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Vier Museen zeigen, dass Geschichte nicht langweilig sein muss

Mit dem Shuttle-Bus von Museum zu Museum, das ist am Internationalen Museumstag vom 18. Mai möglich. Vier Museen – VW-Käfermuseum Aarburg, Museum Oftringen, Heimatmuseum Rothrist und Museum Zofingen – öffnen ihre Türen, der Eintritt ist gratis. Mit Themen, die kaum unterschiedlicher sein könnten, bieten sie spannende Einblicke in die Vergangenheit.

Aarburg/Oftringen/Rothrist/Zofingen 18. Mai, 10 – 16 Uhr: Internationaler Museumstag

«Dieses Jahr ist vieles gleich und doch etwas anders», sagt Mathias Baumann, Konservator des Museums Oftringen. Denn das Heimatmuseum Aarburg steht am diesjährigen Internationalen Museumstag erstmals seit vielen Jahren abseits. Das Aarestädtchen verfügte erst nach der Urnenabstimmung vom 30. März über ein rechtskräftiges Budget – aus terminlichen Gründen war zu diesem Zeitpunkt ein Mitmachen beim Museumstag nicht mehr möglich. Ohne Aarburg muss der Museumstag dennoch nicht stattfinden. «Ein Glücksfall, dass das VW-Käfermuseum in die Bresche sprang», führt Mathias Baumann weiter aus. Ebenso glücklich ist Baumann auch, dass sich das Museum Zofingen nach zweijähriger Abstinenz wieder am gemeinsamen Anlass beteiligt. Und wie immer ist auch das Heimatmuseum Rothrist beim Museumstag dabei. Die vier Museen bieten ein Programm mit den unterschiedlichsten Themen, das für Besucherinnen und Besucher jeden Alters viele spannende Einblicke in die Vergangenheit bereithält. Ein Gratis-Shuttle-Bus, der im Stundentakt zirkuliert, verbindet die vier Museen in einem Rundkurs.

Käfermuseum feiert 10-jähriges Bestehen

«Es gibt keine andere Automarke, die während fünf Jahrzehnten so erfolgreich das selbe Modell gebaut und verkauft hat wie VW», betont Roland Schmid, Konservator des Aarburger Käfermuseums. Auf dem Rundgang durch das kleine aber feine Museum, das sich seit exakt zehn Jahren im Untergeschoss der Turnhalle Höhe befindet, können sich Besuchende einen Einblick in die Produktionsgeschichte des legendären Käfers verschaffen. 15 restaurierte VW Käfer mit Jahrgängen zwischen 1950 und 1974 sind zu sehen, die vom in Aarburg aufgewachsenen Hans Peter Nething gesammelt und heute vom privaten Verein VW Käfermuseum Aarburg liebevoll gepflegt und unterhalten werden. Aushängeschild und zugleich Sorgenkind ist das zweiplätzige Hebmüller Cabrio mit Jahrgang 1950. Aushängeschild, weil die Karrosserie Hebmüller Söhne die Produktion nach dem Grossbrand vom 23. Juli 1949 zwar noch weiterführen konnte, die Auswirkungen der Brandkatastrophe aber im Mai 1952 zum Konkurs der einst gesunden Firma führten. So wurden nur 696 statt der ursprünglich geplanten 2000 Exemplare hergestellt. «Das Hebmüller-Cabrio, von dem heute noch etwa 180 Stück existieren, gilt in Kennerkreisen deshalb als absolutes Kultobjekt», betont Roland Schmid. Sorgenkind ist das Cabrio, weil es dringend neu lackiert werden müsste. «Ein Aufwand, der für uns fast nicht zu stemmen ist», bedauert Elsbeth Märchy, Präsidentin des Vereins, denn das Museum lebe praktisch «von der Hand in den Mund». Mit der erstmaligen Teilnahme am Museumstag erhoffen sich die Verantwortlichen, als Museum vermehrt wahrgenommen zu werden und so vielleicht das eine oder andere Neumitglied zu gewinnen.

