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Das Aarestädtchen liegt ihm am Herzen

Briefmarken, Postkarten, Stiche und alles, was irgendwie mit Aarburg zu tun hat: Ueli Heiniger ist ein leidenschaftlicher Sammler – und trotz seiner 84 Jahre hat ihn seine Leidenschaft bis heute nicht losgelassen.

Aarburg Ueli Heiniger ist ein leidenschaftlicher Sammler

Aarewoog und Festungshügel mit Festung und Kirche. In Reih und Glied hängen die wunderbaren Stiche mit dem bekannten und wohl am häufigsten verewigten Aarburger Sujet im Wohnzimmer von Ueli Heiniger. «So etwas hängt heute leider nur noch in den wenigsten Wohnzimmern», sagt Heiniger mit bedauerndem Unterton. Der 84-Jährige ist bis heute ein leidenschaftlicher Sammler geblieben, auch wenn das allgemeine Interesse an Stichen oder Briefmarken in den letzten Jahren merklich geschwunden ist. «Bekannt geworden bin ich in der Philatelie», führt er aus. Das ist bescheiden formuliert, ist der Aarburger doch schweizweit einer der bekanntesten Sammler von Briefmarken. Und gilt auch als hervorragender Kenner der Briefmarkenkunde, auf dessen Rat und Mitarbeit immer wieder zurückgegriffen wird, wenn es etwa um die Publikation von Katalogen oder Büchern zu philatelistischen Themen geht. Wenig überraschend, dass Ueli Heiniger 2005 ins «Consilium Philateliae Helveticae» berufen wurde, den «Rat der schweizerischen Philatelie». Ein auf maximal 40 Aktiv-Mitglieder beschränktes Gremium, das sich um die Förderung und das Studium von Philatelie und Postgeschichte bemüht.  

Nach dem Tod des Vaters die Sammelleidenschaft entdeckt

«Schon mein Vater sammelte Antiquitäten und auch ein wenig Briefmarken», erinnert sich Ueli Heiniger. Die Die Leidenschaft fürs Sammeln hat zwar Tradition in der Familie Heiniger, doch die Sammelleidenschaft schwappte vorerst nicht auf den Sohn über. «Im jugendlichen Alter standen andere Interessen im Vordergrund», betont er dazu. Doch als sein Vater allzu früh verstarb, begann der damals 22-Jährige, sich mit der Hinterlassenschaft seines Vaters auseinanderzusetzen. «Dort hat es mich richtig gepackt», erinnert sich Heiniger.

Begonnen hat es mit der vom Vater zusammengetragenen Sammlung von Soldatenmarken aus dem Ersten Weltkrieg. «Diese Sammlung habe ich dann ausgebaut, heute ist es die grösste existierende Sammlung», weiss Heiniger, der diese schon mehrmals national und auch international ausgestellt hat. In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat der Aarburger unzählige weitere Sammlungen zusammengetragen. «Gruss aus dem Rüebliland», eine Pestalozzi-Sammlung, die unter anderem einen Originalbrief des Pädagogen aus seiner Zeit in Yverdon enthält, eine Sammlung von Privat-Ganzsachen aus der Schweiz oder die Soldatenmarken der Fliegertruppen aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf letztere ist Heiniger besonders stolz, wurde doch diese mit «Grossgold» prämiert, der höchsten Auszeichnung, mit welche Philatelisten ausgezeichnet werden können.

Fast das ganze Leben in Aarburg verbracht 

Ja, und dann ist natürlich noch das Thema «Aarburg». «Ein Lieblingsthema», wie der Ur-Aarburger Heiniger unumwunden bestätigt. Im Aarestädtchen – im Elternhaus im «Paradiesli», in dem er heute noch lebt – erblickte Heiniger das Licht der Welt, das Aarestädtchen blieb fast das ganze Leben lang Wohnsitz, Heimat sowieso. Nur während eineinhalb seiner mittlerweile 84 Lebensjahre hat der gelernte Bauzeichner das Aarestädtchen verlassen, als er nach seiner Lehrzeit bei Sulzer in Winterthur arbeitete. «Als dann der Vater starb, bat mich die Mutter, wieder heimzukommen.» Er fand seine Lebensstelle bei der Atel in Olten, wo er vierzig Jahre lang als Vermessungszeichner tätig war. «Es waren damals noch gute Zeiten bei der Atel», spricht er die Turbulenzen an, in die die heutige Alpiq in die letzten Jahre geraten war.  

Heiniger engagierte sich in der Folge auch im öffentlichen Leben in Aarburg. Seinen Interessen entsprechend etwa dreissig Jahre  in der Neujahrsblattkommission, sogar etwa vierzig Jahre  in der Museumskommission. «Nein», sagt er lachend, «da gab es nie Probleme, wenn ich im Auftrag der Museumskommission an eine Auktion entsandt wurde». Er habe einige wertvolle Zeitdokumente wie zum Beispiel das alte Postschild für das Aarburger Heimatmuseum ersteigern können. «Als Sammler darf man nie neidisch sein», betont Heiniger.  

Eine umfassende Aarburger Sammlung

Jedenfalls hat Ueli Heiniger im Lauf der Zeit eine gewaltige Aarburger Sammlung zusammengetragen. «Die Aarburger Postgeschichte ist sehr gut dokumentiert», betont er, da sei praktisch alles vorhanden. Die Sammlung an Stichen ist ebenfalls lückenlos. Und dann besitzt Heiniger auch eine riesige Sammlung von Ansichtskarten mit einem breiten Spektrum an verschiedenen Motiven. Natürlich ist das bekannte Sujet von Aarewoog mit Festung breit vertreten – unzählige Grusskarten zeugen davon. Besonders gut dokumentieren kann Heiniger auch die Geschichte der 1912 erstellten Maillart-Brücke, beziehungsweise ihres Vorgängers, einer Hängeseil-Brücke. «Es gibt mehrere Postkarten, welche die Bauzeit dokumentieren», weiss der Aarburger Sammler.

Eine schöne Anzahl, teils ungebrauchter Postkarten aus dem ehemaligen Burk´s Verlag, der an der Hofmattstrasse 2 domiziliert war, ist ebenfalls Teil der Sammlung. «Mein Vater war kurze Zeit im Besitz dieses Hauses und durch eine Hausräumung kamen diese Karten in meinen Besitz», erklärt Ueli Heiniger. Carl Burk war deutscher Abstammung und Buchbinder von Beruf. Er erwarb das Wohn- und Geschäftshaus 1898, eröffnete darin eine Schreibwaren-Handlung und besass diese bis Ende 1920. In dieser Zeit gründete er den Burk’s Verlag, in dem unter anderem die schönen Postkarten mit den Aarburger Motiven gedruckt und herausgegeben wurden. 

Schwierig, weitere Sammlerstücke zu finden

84 Jahre alt ist Ueli Heiniger – und noch immer ist er ein begeisterter Sammler. Doch es werde immer schwieriger, noch etwas zu finden, das er nicht schon besitze. Besonders in der Philatelie, da sei der Markt ausgetrocknet. Gedanken macht sich Heiniger auch über die Zukunft seiner Sammlung. «Im Moment ist es nicht so, dass jemand aus der Familie die ganze Sammlung übernimmt», sagt der Vater zweier Kinder. Vielleicht müsse man diese einst über eine Auktion verkaufen, meint er. Sein Wunsch wäre es aber, dass zumindest die Aarburg-Sammlung in der Familie bleiben würde. Wenn das nicht möglich wäre, würde er wohl eine Lösung mit dem Aarburger Heimatmuseum anstreben.