem diese zur Regierungsrätin gewählt wurde. Für die musikalische Umrahmung ist die Musikgesellschaft besorgt, auf langen Tischen stehen gut gefüllte Fleisch- und Käseplatten bereit, offeriert vom Gefeierten selbst.

Drei Nationalräte zähle Murgenthal in seiner Geschichte, sagt Schärer mit sonorer Stimme. Eben die beiden Glurs sowie der legendäre Oberst Arnold Künzli, der 1864/65 und von 1869 bis 1908 im eidgenössischen Parlament sass; damals sei er übrigens noch nicht Gemeindeammann gewesen, scherzt Schärer, der mit 32 Amtsjahren dienstältester Gemeindeammann im Bezirk ist.

Viel Prominenz ist an diesem Freitagabend in den Südwestzipfel des Kantons gekommen, um dem neuen Volksvertreter die Ehre zu erweisen – so viele, dass er sie gar nicht alle aufzählen könne, meint Schärer.

Unzählige Verpflichtungen

Immer hätten sich Gemeinde und Bezirk auf den Grossrat Christian Glur verlassen können. «Wir sind überzeugt, dass du dich auch in Bern nicht nur für den Kanton Aargau, sondern auch für die Gemeinde Murgenthal einsetzen wirst.» Das Amt bringe unzählige Verpflichtungen mit sich; «trotzdem hoffe ich, dass du und deine Familie nicht zu kurz kommen. Dass du dir Zeit nehmen kannst für Dinge, die dir am Herzen liegen», sagt Gemeindeammann Max Schärer. «Natürlich liegt dir das politische Leben am Herzen; aber es gibt noch mehr als Politik.»

Nach einem musikalischen Unterbruch schreitet Regierungsrätin Martina Bircher ans Rednerpult. Schon mit ihren ersten Sätzen gewinnt sie, die per 1. Juli mit ihrem Partner und ihrem Sohn von Aarburg nach Glashütten zieht, die Murgenthalerinnen und Murgenthaler für sich. An Christian Glur gewandt sagt sie: «Die heutige Wahlfeier ist nicht nur für dich und deine Familie ein bewegender Moment, sondern auch für unsere Partei, für unseren Kanton Aargau, für unsere Region, für unseren Bezirk Zofingen, aber natürlich auch für unser Murgenthal, im Speziellen für unser Glashütten.» Dafür erntet sie warmen Applaus. Später – nach den Reden – erhält sie von Gemeindeammann Max Schärer die Murgenthaler Ortsgeschichte in die Hand gedrückt – verbunden mit dem Auftrag, diese doch bitte bis im Sommer zu lesen.

Grosser Dank an die Familie und Unterstützer

Genau für diese Unterstützung bedankt sich im Anschluss Christian Glur in seiner Rede. «Mir geht es heute weniger darum, die Wahl zu feiern, als euch für all die Unterstützung, die ich in den letzten Jahren erfahren durfte, zu danken», sagt er. Sein Wahlkampfmotto – «Eine vo eus für eusi Schwiiz» – werde er auch auf seinem weiteren Weg vor Augen halten. «Es begleitet mich schon mein ganzes politisches Leben. Zu hören, was die Menschen beschäftigt und welche Ängste und Wünsche sie haben, war mir immer wichtig.»

Er wolle dafür kämpfen, dass die Schweiz möglichst lange das Land bleibe, für welches die SVP stehe, so Glur, der 2009 in den Grossen Rat gewählt wurde und im gleichen Jahr das Präsidium der Bezirkspartei übernahm (als Grossrat trat er mit seinem Sprung nach Bern zurück, Bezirksparteipräsident ist er immer noch).

Sein Dank gilt vor allem seiner Frau Ramona, seinen beiden Kindern sowie den Eltern Walter und Annalise. «Für Ehepartner und Familie ist es nicht immer einfach, mit einem Politiker verheiratet zu sein», so Glur. Auch vor den Murgenthalerinnen und Murgenthalern verneigt er sich; in der eigenen Gemeinde habe er immer gute Wahlresultate erzielt. Das sei nicht selbstverständlich, denn in der eigenen Gemeinde kenne man einen Politiker am besten, scherzt er. Andere Politikerinnen und Politiker hätten diesbezüglich «himmeltraurige» Ergebnisse hinnehmen müssen.

