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Dü-da-doo am Lindenpass

Vor 100 Jahren ertönte erstmals das Dreiklanghorn der Schweizer Postautos. Im Mühlethal war es von 1970 bis 2006 zu hören.

Zofingen Die 62. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

Um die anderen Verkehrsteilnehmer an unübersichtlichen Stellen auf engen Bergpoststrassen warnen zu können, hat die Post 1924 das Dreiklanghorn eingeführt, wie es heute in der Schweiz (fast) jedes Kind kennt. Die Tonfolge «cis-e-a» stammt aus der Ouvertüre zu Gioachino Rossinis Oper «Wilhelm Tell». Die Mühlethalerinnen und Mühlethaler mussten allerdings etwas länger warten, bis sie diese Töne bei sich daheim zu hören bekamen. Am 31. Mai 1970, als die Hauptstrasse erst seit kurzem geteert war, begann der Linienbetrieb der Post von Zofingen über den Lindenpass nach Uerkheim/Bottenwil und zurück. Einmal täglich wurde auch Kölliken angefahren. Später wurde die Linie nach Schöftland verlängert. Bruno Graber, der den Start als 14-Jähriger miterlebt hat, erinnert sich: «Die neue Postautostrecke konnte man am ersten Tag gratis nutzen. Da gab es einige Passagiere, die fast den ganzen Sonntag mit dem Postauto unterwegs waren».

Gesprächige Chauffeure

Im Auftrag der PTT führte Postautohalter Bossard aus Bottenwil die Fahrten aus. Regelmässig waren die gleichen Wagenführer auf der Linie unterwegs. Manche waren sehr gesprächig und deshalb bestens informiert, was in den Dörfern auf der Strecke so läuft. Dem Schild «bitte nicht mit dem Chauffeur sprechen» schenkten nicht alle die gleich grosse Beachtung. Und dem einen oder andern verpassten die Oberstufen-Schüler, die den Bus für ihren Schulweg nach Zofingen nutzten, auch einen Übernamen. Zum Beispiel «Ja-Merci», der täglich sicher einige Hundert Mal «Ja» und «Merci» sagte, weil ja damals noch jeder einzelne Passagier vorne neben dem Fahrer einsteigen und dabei sein Abo oder Billett vorzeigen musste.

Junge Hühner im Postauto

Bis in die 1990er-Jahre hinein fuhr das Postauto nicht nur für die Passagiere, sondern transportierte auch viele Briefe und Pakete. Manchmal wurde dafür ein Anhänger mitgeführt. Der Schreibende mag sich noch gut daran erinnern, dass im Passagierraum des Postautos ab und zu auch Expresspakete oder Postsäcke lagen. Es kam sogar vor, dass der Chauffeur lebendige Fracht mitführte! Das aufgeregte Gepiepse der Bibeli, das aus einem Paket mit grossen Luftlöchern kam, war deutlich zu hören. Inzwischen transportiert die Post solche Sendungen nur noch per Kurier.

Briefe und Pakete wurden immer weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert, dafür der Fahrplan ständig ausgebaut. Warum die Post 2006 den Auftrag für den Busverkehr im Wiggertal verlor, darüber mehr in einer nächsten Ausgabe der Mühlethaler Geschichten.

Grosser Andrang am ersten Tag des Postautobetriebs beim Fahrplanwechsel vom 31. Mai 1970.
Billd: zvg

Fotos gesucht

Besitzen Sie Fotos oder haben Erinnerungen an das Mühlethal von früher? Die Autoren Christian Roth, Ernst Roth und Bruno Graber sind für weitere Mühlethaler Geschichten und Bildervorträge daran interessiert. Bitte melden Sie sich bei der Redaktion unter Telefon 062 745 93 93 oder E-Mail: redaktion@wiggertaler.ch.