Zu sehen und zu erfahren gibt es im Museum jedenfalls vieles. Ist Ferdinand Porsche wirklich der Konstrukteur des Käfers? Oder gibt es verdächtig ähnliche aussehende Vorläufer? Wie kann man deutsches von mexikanischem Blech hörbar unterscheiden? Welchen Bezug hat der Velo-Solex, der am Ende des Rundgangs steht, mit der Produktionsgeschichte des Käfers? Fragen über Fragen, die die Vorstandsmitglieder des Vereins am Museumstag mit Sicherheit beantworten können.

Angekündigt ist auch der Besuch des Lémania Coccinelle Club. Der Käfer-Klub aus der Westschweiz ist unter anderem Organisator des internationalen VW-Treffens vom 22. August 2025 in Château d´Oex. «Wir rechnen damit, dass etwa 20 Fahrzeuge in Aarburg vorfahren werden», sagt Elsbeth Märchy. Vor Ort ist auch der als Kaffee-Bar umgebaute Conti-Bus. Eine Fotografin schiesst Käfer-Erinnerungsfotos, die man sich auf Wunsch ausdrucken lassen kann. Und last but not least gibt es auch einen Wettbewerb, bei dem es als ersten Preis einen Reifensatz von Continentale im Wert von maximal 1000 Franken zu gewinnen gibt.

«Die Maus im Haus» in Oftringen 

Käfer sind auch ein Thema im Museum Oftringen. Allerdings keine vierrädrigen, sondern krabbelnde. Denn das Museumsteam eröffnet am Museumstag im Hochstudhaus die neue Sonderausstellung mit dem Titel «Maus im Haus – Tiere als Kulturfolger der Menschen». Seit die Menschen sesshaft wurden und begannen, Landwirtschaft zu betreiben, machten es sich tierische Mitbewohner in Ställen, Scheunen oder Kornkammern gemütlich. Manche sind gern gesehene Gäste oder werden einfach toleriert. Andere dagegen sind den Bauern oder Hausbesitzern ein Dorn im Auge. Mathias Baumann ist im Gemeindearchiv auf viele interessante Dokumente gestossen, wie zum Beispiel einen Auszahlungsbeleg für einen Christian Joder, der im Mai 1909 für 337 gefangene Mäuse 57.63 Franken erhielt. Oder ein Tagebuch über die freiwillige Maikäfersammlung aus dem Jahr 1868. Oder eine Liste von 1922 für eine Nachinspektion derjenigen Gärten, in denen bei der ersten Inspektion durch die Obstbaumkommission zu viele Schädlinge nachgewiesen werden konnten. In der neuen Ausstellung werden einige der sogenannten «Kulturfolger» anhand von Steckbriefen vorgestellt. Gleichzeitig können aufmerksame kleine und grosse Detektive bei einem Wettbewerb mitmachen, bei dem es darum geht, Tiere aufzuspüren, die sich im Museum verstecken.

Ein Mauser-Vertrag aus dem Jahr 1912.
Bild: Thomas Fürst

Im Alten Löwen gleich nebenan ist die bisher sehr gut besuchte Ausstellung mit Airbrush-Kunstwerken von Erich Muntwyler geöffnet. Zudem gibt es eine Festwirtschaft, Outdoor-Spiele für Kinder und musikalische Unterhaltung mit den vereinigten Jodlerklubs Küngoldingen und Aarburg.