«Dass ich immer so weit vorne lag, war für mich eine riesige Wertschätzung», meint der 49-Jährige. Für ihn sei es jetzt ein grosses Privileg, das Volk in Bern vertreten zu dürfen. «Im Zentrum steht für mich immer das Schweizer Volk. Ihr. Wir alle. Im Sinne von ‹Eine vo eus für eusi Schwiiz›.»

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Mit Tanz, Gesang, Alphorn und Willy Tell

Auch eine Schnapszahl kann ein Grund sein, um ein Jubiläum zu feiern. So hält es die Trachtengruppe Oftringen am 22. Februar. In der Mehrzweckhalle feiert sie ihren 88. Geburtstag mit einem Jubiläumsabend. Höhepunkt ist ein gemeinsamer Auftritt von Trachtenchor und Tanzgruppe mit «Volks-Rocker» Willy Tell.

Oftringen 88 Jahre Trachtengruppe Oftringen

«Gesungen habe ich schon immer gerne», sagt Franziska Wüest. Die 55-jährige Zofingerin hat sich aber lange schwer getan, den passenden Verein zu finden, in dem sie ihrer Passion nachgehen konnte. Bis ihr Helene Wagner, Mitglied im Jodlerklub Kölliken und zusammen mit Evi Graber Leiterin des Kinderjodelchörli Vordemwald, vor acht Jahren den Weg zur Trachtengruppe Oftringen empfohlen hat. «Das hat gepasst», sagt Franziska Wüest.

«Kleid der Heimat» hat eine lange Tradition

Trachten – sie gelten als Ausdruck von Heimat, Ländlichkeit, Bodenständigkeit, Brauchtum, Kultur und Gemütlichkeit. Jeder Kanton hat seine eigenen Trachten, wobei im allgemeinen zwischen Festtags-, Sonntags und Werktagstrachten unterschieden wird. Insgesamt gibt es in der Schweiz über 700 unterschiedliche Trachten. Wie sie auszusehen haben, ist heute streng geregelt – von der Rocksaumlänge bis zum passenden Schuhwerk. Das war nicht immer so, wie ein kleiner Blick in die wechselhafte Geschichte der Schweizer Trachten zeigt.

Ihren Ursprung haben die Schweizer Trachten im 18. Jahrhundert. Trachten wurden damals von der ländlichen Bevölkerung getragen, nicht nur vom Bauernstand. Man zeigte damit seine Herkunft, seine Identität und auch den Wohlstand. Die Trachtenmode war damals noch frei von Regeln. So kombinierten um 1840 Nidwaldnerinnen Elemente aus der französischen Mode wie ein Seidenmieder mit einheimischen Stoffen. Im Zuge der einsetzenden Industrialisierung verschwanden die Trachten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig aus dem Strassenbild.

«Gegen Modetorheiten à la Bubikopf»

Und erlebten dann eine Renaissance. Um die Trachten als kulturelles Erbe zu bewahren, wurde 1898 in Zürich ein erstes Trachtenfest veranstaltet. Parallel dazu begann das Schweizerische Landesmuseum, bäuerliche Trachten zu sammeln und auszustellen. Treibende Kraft war die Zürcher Modistin und Inhaberin eines Modegeschäfts, Julie Heierli (1859 – 1938), die aktiv Trachten sammelte und sichtete, und in den Jahren 1922 bis 1932 ihr fünfbändiges Hauptwerk «Die Volkstrachten der Schweiz» veröffentlichte, das bis heute als die umfassendste und historisch fundierteste Arbeit zum Thema gilt.

