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Ein rauschendes Fest der Blasmusik und eine neue Uniform

Drei Tage lang wird in Reiden der 125. Geburtstag der Musikgesellschaft gefeiert. Mit einer Partynacht zum Auftakt sowie einem Fest der Blasmusik mit befreundeten Formationen am Samstag. Am Sonntag folgt als glanzvoller Höhepunkt der Festakt, bei dem die Reider «Musig» ihre neue Uniform zeigen und sämtliche Formationen der MGR aufspielen werden.

Reiden 28. – 30. Juni: 125 Jahre Musikgesellschaft Reiden (MGR)

«Ich lasse mich gern für solche Engagements begeistern», sagt Marco Wermelinger. Der 35-jährige Reider hat das OK-Präsidium für das dreitägige Jubiläumsfest auf Anfrage aus der Musikgesellschaft übernommen, obwohl er «eher im Turnen zu Hause ist» und auch kein Instrument spielt. Auch, weil er es wichtig findet, sich aktiv am Vereinswesen und am Dorfleben zu beteiligen. Zudem hätten sich Turnverein und Musikgesellschaft in der Vergangenheit immer schon ausgeholfen. Das ist auch am kommenden Wochenende so, wenn die Musikgesellschaft Reiden ihren 125. Geburtstag feiern darf.

Auf dem Festareal Reiden Mitte startet das Fest am Freitag-Abend mit einer Partynacht ab 17 Uhr: Biergarten und Barbetrieb dazu ein vielseitiges kulinarisches Speiseangebot und Party Classics mit DJ Urs von Wartburg. «Ideal zum Starten», findet das der OK-Präsident. Der Samstag steht dann ganz im Zeichen der Blasmusik. Praktisch im Stundentakt lösen sich die befreundeten Gastvereine und Kleinformationen auf der Bühne ab und werden für tolle Stimmung sorgen. Die Musikgesellschaft Dagmersellen, die BML Talents und die Brass Band Abinchova erweisen dem jubilierenden Verein mit ihren Auftritten ebenso die Ehre wie die drei Kleinformationen «Schagüsi», «BrassUf» und «FassBrass». «Da hat es für jeden Geschmack etwas dabei», ist sich Marco Wermelinger sicher. Und auch Fussball-Fans können am Festgeschehen ohne Bedenken teilnehmen – am Stüblifest gibt es für die beiden Spiele der Euro 24 um 18 und 21 Uhr ein Public Viewing.

Festakt mit Uniformenweihe am Sonntag

«Dem Organisationskomitee war es wichtig, dass der jubilierende Verein ‹sein› Fest auch ein wenig geniessen darf und selber auftreten kann», betont Marco Wermelinger. So steht denn der Sonntag ganz im Zeichen des «Geburtstagskinds», dessen drei Formationen inklusive Musikschule «Klangwelt Wiggertal» und Wiggertaler Jugendblasorchester den ganzen Tag für die musikalische Unterhaltung sorgen werden. Grünes Jägermodell von 1904, im Offiziersschnitt gehaltene, braune Uniform von 1930, historische Uniform in schwarz von 1955, rot-schwarze von 1974 und nochmals rot-schwarze Uniform von 1999. Es dürfte eine der wohl meist diskutierten Fragen im Dorf sein, welche Farbe die neue Uniform der Reider «Musig» haben wird. Das gut gehütete Geheimnis wird am offiziellen Festakt vom Sonntag, 10 bis 12 Uhr, gelüftet. Die Brass Band Musikgesellschaft Reiden wird den Festakt im «neuen Tenue» gleich auch selbst umrahmen. Anschliessend folgen die Auftritte von Seniorenmusik MGR, Schlagzeugensemble und Brassini der Musikschule, Junior Brass Band MGR sowie vom Wiggertaler Jugendblasorchester der Musikschule. «Der Sonntag Nachmittag soll auch ein wenig zum Familientag werden», verrät der OK-Präsident. So ist zum Beispiel die Ludothek mit Spielgeräten vor Ort, die Junior Brass Band bietet unter anderem ein Preis-Schränzen sowie ein Foto-Shooting an. Und fordert zum Mitspielen im JBB-Ensemble auf: «Mit einem Gartenschlauch spielst du deine ersten Töne», heisst es da.

Von der «Meyer-Musik» zur Musikgesellschaft

Kein Jubiläum ohne Rückblick. Gegründet wurde die Musikgesellschaft Reiden unter dem Namen «Harmonie-Musikgesellschaft des Versandgeschäftes Meyer, Reiden» am 20. Dezember 1899 im Gasthaus Mohren. Ihren unkonventionellen Namen verdankte die Musikgesellschaft der Tatsache, dass zahlreiche Musikanten Angestellte des Versandhauses Meyer waren, dessen Direktor Ludwig Meyer auch sämtliche Instrumente finanzierte. Allerdings existierte schon in den 1820-er-Jahren eine Musikgesellschaft Reiden, die in Zofingen am 1. Eidgenössischen Musikfest 1862 nachweislich dabei war. Dieser Vorläufer löste sich 1885 wieder auf.

