
Das «doppelte Gedächtnis» – Chancen und Risiken von KI im Alltag
Oftringen Jährlicher Talk vom Verein Atem-Weg für seine Mitglieder
Die Experten diskutierten über Gedächtnis, Ethik und die Frage, wie Künstliche Intelligenz (KI) den Alltag und die Gesellschaft verändert.
Die Diskussion beleuchtete die Chancen und Risiken der KI. Ein zentrales Thema war die Frage, wie sich Gedächtnis und Lernverhalten verändern, wenn man sich zunehmend auf digitale Helfer verlässt. Die Experten betonten, dass KI längst Teil des Lebens ist – vom Navigationssystem bis zur automatischen Bildbearbeitung. Dennoch bleibt die Balance entscheidend: Wer sich ausschliesslich auf Technik verlässt, verliert wichtige Grundkompetenzen. «Wie auch regelmässige, physische Fitness die körperliche Gesundheit fördert, sind regelmässige Hirnfitness und kritisches Denken unverzichtbar für die geistige Gesundheit – quasi die 10’000 geistigen Schritte fürs Hirn,» so Berkowitsch.
Unternehmen zwischen Effizienz und Ethik
Im Unternehmenskontext spielt KI eine doppelte Rolle: Sie erleichtert die Sicherung von Wissen, etwa durch die automatische Transkription und Zusammenfassungen von Sitzungen, und unterstützt den Aufbau kollektiver Datenbanken, im Sinne eines Unternehmensgedächtnis. Gleichzeitig verfolgen Firmen ökonomische Ziele – Kosten senken, Effizienz steigern, Umsatz erhöhen. Hier stellt sich die ethische Frage: Wie weit darf Datensammlung gehen? Die Diskussion machte deutlich, dass Transparenz und Wahlfreiheit für Kunden essenziell sind. Cookie-Banner und personalisierte Angebote wurden als Beispiele genannt, bei denen Ethik oft hinter wirtschaftlichen Interessen zurücktritt.
Als Unternehmerin ist Diethelm vielfältig unterwegs. Manches schreibt sie bewusst auf Papier, manches macht sie am PC und manchmal nutzt sie KI. Aber sie stellt auch klar: «Wenn ich keine Idee habe, was ich eigentlich will, dann kommt bei KI auch nichts Gescheites raus. Klare Vorstellungen und das Prompting, also das präzise Formulieren von Eingaben für die richtige Fragestellung im KI-Tool sind wichtig.»
Gefahr der Desinformation
Ein weiterer Schwerpunkt war die Gefahr der Desinformation. Mit KI-generierten Bildern, Stimmen und Texten verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Betrugsmaschen wie der «Enkeltrick» könnten durch Deepfakes (täuschend echte Fälschungen von Videos, Bildern etc.) neue Dimensionen erreichen. Kritisches Denken und Plausibilitätsprüfungen werden zur Schlüsselkompetenz – nicht nur für Unternehmen, sondern für jeden Einzelnen. Schulen stehen vor der Herausforderung, Medienkompetenz und den richtigen Umgang mit KI zu vermitteln.
Gesellschaftlicher Wandel und Zukunftsperspektiven
Auch die gesellschaftliche Dimension kam zur Sprache: KI kann Einsamkeit lindern, etwa durch virtuelle Begleiter, birgt aber Risiken für verletzliche Personen. Kritisches Denken, Kreativität und Eigenleistung dürfen nicht verloren gehen, auch wenn Abkürzungen allzu bequem werden. Diethelm und Berkowitsch waren sich einig: KI ist nicht aufzuhalten, doch ihre Nutzung erfordert klare Leitlinien, und bewusstes Entscheiden. Richtig eingesetzt, kann KI jedoch als Partner dienen – für Ideenentwicklung, Lernprozesse und neue Geschäftsmodelle.
Mit einer praktischen Gedächtnisübung durch Nicolas Berkowitsch durften die Teilnehmenden ihre Gehirnfitness testen. Ein feines Nachtessen aus der Lindenhof-Küche rundete diesen interessanten Vereinsabend ab.