Am 6. Juni 1926 kam es in Luzern zur Gründung der «Schweizer Trachten- und Volkslieder-Vereinigung», die später in Schweizerische Trachtenvereinigung umbenannt wurde. Die neue Vereinigung wollte die Trachten erhalten und die Schweizerinnen ermuntern, sich für das sogenannte «Kleid der Heimat» stark zu machen. Mit zum Teil markigen Worten. Die Vertretung aus dem Baselland etwa regte an der Gründungsversammlung an, dass sich die neue Vereinigung «gegen Modetorheiten à la Bubikopf» und gegen «jede künstlerische Überfremdung, besonders auch auf dem Gebiete von Musik und Gesang» stelle, wie der Historiker Michael van Orsouw in einem Blog des Nationalmuseums mit dem Titel «Bubikopf oder Trachtenhut» aufgezeigt hat. Die neue Vereinigung machte Nägel mit Köpfen. Ernst Laur-Bösch (1896 – 1966), Präsident der Trachtenvereinigung, engagierte in den 1930-er-Jahren Textildesigner, um die heute bekannten Schweizer Trachten entwerfen zu lassen. Das Trachtenwesen erlebte einen grossen Aufschwung, in den 1930-er-Jahren wurden viele Trachtengruppe gegründet. Und gerade in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Tracht eine neue Bedeutung. Im Zug der geistigen Landesverteidigung wurde sie zum patriotischen Sinnbild umgedeutet – «zu einem Bestandteil der Schweizer DNA», wie es van Orsouw ausdrückt. Mit entsprechendem Liedgut. «Ich bin froh, dass ich diese Lieder nie singen musste», meint Dora Schütz. Die Strengelbacherin gehört der Trachtengruppe Oftringen seit 46 Jahren an und hat im Hinblick auf den Jubiläumsabend mit zwei langjährigen Vereinskolleginnen das Archiv durchforstet. «Schweizer Wache» heisst etwa eines der «neuen Vaterlandslieder». «Ein Volk ist aufgestanden, ein heimlich starkes Heer. Noch ist die Wucht vorhanden, die Gegnermacht zu schanden mit Spaten, Spruch und Speer», lautet die erste Strophe.

Starkes Wachstum unter Hanni Bracher

Damit nach Oftringen, wo die Gründung der Trachtengruppe am 21. Februar 1937 erfolgte. «Die Gründerinnen waren praktisch allesamt Bauersfrauen», weiss Dora Schütz. Die Gründung erfolgte mit einem finanziellen Zustupf aus Aarburg, wo die Trachtengruppe Aarburg und Umgebung «wegen Zwistigkeiten aufgelöst worden war». An der ersten Hauptversammlung vom 13. März 1937 konnte die Aufnahme in den schweizerischen und aargauischen Verband bekannt gegeben werden, am Kinderfest von 1937 marschierte bereits eine Delegation des neuen Vereins mit. Die Kriegsjahre waren für den jungen Verein dann alles andere als einfach – der Besuch der Proben schlecht. Nach 1945 konnte sich die Gruppe festigen, sie zählte bald 20 Mitglieder, welche sangen und tanzten.

Mit Hanni Bracher, der bekannten Jodlerin, Dirigentin und Komponistin, die die Trachtengruppe Oftringen in der Zeit von 1967 bis 1992 dirigierte, erlebte die Gruppe ihren grössten Aufschwung. «Auf rund 50 Mitglieder», wie Dora Schütz schätzt. Unter Hanni Bracher veränderte sich auch das Liedgut wesentlich, brachte sie doch den Jodelgesang in die Trachtengruppe, was bis heute so geblieben ist.

Corona hat dem Verein zu schaffen gemacht

Zurück in die Gegenwart. Unter dem Präsidium von Franziska Wüest hat die Trachtengruppe wieder Fahrt aufgenommen. Bis der Lockdown verkündet wurde. «Ich musste an der Hauptprobe am Vorabend verkünden, dass wir am kommenden Tag unseren Trachtenabend nicht durchführen können», erinnert sich Franziska Wüest. Der nächste Trachtenabend sollte erst zwei Jahre später wieder stattfinden können. Einige Mitglieder verliessen in dieser Zeit den Verein, altersbedingte Abgänge konnten kaum mehr ersetzt werden, obwohl viele Anstrengungen unternommen wurden, jüngere Mitglieder zu gewinnen. «Corona hat vieles verändert», stellt auch Dora Schütz fest und schmunzelt. «Wir haben immerhin gelernt, wie wir uns besser schützen können», meint sie, in der Pause würde seither immer ein kleiner Schluck Appenzeller eingenommen …