Ein Museum – zwei Sonderausstellungen in Rothrist

Hat man sich von den Kulturfolgern in Oftringen verabschiedet, taucht man im Heimatmuseum Rothrist in die Kultur der Haus- und Volksmusik ein. Als kostengünstiges Instrument war die Zither war im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert in der Volks-, Kunst- und Hausmusik weit verbreitet. Mit der Zeit begeisterten sich auch besser betuchte Bürger für das Instrument und entwickelten es zu reich verzierten, aus edlen Hölzern gebauten Konzertzithern, die in bürgerlichen Haushalten als Saloninstrument benutzt wurden. Die Oftringerin Susanne Stocker stellt im Heimatmuseum ihre vielfältige Instrumentensammlung vor und bringt diese zusammen mit ihrer Zithergruppe um 14.30 Uhr auch zum Klingen.

Drei Zithern aus der Sammlung von Susi Stocker (v.l. unten): Konzertzither, Tanzzither und Waldfee Zither.
Bild: zvg

 Zudem macht eine Sonderausstellung der Helvetas Halt im Heimatmuseum Rothrist. «Weltweit unterwegs» heisst sie und sie vergleicht die Auswanderungsgeschichte von Leutwil AG mit der heutigen Auswanderungsgeschichte von Nigeria, Niger, Togo und Burkina Faso nach Benin. Sind die Beweggründe identisch mit jenen von Rothrist und anderen Dörfern in den 1850-er-Jahren? Ein spannender Vergleich.

 Die Cafeteria, in der man feine «homemade cakes» geniessen kann, ist geöffnet. Zum Zmittag gibt es die bestens bekannten «Chäsbrätel».

Ein genialer Tüftler und eine bedeutende Materialkünstlerin

In Zofingen schliesst sich sozusagen ein Kreis – Besuchende des Museumstags können wiederum eintauchen in die Welt des Automobils. Der Zofinger Feinmechaniker und geniale Tüftler Hans Leuenberger stellt im Museum verschiedene Dampfmaschinen- und Automobilmodelle aus, die er allesamt selbst gefertigt hat. Eines der Glanzstücke ist der Bugatti 41 Royal Coupé «Napoleon» (im Original mit Jahrgang 1930), den er in drei Jahren und weit über 1000 Arbeitsstunden Ende 2020 fertiggestellt hat. Zusammen mit der Museumleiterin, Heidi Pechlaner Gut, führt Leuenberger um 11 Uhr in einer Kurzführung durch die Welt seiner Modelle.

Ein genialer Tüftler: Hans Leuenberger in seiner Werkstatt mit dem Bugatti Royale Typ 41 (Bild von 2021).
Bild: Archiv Wiggertaler / Thomas Fürst

Ein weiteres Highlight ist die kombinierte Führung mit Start im Kunsthaus Zofingen um 14 Uhr und Endpunkt im Museum Zofingen: Im Kunsthaus lernen die Teilnehmenden die Schweizer Materialkünstlerin Eva Aeppli (1925 – 2015) kennen. In den Ausstellungsräumen werden zentrale Werke von Aeppli aus den 1960-er- bis in die 1990-er-Jahre in Gegenüberstellung mit Kunstwerken von vier zeitgenössischen Kunstschaffenden gezeigt: Peter Aerschmann, Nici Jost, Augustin Rebetez und Ana Vujić setzen neue visuelle Impulse.

Beim Spaziergang ins Museum Zofingen wird der einzigartige «Grüngürtel» der Stadt Zofingen thematisiert und zurück im Museum lässt sich in die Welt von Puppen der historischen Sammlung eintauchen. Neben Kinderwiegen aus der Biedermeierzeit gibt es dort auch Puppen aus den 1920-er- und 1930-er-Jahren. Andrea Zielinski vom  Kunsthaus und Heidi Pechlaner Gut vom Museum Zofingen führen gemeinsam durch die Ausstellungen. Für den kleinen Hunger halten Museumsfreiwillige verschiedene Kuchenstückchen für die Gäste bereit.

Shuttle-Bus im Stundentakt

Alle vier Museen sind am Internationalen Museumstag von Sonntag, 18. Mai von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gratis, ebenso die Benützung des Shuttle-Bus, welcher im Stundentakt zwischen den einzelnen Museen verkehrt.