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Erste Zwischenbilanz fällt ausgesprochen positiv aus

Feuerwehren zusammenschliessen? Funktioniert nie! Funktioniert doch! Nach fünf Monaten ziehen Reto Graber, Simon Hochuli und Sandro Scheibler eine erste Bilanz über den Zusammenschluss der beiden Feuerwehren von Zofingen und Oftringen zur Stützpunktfeuerwehr Zofingen.

Zofingen/Oftringen Fünf Monate nach der Feuerwehr-Fusion

Feuerwerk, Champagner, Glückwünsche auf ein gutes, neues Jahr. In derart unbeschwerter Champagnerlaune dürften die Feuerwehren von Zofingen und Oftringen den Jahreswechsel von 2023 auf 2024 nicht unbedingt begangen haben. Grosse Veränderungen standen unmittelbar bevor, denn auf den 1. Januar 2024 nahm die fusionierte Feuerwehr der beiden Gemeinden offiziell ihre Tätigkeit auf. Mit dem gemeinsamen Jahresrapport Mitte Januar wurde in der Folge auch die Alarmierung umgestellt. «In der Mannschaft der Oftringer Feuerwehr war sicher eine gewisse Verunsicherung auszumachen», stellt Simon Hochuli rückblickend fest. Der 36-jährige Oberleutnant war Mitglied im Kommandostab der Oftringer Feuerwehr und ist jetzt in der «neuen» Stützpunktfeuerwehr Zofingen stellvertretender Chef Pionier und Chef Fachbereich Absturzsicherung. Doch insgesamt sei der gesamte Fusionsprozess sehr ruhig abgelaufen, meint Hochuli. 

Eine Einschätzung, die auch der Zofinger Feuerwehrkommandant Reto Graber teilt. «Dass der Anstoss, den Zusammenschluss anzugehen, aus den Reihen der Feuerwehr Oftringen kam, hat das Projekt sicher extrem erleichtert», betont der 45-Jährige, der das Kommando der Stützpunktfeuerwehr anfangs 2020 übernommen hat. Zudem hätten die beiden Feuerwehren schon immer eine gute Zusammenarbeit gepflegt, fügt er ergänzend an. 

Zwei statt vier Feuerwehren

Bereits das Projekt «Feuerwehr 2022», das in den Jahren 2020/21 einen Zusammenschluss der vier Feuerwehren von Aarburg, Oftringen, Strengelbach und Zofingen prüfte, wurde von den beiden Feuerwehren von Oftringen und Zofingen befürwortet. Obwohl viele Synergien aufgezeigt wurden, konnte der ganz grosse Zusammenschluss damals nicht umgesetzt werden. 

Der Gemeinderat Oftringen stellte nach dem Scheitern des ersten Projekts Ende 2022 beim Stadtrat Zofingen den Antrag für einen Zusammenschluss der beiden Feuerwehren. Die entsprechende Anfrage wurde positiv beantwortet. Dann ging es rekordverdächtig schnell voran. In beiden Gemeinden wurde Projektaufträge anfangs 2023, Grobkonzepte bereits Mitte 2023 genehmigt. Mit der unumstrittenen Zustimmung des Einwohnerrats Zofingen am 20. November 2023 sowie der Gemeindeversammlung Oftringen am 23. November 2023 wurde der politische Teil der Fusion schon abgeschlossen.

1 Feuerwehr – 2 Gemeinden – 1 Stützpunktgebiet

Ebenso zielgerichtet wurde hinter den Kulissen an der Struktur für die gemeinsame Feuerwehr gearbeitet. «Dabei war es mir eminent wichtig, dass wir als Feuerwehr von Beginn weg als eine Einheit und somit in gleicher Uniform auftreten konnten», betonte Reto Graber. Als eine Feuerwehr, die für zwei Gemeinden und ein Stützpunktgebiet verantwortlich ist. Zudem sollte, wer bereits in der Oftringer Feuerwehr eine Funktion hatte, auch in der gemeinsamen Feuerwehr eine Funktion ausüben, führt der Kommandant weiter aus. Und ein letzter zentraler Punkt: Es musste nahtlos sichergestellt werden, dass die Bevölkerung der beiden Gemeinden weiterhin den gleichen Schutz geniesst. Was nicht zu unterschätzen gewesen sei, wie Graber betont. Denn von einer Minute auf die andere sei man für den Schutz eines doppelt so grossen Gemeindegebiets und einer doppelt so grossen Bevölkerung zuständig gewesen. «Das erforderte die Zusammenarbeit aller Beteiligten», betonte Graber.

«Die Information war bereits in Oftringen transparent, sie ist es auch in Zofingen von Beginn weg gewesen», sagt der 24-jährige Sandro Scheibler, der seit vier Jahren Angehöriger der Feuerwehr ist und auf Anfang Jahr zum Gruppenführer befördert wurde. Dem pflichtet auch Simon Hochuli zu: «Es war von Beginn an ein Miteinander, ohne dass es je zu einer Gruppenbildung – hier Oftringen, da Zofingen – gekommen wäre». Und auch Reto Graber sagt, dass man auf beiden Seiten die gleiche Grundoffenheit feststellen durfte. «Es haben alle am gleichen Strick gezogen – es gab keine Bremsklötze», dürfe er nach fünf Monaten mit Freude feststellen.