«Nun freuen wir uns aufs Jubiläum», meint Franziska Wüest. Ein Jubiläum, bei dem die Trachtengruppe mit einem ganz besonderen Programm aufwarten kann. Die Tanzgruppe unter der Leitung von Lisebeth Wälchli und Bruno Loosli wird traditionsreiche Trachtentänze präsentieren, der Chor unter der Leitung von Regula Zimmerli mit einem wunderbaren Liedprogramm aufwarten. Begleitet wird die Trachtengruppe wie üblich von der Oberbaselbieter Ländlerkapelle, die zu späterer Stunde auch zum Tanz aufspielen wird. Zudem gibt es auch eine Einlage eines Alphorn-Duos. Als «Special Guest» tritt mit «Volks-Rocker» Willy Tell ein bekannter Name aus der Schweizer Showszene in Oftringen auf.  Das ehemalige «ChueLee»-Mitglied wird ein eigens für die Trachtengruppe komponiertes Lied mit dem Titel «Heimat» gemeinsam mit Chor singen. Als Grande Finale wird Willy Tell mit Chor und Tanzgruppe gemeinsam auftreten.

88 Jahre Trachtengruppe Oftringen

Samstag, 22. Februar
in der Mehrzweckhalle Oftringen
Türöffnung 18 Uhr
Programm ab 20 Uhr
Eintritt: 15 Franken, bis 12 Jahre 6 Franken

Der Chor zählt aktuell 15 Sängerinnen und Sänger.
Bild: zvg
Drei Tanzpaare auf der Bühne.
Bild: zvg
Präsidentin Franziska Wüest zusammen mit Tochter Luzia am Eidg. Trachtenfest 2024 in Zürich.
Bild: zvg / Remo Buess
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Pony reiten, eine Dartscheibe basteln – oder doch lieber Zopftiere backen?

Zofingen Der Ferienspass in der Freizeitanlage Spittelhof bot viel Abwechslung

In der Spittelhof-Küche versammelte sich eine Schar kleiner Bäckerinnen und Bäcker. Bevor es jedoch losging mit dem Vergnügen, Zopftiere herzustellen, mussten noch wichtige Fragen über das Fallschirmspringen geklärt werden. Danach lauschten die Kleinen aufmerksam den Erklärungen, auf was es beim Kneten, Formen und Dekorieren der Tiere ankommt. Igel, Maus und Schildkröte standen hoch im Kurs. Eifrig waren die BäckerInnen bei der Sache, manchmal wurde der erste Entwurf dann doch wieder verworfen.

Dabei sparten die Kinder nicht mit Anerkennung für die anderen, sondern fragten durchaus mal beim Gspändli nach: «Was ist das?» so ein Junge, als eines der Tiere der «Nachbarin» den Weg auf das Backblech fand. «Das ist eine Schnecke», kam als stolze Antwort. «Ja, aber dann musst noch einen Kopf draufkleben.»

Als Augen dienten Rosinen, als Ohren Mandeln; Eigelb und Hagelzucker gaben den letzten Schliff, bevor die Kunstwerke in den Ofen wanderten. Im zweiten Teil des Kurses wurden Pizzaschnecken hergestellt.

Breit gefächertes Angebot

Ponyreiten in Uerkheim, eine Dartscheibe basteln, Taschenlampen mit Fimo verzieren – oder Klettern für die Sportlichen. Im Spittelhof wurden zahlreiche Kurse für die Sportferien angeboten. Der Grossteil war ausgebucht und hätte durchaus noch einmal durchgeführt werden können. «Die Eltern hätten ihren Kindern gerne mehrere Kurse gebucht, aber viele waren sehr schnell ausgebucht», so Seraina Combertaldi, die die Freizeitanlage leitet. «Es ist sehr schön zu sehen, wie gut die Angebote ankommen.»

Ab Mitte März sind die Daten für April bis Juni online – nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern dürfen gespannt sein, was es für Kurse geben wird. Aktuell können Kinder ab dem ersten Schuljahr in der Holzwerkstatt und im Töpferkeller ihre Kreativität ausleben.

Vorsichtig werden die Stacheln für den Igel kreiert.
Bild: Regina Lüthi
Die Sportlichen konnten klettern gehen.
Bild: Spittelhof
Ponyreiten stand hoch im Kurs.
Bild: Spittelhof
In der Werkstatt entstand eine Dartscheibe.
Bild: Spittelhof
Papiertaschen für die Backwaren durften bemalt werden.
Bild: Regina Lüthi
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Starker Jahresgewinn und solide Bilanz

Die Clientis Sparkasse Oftringen schloss 2024 nicht nur ihr Umbauprojekt erfolgreich ab, sondern erzielte gleichzeitig ihr bestes Jahresergebnis der Geschichte. Nun beantragt sie der Generalversammlung eine Verjüngung des Verwaltungsrates.

