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Geschichte und Geschichten auf Schritt und Tritt

In Aarburg werden wieder Städtliführungen angeboten. Nach einem neuen Konzept, das der langjährige Präsident der Museumskommission, Hans Schmid, erarbeitet hat. Auf den informativen Rundgängen begegnen einem anschauliche Geschichte und spannende Geschichten auf Schritt und Tritt.

 Aarburg Ein neues Konzept für Städtliführungen wurde erarbeitet

«Me sött öppis mache», hat Stadtpräsident Hans-Ulrich Schär vor längerer Zeit zu Hans Schmid, dem ehemaligen Präsidenten der Museumkommission, gesagt. Und zwar in Sachen Städtliführungen. Denn nach dem tragischen Unfalltod von Michel Spiess im November 2019 fehlte der gewohnte Ansprechpartner für diese Führungen. «Während der folgenden Corona-Jahre spielte das auch keine grosse Rolle», meint der 74-jährige Schmid, Führungen seien in dieser Zeit sowieso nicht durchgeführt worden. Doch im vergangenen Jahr wurde das Problem drängend. Denn ein gewisses touristisches Potenzial ist dem Aarestädtchen mit seiner reichen historischen Vergangenheit definitiv nicht abzusprechen. Schmid, der seit rund 40 Jahren in Aarburg wohnhaft und mit der Aarburger Geschichte bestens vertraut ist, nahm sich der Aufgabe gerne an, ein Konzept für zukünftige Städtliführungen zu erarbeiten und auch eine Gruppe von zukünftigen Stadtführerinnen und -führern zusammenzustellen.

14 geschichtsträchtige Orte in 1 ½ Stunden

Treffpunkt Brunnen auf dem Begegnungsplatz am Landhausquai. Eine Städtliführung ist angesagt, an der neben Hans Schmid auch Hanspeter Schürmann teilnimmt. Der 67-jährige frühere Zofinger Postverwalter wohnt ebenfalls seit rund 40 Jahren in Aarburg und hat sich – auf Anfrage seines früheren «Lehrbuebs» Hans-Ulrich Schär – bereit erklärt, als Städtliführer zu amten. Und schon wird das Rad der Zeit zurückgedreht. «Wir sind hier direkt an der früheren Hauptstrasse, die von Bern weiter über Oftringen Richtung Zürich führte. Davon nach Süden abzweigend die Strasse nach Luzern.», erklärt Hans Schmid. Und an der heute auch eines der markantesten Häuser von Aarburg steht: das 1904 erbaute Schulhaus Hofmatt. Dann schlägt Schmid gleich seine Mappe, die mit Bildern, Stichen und Fotos gefüllt ist, auf. Von einer Strasse im heutigen Sinn könne man natürlich nicht sprechen – eher von einem schmalen Durchgang, wie ein alter Stich zeigt. Und ja, hätten wir uns damals an dieser Stelle getroffen, dann hätten wir uns auch mit Bestimmtheit nasse Füsse geholt. Denn der Landhausquai in seiner heutigen Form wurde erst um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts errichtet, in einer Zeit, als der Warentransport auf der Aare seine Bedeutung bereits völlig verloren hatte. Errichtet anstelle der sogenannten «Lände», dem Landeplatz am Südufer der «Woog», wo sich einst die zu Schiff oder auf Flössen herantransportierten Warenballen und Weinfässer stapelten. Ein Relikt aus der Zeit der Flösserei stellt auch das «Schelmengässli» dar, ein heute noch bestehender öffentlicher Fussweg, der allerdings nur den wenigsten Einwohnerinnen und Einwohner von Aarburg bekannt sein dürfte. Das schmale, unscheinbare «Wegli» diente den Bewohnern des Landhausquartiers bei Hochwasserführung der Aare als einzige Verbindungsmöglichkeit mit dem Städtchen, wenn sie nicht den Umweg über die Hofmatt nehmen wollten. Weil das Gässli beidseits von hohen Häusern und Gartenmauern eingeengt war, wurde es nachts nur ungern begangen und dürfte so seinen Namen erhalten haben.