Personell gut aufgestellt und an Flexibilität gewonnen

So ist denn heute die Stützpunktfeuerwehr Zofingen personell sehr gut aufgestellt. 177 Mitglieder zählt sie aktuell. Ohne natürliche Fluktuation – Wegzüge, berufliche Veränderungen, gesundheitliche Gründe oder altershalber – würde die Feuerwehr sogar noch 20 Mitglieder mehr zählen. Die Stützpunktfeuerwehr Zofingen ist damit in der komfortablen Situation, dass sie in beiden Gemeinden momentan bewusst nicht aktiv rekrutieren muss. «Wer aber auf uns zukommt, wird natürlich nicht abgewiesen, wenn er ins Team passt», ist es dem Zofinger Feuerwehrkommandanten wichtig zu betonen. Denn: «So komfortabel die personelle Situation momentan auch sein mag, wir müssen um Nachwuchs besorgt sein, damit wir in 10 – 15 Jahren nicht plötzlich in ein Loch fallen», führt er aus. Und wer aus der Jugendfeuerwehr komme, habe weiterhin ein Anrecht auf einen Platz in der Feuerwehr. «Die Jugendfeuerwehr Region Zofingen, welche gemeinsam mit der Feuerwehr Aarburg betrieben wird, ist und bleibt ein ganz wichtiges Gefäss für uns», betont Graber.

Weil die Oftringer Mitglieder bisher keine Stützpunktaufgaben erbringen mussten, hat die Feuerwehr ganz viel in die entsprechende Ausbildung investiert. So wurden beispielsweise bei einem Pionierkurs im Bereich Strassenrettung 15 Leute, weitere fünf Leute auf der Autodrehleiter ausgebildet. In diesem Sinn hat der Zusammenschluss auch Möglichkeiten in der Alarmierungsstruktur eröffnet, die die Feuerwehr bisher so nicht gehabt hat. «Wir können die Einsätze viel besser auf die verfügbaren Köpfe verteilen und damit das Milizsystem weiter ermöglichen», bringt es Reto Graber auf den Punkt. «Und die Fusion hat auch Chancen und Möglichkeiten eröffnet, die eine Gemeindefeuerwehr gar nicht hätte bieten können», betont Sandro Scheibler, das sei zusätzlich motivierend gewesen. «Ich habe mich schnell zurecht gefunden und fühle mich im Magazin in Zofingen zu Hause», sagt er. 

Erste Zusammenführungsphase mit Ausbildungstag abgeschlossen

«Gemeinsam sind wir stark – voneinander lernen» – so lautete das Kursmotto des Ausbildungstags vom vergangenen Freitag und Samstag. Luigi Mangieri, Chef Ausbildung, rief den Angehörigen der Feuerwehr dieses Motto bei der Begrüssung nochmals in Erinnerung. Ein Motto, das anschliessend an den Übungsplätzen eindrücklich umgesetzt wurde. Mit gut durchmischten Gruppen aus beiden Ortschaften. Und mit Themen, bei denen beide Seiten voneinander lernen konnten. So war der Einsatz auf dem Bauernhof, der auch von Hausherr Ueli Suter unterrichtet wurde, eher Neuland für die Zofinger Seite, während die Errichtung eines Mobildeichs Neuland für die Oftringer Seite war, weil dies zu den Aufgaben einer Stützpunktfeuerwehr gehört. «Für uns ist der Ausbildungstag eine tolle Chance, einen ganzen Tag lang gemeinsam zu üben und voneinander zu lernen», meinte Reto Graber – und er sei auch bezüglich Teambildung sehr wertvoll. Mit dem Ausbildungstag ist die erste Zusammenführungsphase abgeschlossen. «Das Lernen – und vor allem das Lernen voneinander – geht aber weiter», führte er aus.

Die beiden Landwirte Simon Frei (ganz rechts) und Ueli Suter (2. v.r.) waren die geeigneten Experten, um den richtigen Umgang mit Tieren im Brandfall zu erläutern.
Bild: Thomas Fürst

Alarmkonzept stimmt

Von grösseren Einsätzen ist die Stützpunktfeuerwehr Zofingen in diesem Jahr bisher glücklicherweise verschont geblieben. Nach 40 Einsätzen (Stand 23. Mai) – 20 auf Gemeindegebiet Oftringen, 15 auf Gemeindegebiet Zofingen und 5 im Stützpunktgebiet – darf Reto Graber sagen: «Die ersten Monate haben gezeigt, dass unsere Überlegungen bezüglich Alarmkonzept richtig waren». 

Die Bekämpfung eines Waldbrands erfolgt entlang eines Waldwegs oft mit einer sogenannten Nasshaltelinie.
Bild: Thomas Fürst
Übungsbesprechnung im Depot Oftringen, nachdem der Mobildeich erfolgreich ausgerollt und mit Luft gefüllt worden war.
Bild: Thomas Fürst
Bruno Giger (rechts) erklärte die Vorsichtsmassnahmen bei einer Tierrettung in der Jauchegraube.
Bild: Thomas Fürst