Oftringen Clientis Sparkasse Oftringen mit Rekordergebnis

Ein zufriedener Daniel Studer, Bankleiter der Clientis Sparkasse Oftringen, sprach am Mediengespräch diese Woche von einem «soliden Jahresergebnis», als er seine Zahlen für das Jahr 2024 präsentierte. Dass er nicht mit Rekordzahlen prahlt, gehört zur DNA der ältesten Bank im Kanton Aargau. Man ist bescheiden. Und doch hat seine Bank im vergangenen Jahr mit 3,8 Millionen Franken (+17.1% gegenüber 2023) den höchsten Geschäftserfolg ihrer Geschichte geschrieben. Der ausgewiesene Jahresgewinn von 975’000 Franken entspricht einer Steigerung gegenüber Vorjahr von 8.7%. Das erfreuliche Ergebnis ermöglichte es der Bank zudem, ihr Eigenkapital um 5.27% zu erhöhen, dank gezielter Zuweisung an die Reserven. «Dadurch konnten wir unsere Substanz weiter nachhaltig stärken», erklärte Daniel Studer. Freuen können sich auch die Genossenschafter. Sie sollen ebenfalls profitieren. So beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung, eine um 2% erhöhte Dividende von 38% auf dem Genossenschaftskapital auszuschütten.

Zum starken Ergebnis beigetragen haben sowohl das Zinsengeschäft wie auch das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. So konnten die Ausleihungen an Kunden um 2.52% oder 12.3 Millionen Franken auf 499 Millionen Franken erhöht werden. «Das Ende der Credit Suisse und die damit ausgelösten Marktverschiebungen aber auch die sinkenden Zinsen im Immobilienmarkt haben unser Resultat sicherlich begünstigt», ist Daniel Studer überzeugt. Trotz dynamischem Markt blieb sich die Bank am Strassenkreuz der Schweiz aber selbst treu: «Auch wir bekamen in den letzten Monaten verschiedene grössere Kreditanfragen auf den Tisch», erklärt Sandra Lüscher, Mitglied des Verwaltungsrates. «Doch wir machen nur, was wir verstehen. Wir finanzieren eher mittlere und kleine Objekte. Und dies in unserer Region». Einziger Wermutstropfen: Die Entwicklung der Kundengelder konnte mit dem Wachstum der Ausleihungen nicht ganz mithalten. Sie stiegen lediglich um ein gutes halbes Prozent.

Trotz den positiven Zahlen war auch das Geschäftsjahr 2024 nicht ohne Herausforderungen. Allem voran der überraschende Todesfall des langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Urs Suter im Mai 2024 forderte Verwaltungsrat und Geschäftsleitung auf allen Ebenen. Suter hatte die Bank seit 2000 als Verwaltungsrat und zwei Jahre später als Veraltungsratspräsident massgeblich geprägt. Sandra Lüscher, seit 13 Jahren Mitglied des Verwaltungsrates, wurden sodann die Präsidiumsfunktionen übertragen und wird nun an der Generalversammlung vom 1. März als neue Präsidentin vorgeschlagen. Sie sei ein «Kind der Sparkasse», wie sie selber stolz erklärt, und verweist auf ihre Karriere, welche sie als Lernende in dieser Bank begonnen hatte. Die Verjüngung des Verwaltungsrates hatte bereits Urs Suter in die Wege geleitet. Die im Sommer 2024 in die Frühpension entlassene Jsabelle Wilhelm – sie war über 26 Jahre innerhalb der Bank tätig, davon 16 Jahre lang Mitglied der Bankleitung – soll den ehemaligen Bankleiter und heutigen Verwaltungsrat Ueli Baumann ersetzen. Er gehörte acht Jahre dem Gremium an. Ebenfalls seinen Rücktritt angekündigt hat der langjährige Vizepräsident Gerrit Bos. Darum schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung zusätzlich Sandra Schmid, Treuhandexpertin aus Wolfwil, sowie Rudolf Studer, selbständiger Rechtsanwalt aus Oftringen, zur Wahl in das Führungsgremium der Clientis Sparkasse Oftringen vor.

