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Mehr als 200 Personen nahmen am Mühlethal-Abend teil

Der Erinnerungsabend «Mühlethal einst und heute» zog ein grosses Publikum an. Zugezogene, Alteingesessene aber auch viele Heimweh-Mühlethaler strömten am Dienstagabend ins Kirchgemeindehaus Eichhölzli, um dort in die Vergangenheit des Dorfes einzutauchen und alte Bekannte zu treffen.

Zofingen «Mühlethal einst und heute»

«Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt», sagte Pfarrer Ruedi Gebhard zum Publikum im Saal des Kirchgemeindehauses, «dass wir hier so viele Stühle hervorholen mussten». Nur dank alter, sonst kaum mehr gebrauchter Kirchenstühle hatten die meisten der über 200 Personen eine Sitzgelegenheit im Kirchgemeindesaal. Konzentriert hörte das Publikum, viele ältere Semester aber auch einige Teenager, den Referenten Bruno Graber, Ernst Roth und Christian Roth zu und bestaunte ihre Präsentationen zu Geschichte und Gegenwart Mühlethals.

«Mühlethal nicht mehr blockfrei»

Bruno Graber stellte alten Postkarten neueren Aufnahmen gegenüber. Immer wieder ging ein Raunen durch die Reihen, wenn die grossen Veränderungen sichtbar wurden. Nostalgische Gefühle wurden wach, beim Anblick des inzwischen abgerissenen Milchhüsli, des alten Schulhauses oder dem Bild von Frau Bachmann in ihrem Lädeli bei der Linde oben. Schwarzweissfotos wechselten sich ab mit zum Teil schon etwas verblassten Farbfotos, vom grossen Umzug zur Schulhauseinweihung 1963 und anderen Anlässen. Auch Bilder von Wiesen mit Bauprofilen, grossen Baugruben oder Baustellen waren zu sehen, zum Beispiel als die Hauptstrasse zum ersten Mal geteert wurde oder als das achtstöckige Hochhaus in der Oeltrotte im Bau war. Graber zeigte einen Artikel aus dem Zofinger Tagblatt, in dem stand, dass das Mühlethal sei jetzt «nicht mehr blockfrei» sei.

Bruno Graber zeigte unter anderem Postkarten.
Bild: Christian Roth

Man kannte noch jede Familie

Ernst Roth hatte Bilder zu einer imaginären Velotour durchs Mühlethal um das Jahr 1950 zusammengestellt. Ideengeber und Sprecher war Christian Siegenthaler, der sich – in schlaflosen Nächten bei einem Spitalaufenthalt – an seine ersten Jahre in Mühlethal zurückerinnert hatte. Zu jedem Haus hatte der heute 79-Jährige etwas zu erzählen; schliesslich kannte man damals noch jeden im Dorf, oder zumindest jede Familie.

Christian Roth demonstrierte mit Karten und Einwohnerzahlen, dass das Dorf seiner Ahnen über viele Jahrzehnte kaum gewachsen ist und lange Zeit um die 300 bis 400 Einwohner zählte. Er belegte dies mit einer Chronik von 1784. «Als ich die dort erwähnten Häuser-Zahlen einmal meinem Grossonkel Guido Roth (1925-2020) vorlas, meinte der nur, dies stimme ziemlich genau mit den Erinnerungen aus seiner Kindheit überein.» Nur selten wurde in Mühlethal bis in die 1950er-Jahre wieder einmal ein neues Haus gebaut. Erst mit der zunehmenden Mobilität und dem Bauboom ab den 1960er-Jahren wuchs der Ort stark, was auf der «Zeitreise» mit alten Landkarten deutlich wurde. Heute zählt der Ortsteil Mühlethal der Stadt Zofingen rund 950 Einwohnerinnen und Einwohner.

Kollekte für Behindertenbus

Mit grossem Applaus bedankte sich das Publikum für den nostalgischen und unterhaltsamen Abend und zeigte sich bei der Kollekte, deren Überschuss dem Verein Behindertenbus Zofingen VBRZ zugute kommen wird, generös. Beim anschliessenden, gemütlichen Teil wurden Glühwein und Punsch ausgeschenkt sowie Speckzopf und Lebkuchen aufgetischt. Die Gäste, von denen manche sogar extra aus den Kantonen Bern, Zürich oder dem Baselbiet angereist waren, unterhielten sich angeregt und freuten sich, alte Bekannte wieder einmal zu treffen. Beim Betrachten alter Klassenfotos, die an den Wänden hingen, war bei einigen auch die letzte oder die nächste Klassenzusammenkunft ein Thema.

Die ausgestellten Klassenfotos werden begutachtet.
Bild: Christian Roth