Bereits 1905 trat die MGR dem Kantonal-Musikverband bei. Im gleichen Jahr nahm sie erstmals am Kantonal-Musikfest in Sursee teil, wo sie den dritten Rang erspielte. Im Folgejahr erfolgte der erste Auftritt am Eidgenössischen in Interlaken, von dem die MGR mit einem Eichenkranz nach Reiden zurückkehrte. Trotz dieser ersten Erfolge verlief die Entwicklung der MGR alles andere als geradlinig. In den ersten 30 Jahren bemühten sich 12 Direktoren und 15 Präsidenten um den musikalischen Aufstieg und die Leitung der MGR. In den folgenden 70 Jahren kehrte im Verein mehr Ruhe ein – die MGR kam mit sechs Direktoren und 15 Präsidenten aus. Sie etablierte sich aber mit eigenen Anlässen wie Jahreskonzert, der musikalischen Umrahmung von kirchlichen Anlässen, Vereinsempfänge und Gratulationsständchen als feste Grösse im Dorf. Und zeigte sich auch immer wieder als gewiefter Organisator von Grossanlässen. 1936, 1949 und 1974 wurde der Luzerner Kantonal-Musiktag, 1995 das 25. Luzerner Kantonal-Musikfest in Reiden durchgeführt. Bei letzterem spielten während vier Tagen 54 Sektionen mit rund 2500 Musikanten auf.

Die Musikgesellschaft in der ersten, grünen Uniform von 1904.
Bild: zvg/www.hermannkeist.ch

Grosse Erfolge gefeiert

In den 125 Jahren ihres Bestehens durfte die Musikgesellschaft Reiden viele grosse Erfolge feiern. So erreichte der Verein 1950 unter der Direktion von Toni Fischer am Luzerner Kantonal-Musikfest in Hochdorf mit 99 von 100 Punkten die höchste Punktezahl aller Vereine und damit auch den 1. Rang in der 3. Klasse. Mit Franz Rengglis Wirken ab 1978 wechselte die MG Reiden auch den Besetzungstyp. Die traditionelle Blechmusikbesetzung wurde durch die Instrumentation einer Brass Band nach englischem Muster modifiziert. Auf den ersten Musikfestbesuch 1979  am Zürcher Kantonalen Musikfest in Kloten (1. Rang, 2. Klasse) folgten viele weitere absolute Höhepunkte der Vereinsgeschichte wie etwa das Eidgenössische 1981 in Lausanne (1. Rang, 2. Klasse), das Luzerner Kantonale 1985 in Hitzkirch (1. Rang, 2 Klasse), das Eidgenössische in Winterthur 1986 (1. Rang, 1. Klasse), die Berner Kantonalen 1994 in Thun und 1999 in Huttwil (je 1. Rang, 1. Klasse). Der Dorfverein aus Reiden hatte sich unter Franz Renggli mitten in die nationale Spitze gespielt.

Dort hielt er sich auch unter den Nachfolgern von Franz Renggli bis in die heutige Zeit. Davon zeugt etwa die Platzierung am Eidgenössischen 2016 in Montreux (1. Rang, 1. Klasse) unter dem heutigen Dirigenten Roland Fröscher. 

Wegweisendes Nachwuchskonzept

«Möglich gemacht hat all diese Erfolge unser Nachwuchskonzept», betont Esther Hofer, die dem Verein seit zwanzig Jahren eng verbunden ist und ihn – als erste Präsidentin in der Geschichte der MGR – seit 2019 führt. Mit der Gründung der Junior Brass Band (JBB) 1994 wurde eine starke Nachwuchsförderung aufgegleist. Auch Esther Hofer, die selber kein Instrument spielt, kam dank der JBB überhaupt in Kontakt mit der Musikgesellschaft. Dank ihren drei musizierenden Kindern kam sie als Elternvertretung ins Leitungsteam der JBB. Das Förderungskonzept wurde in Reiden konsequent weiterentwickelt. «Heute ist ein kontiniuerlicher Übergang von der Musikschule über die Brassini und die Junior Brass Band in die Brass Band und später in die Seniorenmusik, die 1997 als jüngstes Kind des Vereins gegründet wurde, sichergestellt», sagt die Präsidentin. 13 neue Anmeldungen, die bei der Musikschule eingegangen sind für das neue Schuljahr zeugen ebenso von der Richtigkeit des Konzepts wie die überwältigenden Erfolge der Junior Brass Band, die dieses Jahr bereits ihr 30-jähriges Bestehen feiern darf. An den Kantonalen Jugend-Musikfesten seit 2005 erreichte die JBB in der Mittelstufe elf Mal den ersten Rang – zuletzt in diesem Jahr in Wolhusen mit 96 von 100 Punkten. In diesem Sinn: Happy Birthday MGR – auf weitere 125 erfolgreiche Jahre!

Das OK (vorne v.l.): Sandrine Pfeiffer, Melanie Hodel, Marco Frei, Micha Hofer und Ramon Meyer sowie (hinten v.l.): Rainer Ackermann, Martin Marbet, Jan Büttiker, Pino Vonarburg, Marco Wermelinger und Esther Hofer.
Bild: Nik Aregger

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