Fertig umgebaut ist inzwischen auch das Bankgebäude. Die Mitarbeitenden profitieren ab sofort von zusätzlichen Räumlichkeiten, einem besseren Raumklima und einer nachhaltigen Heizung mittels Grundwasserwärmepumpe. Zudem wurde die Anzahl Parkplätze erhöht.

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Aktiver Baumeister mit Konfliktpotenzial

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Schweiz vollständig ausgestorben, hat sich der Biber auch hierzulande wieder angesiedelt. Rund 4900 Biber wurden bei der letzten Bestandeserhebung 2022 in der Schweiz gezählt. Die Ausbreitung der gefrässigen Nager ist eine Erfolgsgeschichte, bietet aber auch Konfliktpotenzial.

Rothrist/Vordemwald Der Biber fördert die Biodiversität

Abgenagte Baumstümpfe à discretion. Kreuz und quer über den Bach liegende Baumstämme. Ein Damm, der das Wasser vor der Strassenquerung staut. Ein eingestürztes Bachufer, das den Bachlauf wesentlich verbreitert hat. Im Naturschutzgebiet Weihergut an der Gemeindegrenze von Vordemwald und Murgenthal hat die Biberfamilie ganze Arbeit geleistet. «Der Biber hat mit seiner Arbeit, die hier nun wirklich niemanden stört, die Landschaft wesentlich umgestaltet und renaturiert», hält Adrian Wullschleger, Vorstandsmitglied des Naturschutzvereins Vordemwald fest. War der Westerbach früher ein kanalisierter, rund eineinhalb Meter breiter Bachlauf, so hat der Biber den Bach stellenweise auf rund sechs Meter verbreitert.

«Wo der Biber Wasser staut, schafft er Abschnitte mit unterschiedlichen Fliessgeschwindigkeiten», weiss der Vordemwalder Biologe Stefan Suter, das fördere die Biodiversität. Prachtlibellen etwa würden am Westerbach dank dem Biber gute Bedingungen vorfinden. «Sie bevorzugen gehölzfreie Bereiche langsam fliessender Gewässer, in denen sich ihre Larven entwickeln können», führt Suter weiter aus. Ebenfalls profitieren können gewisse Pflanzenarten, insbesondere Riedpflanzen, die langsam fliessende Gewässerabschnitte benötigen, um Boden fassen zu können.

Adrian Wullschleger beim Biberdamm im Weihergut.
Bild: Thomas Fürst

Einst ausgerottet, später wieder angesiedelt

Heute leben 4842 Biber in der Schweiz, davon 556 im Kanton Aargau. Das hat die Biberbestandeserhebung von 2022 ergeben. Das war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ganz anders. Damals war der Biber in der Schweiz komplett ausgestorben. Ausgerottet. Die bessere Gesellschaft trug gerne Biberfilzhüte, das Salicylsäure enthaltende Sekret Bibergeil galt als Aphrodisiakum und wurde mit Gold aufgewogen. Zudem lieferte ein erwachsenes Tier 20 bis 30 Kilogramm Fleisch.

Zwischen 1956 und 1977 wurden in der Schweiz insgesamt 141 Biber wieder angesiedelt, seit 1962 ist die Tierart geschützt. Die Biberpopulation wuchs in den ersten Jahrzehnten nach der Wiederansiedlung eher langsam. Bei der ersten Biberbestandserhebung von 1978 wurden 111 Tiere gezählt, 1993 454, bei der dritten Zählung 2008 waren es schon 1602. In den folgenden 14 Jahren bis zur vierten und vorläufig letzten Biberbestandserhebung von 2022 hat sich der Biberbestand nochmals verdreifacht.

