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Einlegerverein muss sich nach 25 Jahren «gezwungenermassen» auflösen

Der Villa-Dörfli-Einlegerverein war für viele Zeitgenossen ein «Sparstrumpf». Am vergangenen Samstag wurde er aufgelöst.

Rothrist Fullhouse bei der Auszahlung und «Abdankung» mit feinem Essen und Unterhaltung

Ritual, Tradition und Kundenbindung zugleich: Bis am vergangenen Samstag nutzen 74 Mitglieder ein Schlitzkästchen des «Einlegervereins Restaurant Villa Dörfli», um zu sparen. Dies obwohl ihnen bei Nichterfüllung ihrer Pflicht – alle vierzehn Tage musste laut Statuten mindestens eine Zwanzigernote eingelegt werden – eine Busse in der Höhe von einem Fünfliber drohte. Im Einleger-Kalenderjahr, das von November bis November dauerte, gab es 26 Einlagen. 74 Mitglieder sparten dabei zusammen just 163´300 Franken, eine stolze Summe, die für die Anzahlung einer Eigentumswohnung auf dem Lande reichen würde. Eingezogen und gleich vom «Zahltag» abgezogen wurden 111 Bussen à einen Fünfliber. Das Bussgeld und die 20 Franken Startgebühr ermöglichten es, die Vereinsmitglieder und ihre Begleiter zu einem feinen Essen einzuladen. Die beliebte Einkehrstube war bei der «Dernière» proppenvoll. Gegen 100 Personen genossen einen tollen Abend mit einem feinen Cordon bleu-Essen und einem ausgezeichneten Service. Für die Tafel-Musik sorgte der Lokalmatador «Nachtfalke» Walter Dräyer, dessen Repertoire vom deutschen Schlager bis zu Pop und Rock reicht.

Wirt Lorenzo Villa hat sich nach dem Schreck der Kündigung aufgefangen

Lorenzo Villa wendete sich nach seiner Begrüssung zur Runde, um über die Geschehnisse der letzten Wochen zu informieren. Dies tat der innovative Vollblutwirt nicht mit dem «Zweihänder» in der Hand, sondern sehr sachlich: «Nach 28 Jahren werde ich Ende März 2023 die Schlüssel abgeben müssen und die Türen des Villa Dörfli in Rothrist schliessen». Wie Lorenzo Villa weiter informierte, wurde ihm der Pachtvertrag gekündigt. Villa bedauert dies zutiefst – «aber ich muss es akzeptieren und ich habe die Kröte geschluckt. Aber keine Angst, wir werden bis Ende März Vollguzzi geben». Dem Frust und der Wut ist mittlerweile Optimismus und Tatendrang gewichen. Lorenzo Villa will ab April 2023 im EO Oftringen im «Bistro Villa», das von seiner Frau Yvonne seit Jahren mit Erfolg und viel Herzblut geführt wird, einige neue Ideen einbringen. Alle Anlässe, die regelmässig im «Villa Dörfli» stattfanden, sollen auch dort weitergeführt werden – «vielleicht in einem etwas kleineren Rahmen». Aus der Runde war mehrfach zu hören, dass viele dem »Kult-Wirt» die Stange halten werden: «Ich bin Chauffeur, wenn es passt werde ich meinen Kaffeehalt künftig in Oftringen machen, Parkplätze gibt es ja.»

Und noch das: Vorstand und Souverän haben sich gemeinsam entschieden, das Restguthaben des aufgelösten Vereins von etwas über 1000 Franken je zur Hälfte einem regionalen Tierheim und einer wohltätigen Institution zu spenden. Die nächsten Villa-Dörfli-Anlässe, notabene alles Dernièren: Samstag, 3. Dezember ab 17 Uhr Kuttelnessen und am 24. Dezember ab 12 Uhr Pot-au-feu aus der Gamelle.