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Drei Nummern im «Telephon-Buch»

Der Blick in das «Erste Schweizerische Telephon-Adress-Buch» von 1923 zeigt, dass in Mühlethal nur wenige Leute ein eigenes Telefon besassen.

Zofingen 59. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

Es habe in seiner Schulzeit «noch kein halbes Dutzend Telefone im Dorf» gegeben, wurde der langjährige Posthalter und Gemeindeammann Werner Roth (1926 – 2011) in der ersten Ausgabe der Mühlethaler Geschichten im August 2017 zitiert. Drei Jahre vor seiner Geburt waren es sogar erst drei. Im 12. Jahrgang des «Ersten Schweizerischen Telephon-Adress-Buch» von 1923 sind neben dem Gemeindeschreiber «Lauri, J.» – der den Apparat mit der Nummer 168 wohl auch für Amtsgeschäfte benötigte – zwei Geschäftsleute aufgeführt: Bäckermeister Binggeli mit 367, dessen stattliches Wohnhaus mit Laden in der Nähe des Lindenpasses heute die Adresse Geiserstrasse 10 hat. Weiter Wirt Fritz Humm, der unter der Nummer 368 erreichbar war. Von einer Tochter Humms hat Familie Kuhn 1949 die Wirtschaft übernommen. Heute kann die dritte Generation schon bald auf eine 75-jährige Geschäftstradition im Gasthof Linde zurückblicken.

140’000 Abonnenten in 6000 Ortschaften

Bemerkenswert ist, dass damals noch die Telefonanschlüsse der ganzen Schweiz in einem handlichen Band Platz fanden. Zur Info an die jüngeren und zur Erinnerung an die älteren Leserinnen und Leser: In den 1990-er-Jahren gab es gleich zwei Aargauer Telefonbücher, Aargau Ost und Aargau West, weil die Einträge des ganzen Kantons in einem Band keinen Platz mehr fanden.

Laut Eigenwerbung sind in der 1923er-Ausgabe 140’000 Abonnenten verzeichnet, «Herausgegeben mit Genehmigung der schweizerischen Ober-Telegraphendirektion». Zu den rund 6000 aufgeführten Ortschaften gehören neben Mühlethal AG auch Mühlethal BE bei Aarberg und Mühlethal FR bei Schmitten. Im Telefonbuch erwähnt ist auch die Höhe über Meer, 542 Meter, sowie die Einwohnerzahl von 312 Personen.

300 Anschlüsse in Zofingen

Für Zofingen sind 5033 Einwohner angegeben. In der Stadt ist die Telefondichte mit 300 Anschlüssen schon etwas höher. Von A wie «Aargauische Kantonalbank» bis Z wie «Zwicky, Balthasar, photographisches Atelier». Verzeichnet sind Industriebetriebe, Fuhrhalter, Gasthäuser sowie offizielle Stellen wie Polizei, Feuerwehr, das Licht- und Wasserwerk, die Gemeindekanzlei, die Armenpflege oder das Bezirksgericht. Dazu Institutionen wie die Milchverwertungsgenossenschaft, die Freisinnige-demokratische Partei des Kantons Aargau und der Textilarbeiter-Verband. Manche Unternehmer sind gleich zweimal verzeichnet, mit Geschäfts- und Privatnummer. Dazu gehörte wahrscheinlich der oben erwähnte, Mühlethaler Gemeindeschreiber namens Lauri, dessen Familie 1845 in Mühlethal eingebürgert wurde. Der Name «J. Lauri» ist auch unter der Zofinger Nummer 81 aufgeführt, die dem Spezereihändlerverband gehörte. Möglicherweise war der Zofinger J. Lauri aber ein anderer als der Mühlethaler.

Titelseite des historischen Telefonbuchs.
Bild: zvg
Blick in das Telefonbuch von 1923, als es in Mühlethal AG erst drei Anschlüsse gab.
Bild: zvg