Erhebliches Konfliktpotenzial

Die grösste Dichte an Bibern findet sich hierzulande entlang der Aare, doch auch die Besiedlung kleiner und sehr kleiner Bäche hat sich fortgesetzt. Gerade in kleinen Bächen bauen Biber vermehrt auch Dämme. 2008 fanden die Kartierenden und Wildhüter erst 185 Biberdämme in der ganzen Schweiz, 2022 waren es 1316. Hier kommt es zunehmend zu Konflikten in der Landwirtschaftszone. Das Problem besteht vor allem darin, dass unter Bibereinfluss stehende Flächen nicht mehr nach den gängigen landwirtschaftlichen Methoden bewirtschaftet werden können. Mit Folgen für den Bewirtschafter: Nach aktuellem Recht droht zuerst die Kürzung von Kulturbeiträgen und bei andauernder Auflassung der Wegfall wirtschaftlicher Nutzflächen. Damit verbunden eine Reduktion der Flächenbeiträge, betriebliche Konsequenzen sowie Konflikte mit dem ökologischen Leistungsausweis. «In der Summe sind dies für die Bewirtschafter kaum akzeptierbare Konsequenzen», wird im Fazit aus der Bestandeserhebung festgehalten, Instrumente zur Abgeltung solcher Flächen gelte es zu entwickeln.

Szenenwechsel. Im Gebiet Weiherdäntsch, entlang der Hauptstrasse Strengelbach – Vordemwald, hat sich ebenfalls ein Biber angesiedelt. «Er ist seit letztem Herbst dort, jetzt gestaltet er im Geissbach seinen Lebensraum», weiss Adrian Wullschleger. Der Nager hat einen Damm errichtet – das Wasser ist auch schon übers Bachbett hinausgeschwappt. Weil sich Häuser in der Nähe befinden, gilt es, die Entwicklung genau im Auge zu behalten. Es könne aber festgehalten werden, dass der Biber Siedlungsgebiet nach wie vor meide, betont Wullschleger.

Mensch setzt Grenzen, Biber überwindet sie

Ein letzter Szenenwechsel. Der Weg führt in den Wald, zum Wiedervernässungsgebiet im Rothrister Langholz. Dort wurde ein Waldgebiet über viele Jahre durch ein dichtes Grabensystem entwässert. 2010 setzte der Kanton Aargau ein Naturwaldreservat-Projekt um, mit dem Ziel, das Gebiet für die standorttypischen wechselfeuchten bis nassen Waldgesellschaften und die darauf angewiesenen seltenen Tier- und Pflanzenarten zurückzugewinnen. Dazu hat man die alten Gräben verschlossen und neue Dämme erstellt.

Auch der Biber hat am Gebiet seinen Gefallen gefunden. «Er ist 2018 wahrscheinlich vom Gfillmoosweiher ins Langholz gekommen», sagt Adrian Wullschleger, nachdem er diesem mit Grabungen im Damm kurzzeitig den «Stöpsel» gezogen hatte. Auch im Langholz hat er nachhaltig gewirkt, Bäume gefällt, sogar Wege untergraben. Der Kanton als Waldeigentümer hat auf die Entwicklungen reagiert. Aus Sicherheitsgründen wurden neue Waldstrassen angelegt, die vom Biber untergrabenen nicht nur stillgelegt, sondern mit einem neuen Damm sogar unter Wasser gesetzt. «Um dem Biber weiteren Lebensraum zu schaffen», wie Adrian Wullschleger ausführt. Kleines Detail am Rande: Als der Kanton die Bauarbeiten für den neuen Damm wegen Dauerregen unterbrechen musste, hat der versierte Baumeister Biber am neuen Damm munter weitergebaut… Seit der Fertigstellung des Damms ist rund ein halbes Jahr vergangen. Der Biber hat seine Wirkungskreise bereits weiter ausgedehnt und ist jetzt auch rund 50 Meter unterhalb des Damms anzutreffen. Dort hat er eine weitere Wasserfläche geschaffen, indem er ein Abflussrohr verstopft hat. Man darf gespannt sein, was der Nager im Langholz noch schaffen wird.

Ein schwimmender Biber an der Aare bei Belp.
Bild: Adrian Wullschleger

Besonders gut sichtbar ist momentan, dass der Biber die grossen Weisstannen geschält hat. «Sie werden in etwa zwei Jahren absterben», weiss Adrian Wullschleger. Damit schafft der Biber Licht und Platz für andere Baumarten wie Weiden und Erlen, die von Natur aus an vernässten Stellen wachsen. Und gleichzeitig «Biberfutter» sind. Auch die absterbenden Tannen erfüllen ihren Zweck im Kreislauf der Natur. Sie werden zu Totholz. Totholz wiederum ist Lebensgrundlage tausender Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Moosen und Flechten und begünstigt zum Beispiel Käfer. Käfer wiederum begünstigen Spechte. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Baumeister Biber fördert die Biodiversität nachhaltig. Und sorgt trotzdem für ein gewisses Konfliktpotenzial.

