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Geschichte und Kulinarik gingen Hand in Hand

1627 wurde der unterste Teil des späteren Gasthofs Bad Lauterbach erstellt. Im Hinblick auf «400 Jahre Bad Lauterbach» führen das Oftringer Ortsmuseum und «Lauterbach»-Inhaber Roger Willimann alljährlich einen historisch-kulinarischen Event durch, bei dem jeweils auf ein Jahrhundert Geschichte im Lauterbach zurückgeblickt wird. Am vergangenen Freitag auf die Ereignisse im 17. Jahrhundert.

Oftringen Auftakt zum Jubiläum «400 Jahre Bad Lauterbach 2027» 

Rund dreissig Gäste durfte Gastgeber Roger Willimann am vergangenen Freitag im Gasthof Bad Lauterbach begrüssen. Bei einem Apéro konnte zahlreiche Exponate aus dem Oftringer Ortsmuseum besichtigt werden, so etwa die wertvolle «Erneuerte Berichts-Satzung der Stadt Bern» oder landwirtschaftliche Gerätschaften wie Worfschaufel oder Flegel, welche in längst vergangenen Zeiten noch Verwendung fanden. Nachdem die Gäste mit einem feinen Blattsalat den Hunger angeregt hatten, benutzten Mathias Baumann und Margrit Frank von der Museumskommission die kurze Pause zu einem Rückblick auf die Geschehnisse im 17. Jahrhundert.

Eine erreignisreiche Zeit

«Von wegen gute alte Zeit…», meinte Margrit Frank gleich zu Beginn. Die Lebenserwartung lag unter 30 Jahren, dies weil die Kinder- und Säuglingssterblichkeit aufgrund von Hunger, Krankheiten und mangelnder Hygiene bei rund 60 Prozent lag. Die Zeit war kriegerisch, ein Europa wütete der 30-jährige Krieg, in der Schweiz führten Spannungen zwischen den Religionen zum 1. und 2. Villmergerkrieg.

Die Region stand im 17. Jahrhundert unter Berner Herrschaft. In Oftringen waren es meist wohlhabende Bauern (Beriger, Ruesch, Wullschleger, Dätwyler, Zimmerli), welche die Oberschicht bildeten und oft auch die politischen Ämter bekleideten und im Gericht zu Aarburg oder im Chorgericht (Kirchen- und Sittenpflege) Einsitz hatten. Neben verstreuten Bauernhöfen und Weilern – die heutige «Chrüüzi» existierte damals noch nicht – war wohl die Umgebung des Alten Löwen das lebendigste Quartier in Oftringen, das auch damals schon in die vordere (Oftringen) und hintere Gmeind (Küngoldingen) eingeteilt wurde. «Interessant, dass Küngoldingen mit 98 Häusern damals grösser war als Oftringen mit 54 Häusern», meinte Mathias Baumann. Weitere historische Fakten: 1647 Gründung der Schule zu Oftringen-Dorf. «Unterrichtet wurde allerdings nur in den fünf Wintermonaten, in den restlichen sieben Monaten brauchte man die Kinder als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft», präzisierte Mathias Baumann. 1664 wurde schliesslich das Schulhaus Dorf erbaut. 1667 wütete die letzte grosse Pestepidemie in der Region mit über 600 Opfern – als Folge davon erhielt Oftringen auch seinen ersten Friedhof neben dem Schulhaus Dorf. Einen Flüchtlingsstrom gab es auch damals schon – 1685 kamen aus Frankreich vertriebene Hugenotten in die Region.

Im Lauterbach – der Name bedeutet vermutlich «luters», also sauberes Wasser – kaufte der Zofinger Ochsenwirt Heinrich Zimmerli den Lauterbach-Hof (heute Bauernhaus Heiniger), das 1626 sein Sohn Silvester übernahm. Als das Strohdachhaus für die 14-köpfige Familie allmählich zu klein wurde, baute Zimmerli auf der gegenüberliegenden Strassenseite ein gemauertes, einstöckiges Wohnhaus als Stöckli. Dieses Stöckli wurde später der unterste Teil des heutigen Gasthofs Bad Lauterbach.

Damit beendeten die beiden Mitglieder der Museumskommission ihren spannenden Tauchgang ins 17. Jahrhundert. Mit einem feinen Essen und einem ebenso tollen Dessert fand der geschichtlich-kulinarische Abend seinen Abschluss.

Eingangsfront zum Bad Lauterbach von 1967. 1627 von Silvester Zimmerli einstöckig erbautes Wohnhaus, 1747 durch Bernhard Zimmerli aufgestockt.
Bild: Sammlung Ortsmuseum Oftringen
Ein wertvolles Zeitdokument: Die Gerichts-Satzung der Stadt Bern.
Bild: Thomas Fürst