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Wenn Müller Grosston zu grosse Töne spukt

Märchenhafter Sonnensaal: Die Theatergesellschaft Reiden führt «Rumpelstilzchen» auf. Mit viel Witz und Charme lädt das Stück zum Lachen und Staunen.

Reiden Premiere von Theater Reiden ein grosser Erfolg

Es wird dunkel im Saal und die letzten Gespräche verstummen. Spannung liegt in der Luft – dann geht das Licht auf der Bühne an. Auf dem Thron hat es sich nicht etwa der König gemütlich gemacht, sondern sein Page Hans und der schläft tief und fest. Zumindest bis die beiden Zofen ihn mit teuflischer Freude wachkitzeln. Und damit ist der Ton für das Stück gesetzt.

Die Adaption des bekannten Grimm Märchens, geschrieben von Inge Leudesdorff, brilliert unter der Regie von Stefan Wieland mit viel Witz und überzeichneten Charakteren. Der schusselige Haushofmeister «Schnalltnüt» etwa verdreht immerzu die Worte und verwechselt gar Kaktus und König, stets gefolgt von einem: «Jo, gits denn so öppis?» Kein Wunder, wird er auch zum Gespött des Hofgesindels. Denn das scheint man auf dem königlichen Schloss besonders zu lieben. So lacht man zum Beispiel auch über den Müller Grosston. «Der hat doch allen Ernstes behauptet, seine Tochter könne Stroh zu Gold spinnen», weiss Hans. Dieses Getuschel bleibt selbst dem König nicht lange verborgen. Und so wird die Müllerstochter Elisa kurzerhand ins Schloss gebracht und mit nichts weiter als einem Haufen Stroh und einem Spinnrad eingesperrt.

Unheimliche Auftritte, tolle Effekte

Aufgeregtes Getuschel geht an dieser Stelle durch den Saal. Steht da nicht jemand am Fenster? Tatsächlich. Begleitet von unheimlicher Musik klettert eine Gestalt zu Elisa hinein: das Rumpelstilzchen. Die komödiantische Leichtigkeit ist wie weggeblasen. Unheimlich ist der Auftritt des Männchens – und zwar bei jedem Auftauchen ein bisschen mehr, bis es am Ende gar mit zerzauster Mähne und blutunterlaufenen Augen vor Elisa steht.

Und Rumpelstilzchens letzter Auftritt hat es in sich: Kaum spricht Elisa seinen Namen aus, beginnt das Männchen lautstark zu fluchen. Rauch steigt aus der Bühne auf und dann scheint es sich in Luft aufgelöst zu haben. Verwirrt blicken die Kinder um sich, ein paar stehen sogar auf. «Häh? Mami, wo ist der Mann hin?», hört man es flüstern.

Es dauert einen Moment, bis im Saal wieder Ruhe einkehrt und auf der Bühne gefeiert wird. Der letzte freudige Ausruf des Königs sorgt für einiges Schmunzeln, ehe donnernder Applaus ausbricht: «Fröhliche Weihnachten!» Die Worte von Urs Hug, Präsident Theatergesellschaft Reiden, überraschen kaum. Man habe sich entschlossen, eine zusätzliche Aufführung am nächsten Samstagnachmittag anzubieten. «Beide Nachmittagsaufführungen sind schon ausverkauft. Mit der zusätzlichen Aufführung wollen wir vor allem Familien mit Kindern eine zusätzliche Möglichkeit bieten, unser Märchen zu sehen», sagt er. Platzreservierungen unter theaterreiden.ch

Weitere Bilder finden Sie in unserer Galerie www.wiggertaler.ch

Das Rumpelstilzchen (Roland Höltschi) spinnt Stroh zu Gold.
Bild: Rahel Wirz
Müller Grosston (Beat Achermann) macht es sich auf dem Thron gemütlich.
Bild: Rahel Wirz