Besonders gut zu sehen: Im Langholz hat der Nager die mächtigen Weisstannen geschält.
Bild: Thomas Fürst
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Hausfrauenalltag im Guntenrain

Trudi Venditti-Fretz (*1943) erzählt vom Alltag ihrer Mutter als Hausfrau und Besuchen der Säuglingsschwester, die auf ihrer Tour mit dem Velo bei Familie Fretz Mittagshalt machte.

Zofingen Die 72. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

Die folgende Erzählung stammt aus den 1950-er-Jahren, als Trudi und ihre 1946 geborene Schwester Myrtha noch zur Schule gingen, während ihre älteren Brüder Ernst, Edwin, Ueli und Gottlieb bereits in der Lehre oder im Studium waren. Daneben hatten ihre Eltern wechselnde Pflegekinder und ab und zu noch einen Gast mehr am Mittagstisch. Und das kam so, wie Trudi Venditti erzählt:

«Damals kam die Säuglingsschwester alle paar Wochen mit dem Velo zu den jungen Müttern nach Hause, um sie bei der Pflege ihres Kleinkindes zu beraten und das Baby auf gesundes Gedeihen zu überwachen. Bei Arbeitsbeginn besuchte sie als erstes die Zofinger Haushalte und fuhr dann gegen Mittag ins Mühlethal. Mit unserer Mutter war jeweils vereinbart, dass sie dann gleich zu uns zum Zmittag kommen solle, obwohl sie bei uns seit Jahren keinen Einsatz mehr hatte. Für unsere Mutter bedeutete dies, dass sie nicht nur für sich und Vater, sondern auch noch für die sechs Kinder, die Pflegekinder sowie für die Säuglingsschwester etwas auf den Tisch bringen musste. An so einem Tag war das meist Wähe.

Süsse und salzige Wähen

Schon frühmorgens stellte sich die Mutter dazu in die Küche, um den Teig vorzubereiten. Danach wurde ein Wähenblech ums andere mit Füllung belegt und nacheinander in den Ofen geschoben. Zuerst die süssen Wähen, die man kalt essen konnte und kurz vor dem Mittag noch die währschaften Wähen, die warm auf den Tisch kamen. Insgesamt etwa vier Bleche. Auf diese Weise wurden die Äpfel und Zwetschgen verwertet, die vom eigenen Garten stammten und vorher mit viel Aufwand sterilisiert und abgefüllt wurden. Ordentlich in Reih und Glied lagerten die Gläser dann im Vorratskeller und warteten auf ihren Einsatz. Die salzige Wähenvariante bestand meist aus Spinat, ab und zu gab’s auch eine Zwiebel-Käse-Wähe.

Nach dem Mittagessen verabschiedete sich die Säuglingsschwester, fuhr mit ihrem Velo weiter nach Hinterwil, Uerkheim, Bottenwil und von da zurück nach Zofingen. Ein heute unvorstellbarer sportlicher Einsatz nebst ihrer beruflichen Tätigkeit den ganzen Tag über.

Der Nachmittag war für unsere Mutter nicht weniger anstrengend, denn nun kam die übrige Hausarbeit an die Reihe, und schon bald war wieder Küchendienst angesagt, um der hungrigen Familie etwas Günstiges und doch Nahrhaftes auftischen zu können, wie zum Beispiel Kartoffeln oder Kohl, beides natürlich auch aus eigenem Anbau.»

Mühlethal im Museum Oftringen

Die an den Vortragsabenden «Mühlethal Einst und Heute» in November 2023 und 2024 im Kirchgemeindehaus Mühlethal gezeigten Filme und Präsentationen sind ab sofort im Museum Oftringen zu sehen. Das Museumskafi im Erdgeschoss des «Alten Löwen» an der Dorfstrasse 27 in Oftringen ist ab dem 2. März jeweils an jedem zweiten Sonntag von 15 bis 17 Uhr offen. Der Eintritt ist gratis. Infos auf www.museum-oftringen.ch.