Doch zurück in die Gegenwart. Für die Rundgänge durchs Aarbiger Städtli hat Hans Schmid eine Route ausgearbeitet, die an vierzehn Orten Halt macht. Orte, an denen einem Geschichte und Geschichten auf Schritt und Tritt begegnen. «Die Route führt vom Brunnen am Landhausquai bis zum Bären mitten im Städtli», erläutert Schmid, natürlich könne sie auch in umgekehrter Richtung abmarschiert werden. Der informative Rundgang dauert rund 1 ½ Stunden, eine kürzere Variante ohne Gang zur Hinteren Mühle und auf die Kirchenterrasse dauert etwa eine Stunde.

Mit Halbwahrheiten aufräumen

Um die Arbeit der zukünftigen Städtliführerinnen und -führer zu koordinieren und gleichzeitig zu erleichtern, hat Hans Schmid ein Glossar mit allen Sehenswürdigkeiten erarbeitet – und gleich auch mögliche Ausführungen und Verweise auf die Fachliteratur mitgeliefert. «Dabei ging es mir in erster Linie darum, mit kursierenden Halbwahrheiten aufzuräumen», erläutert der Aarburger Stadtführer. Beispiel Städtlibrand und Dammbau. Eine immer wieder kursierende Behauptung gehe dahin, dass die Aarburger den Schutt nach dem grossen Stadtbrand von 1840 gleich dazu genutzt hätten, den Damm aufzuschütten. «Das ist schlicht und einfach nicht haltbar», führt Schmid aus, Protokolle aus etlichen Jahren zuvor würden belegen, dass das Projekt einer neuen Strassenführung von langer Hand geplant war. 

Die Gemeinde ist gefordert

Nun, da die Grundlagen erarbeitet sind, müsse man einfach mal loslegen, meinen Hanspeter Schürmann und Hans Schmid einhellig. Momentan können ausschliesslich Gruppenführungen gebucht werden. Informationen zu den touristischen Sehenswürdigkeiten und Führungen, die in Aarburg angeboten werden, gibt es dabei auf der Homepage von Olten Tourismus und in etwas rudimentärer Form auf jener der Gemeinde Aarburg. «Gerade die Gemeinde ist aber gefordert, ihre Homepage diesbezüglich auf Vordermann zu bringen», hält Hans Schmid unmissverständlich fest. Alle Informationen – zu Städtliführungen, Festungsführungen, Museumsöffnungszeiten, Museumsführungen im Heimatmuseum oder im VW-Käfer Museum, Öffnungszeiten des Richtplatzes – seien zu bündeln, fordert Schmid. Dabei wären auch weitere offene Fragen, wie zum Beispiel das Inkasso funktionieren sollte, dringend zu klären. Ein Online-Buchungstool ist momentan noch Zukunftsmusik, wäre aber durchaus eine zeitgemässe Einrichtung.

Themenführungen könnten zum Thema werden

Eine Erweiterung der Städtliführungen etwa durch Themenführungen halten Schmid und Schürmann momentan noch für verfrüht. Hans Schmid sähe in Zukunft allenfalls die Möglichkeit, eine Industrieführung entlang des Tychkanals zu erarbeiten. «Mehr aber nicht», betont er, zuerst müsse man die Städtliführungen in der jetzigen Form bekannter machen. Hilfreich könnte dazu sein, öffentliche Führungen anzubieten, an denen Einzelpersonen teilnehmen könnten, meint Schmid. Ob solche allenfalls im Rahmen des Städtlifests «900 Jahre Aarburg» vom 18. bis 20. August durchgeführt werden, wird sich noch zeigen.

Städtliführerinnen und -führer gesucht

Sind Sie interessiert an der Aarburger Geschichte? Oder fühlen Sie sich mit dem Aarestädtchen besonders verbunden? Weitere Städtliführerinnen und -führer sind gesucht und können sich gerne bei Hans Schmid melden. Am besten per Mail an histburg@gmx.ch.

Die Postkartenansicht von Aarburg: Blick auf Alte Post, Kirche und Festung vom Känzeli aus.
Bild: Thomas Fürst
Blick ins Aarestädtli mit seinen beiden historischen Häuserzeilen.
Bild: Thomas Fürst
Wieso die teufelsähnliche Skulptur des Fauns im refomierten Aarburg und nicht im katholischen Mauensee steht, erfährt man an einer Städtliführung.
Bild: Thomas Fürst