
Wo alte Schätze ein zweites Leben erhalten
Zofingen 25. Oktober, 9.30 – 15 Uhr: Repair Café im Spittelhof
Es ist ein Projekt der Stiftung für Konsumentenschutz. 2014 in Bern ins Leben gerufen und ursprünglich als einmaliger Event angedacht. Doch in den letzten zehn Jahren ist daraus eine richtige Erfolgsgeschichte geworden. Mehr als 250 Adressen von Repair Cafés listet die Homepage repair-cafe.ch aktuell in der ganzen Schweiz auf. In sämtlichen Landesteilen. Mit zum Teil fantasievollen Namen: Reparaturia, Flickstatt, Reparatutti, Tüftelwerk, reparierBar, Flick-Kafi. Oder ganz einfach Repair Café. So verschieden die Namen auch sind, der Grundgedanke ist überall der gleiche: Reparieren statt wegwerfen, Ressourcen schonen statt Abfallberge anhäufen.
Seit dem 28. Oktober 2017 gibt es diese Institution, die Nachhaltigkeit mit Gemeinschaftsarbeit vereint, auch in Zofingen. Ins Leben gerufen und ursprünglich auch geführt wurde das Repair Café von der Alterskommission der Stadt Zofingen. Im Herbst 2022 übernahm das Team des Spittelhofs die Organisation des Anlasses, der seit Beginn schon in den Räumen des Spittelhofs durchgeführt wurde. «Wir haben ja zur Übernahme des Repair Cafés gesagt, weil wir ideale Räumlichkeiten haben und der Anlass gut zum Spittelhof mit seinen Werkstätten passt», erläutert Seraina Combertaldi, Leiterin der Zofinger Freizeitwerkstätte die Beweggründe. Zudem sei es auch darum gegangen, einen viel Sinn machenden Anlasses weiterhin durchführen zu können. Beibehalten wurde die zweimalige jährliche Durchführung im Frühling und Herbst. Am kommenden Samstag, 25. Oktober ist es wieder so weit. Ab 9.30 Uhr sind Besuchende eingeladen, ihren defekten Lieblingsstücken mit Hilfe von Reparaturexperten neues Leben einzuhauchen. Ob Staubsauger, Haartrockner, Lampe, Kamera, Handy, Radio, Kaffeemaschine (nur Vollautomaten, keine Kapsel-Maschinen), wacklige Stühle oder Spielzeug – fast alles, was vorbeigebracht wird, kann auch repariert werden. Textile Artikel können hingegen dieses Mal ausnahmsweise nicht abgeändert werden – die Näherin musste für dieses Datum absagen.
Reparateure arbeiten auf freiwilliger Basis
Helfende, die auf ehrenamtlicher Basis im Einsatz sind, machen möglich, dass das Repair Café funktioniert. Einer der freiwilligen Reparaturexperten ist Martin Meier. Der 36-jährige Zofinger ist gelernter Elektromonteur, hat dann an der höheren Fachschule eine Weiterbildung in Automation und Informatik abgeschlossen und arbeitet heute im Bereich Leittechnik und Automatisierung von Wasserkraftwerken bei einem Unternehmen in Kriens. «Ich habe Repair Cafés zwar gekannt, sie aber nie genutzt», verrät Meier, der sich nach einem eher der Neugier geschuldeten Besuch vor rund drei Jahren dem Repair-Team des Spittelhofs anschloss. Weil es Sinn mache, Ressourcen nicht zu verschleissen und Dinge so lange wie möglich zu verwenden. «Zudem finde ich es schön, wenn ich mein Fachwissen einsetzen kann, um anderen Leuten zu helfen», führt Meier weiter aus. Denn gerade bei Elektro- und Haushaltgeräten sei es für Laien ja schwierig, oft sogar unmöglich abzuschätzen, ob und zu welchen Kosten ein Gerät repariert werden könne. Als Fachmann sehe er meist sehr rasch, ob eine Reparatur noch sinnvoll sei oder ob das Gerät seine Lebensdauer erreicht habe. Eine zusätzliche Problematik bestehe oft auch darin, Ersatzteile zu bekommen, weil die Leute ja selten wüssten, welches Teil defekt sei. «Auch da beraten wir gerne», meint er weiter.

Bild: Thomas Fürst
Martin Meier repariert nicht nur gern, er schätzt nebenbei auch den Kontakt innerhalb des rund 15-köpfigen Teams von Spittelhof und Repair-Team. «Ein cooles Team, das sich gerne austauscht und auch Tipps weitergibt», betont er. Diese Einschätzung teilt auch Seraina Combertaldi, die im Team, das aus rund zwei Dritteln Pensionären und einem Drittel «leidenschaftlicher Chnuschtis» besteht, einen «lockeren und guten Spirit» ausmacht.
Hosen und Staubsauger führen die Hitliste an
Zahlen lügen nicht. So manches Lieblingsstück wurde in Repair Cafés wieder zum Leben erweckt. In der Deutschschweiz nahmen Repair Cafés im vergangenen Jahr bei rund 800 Veranstaltungen etwa 27´000 Gegenstände entgegen, wie die Stiftung für Konsumentenschutz in einer Medienmitteilung schreibt. Dank den freiwlligen Reparaturexpertinnen und –experten konnten rund 18´700 Gegenstände vor dem Wegwerfen bewahrt werden und erhielten so ein zweites Leben. Die Erfolgsquote dürfte in etwa auch für das Repair Café im Spittelhof hinkommen, schätzt Seraina Combertaldi, sie könne teilweise sogar gegen 75 Prozent betragen, wenn sich unter den mitgebrachten Artikeln viele Textilien befänden.
Herr und Frau Schweizer bringen vor allem Elektrogeräte zum Reparieren in die Repair Cafés. Mehr als die Hälfte aller Gegenstände kommt aus dem Bereich Haushalt- und Unterhaltungselektronik, wie sich einer Statistik der Stiftung für Konsumentenschutz weiter entnehmen lässt. 2024 waren Staubsauger mit fast 300 reparierten Geräten besonders häufig vertreten, gefolgt von 285 Lampen, 215 Kaffeemaschinen sowie 180 Radios. Stark vertreten sind aber auch Textilien, die zum Instandstellen in die Repair Cafés gebracht werden. Sie machen 17 Prozent aller Artikel aus. Erfolgreich geflickt haben die freiwilligen Reparaturprofis im vergangenen Jahr etwa 450 Hosen, 210 Jacken sowie 125 Rucksäcke und Taschen. Damit konnte ein weiteres Anwachsen der ohnehin schon grossen Abfallberge verhindert werden.
Dankbarkeit ist gross, Verständnis auch
Als positiver Nebeneffekt wird auch das Portemonnaie geschont, zudem kann man bei Kaffee und Kuchen auch neue Kontakte schliessen und sich austauschen. Entsprechend gross ist denn auch die Dankbarkeit der Besuchenden gegenüber den Reparierenden. «Die Freude der Besuchenden ist unser Lohn», sagt denn auch Martin Meier. Und wenn einmal ein Artikel nicht repariert werden könne, würden die Leute verständnisvoll reagieren. «Neben dem tollen Team ist das mit ein Grund, wieso ich mich weiterhin zwei Mal im Jahr als Reparateur zur Verfügung stellen werde», betont er.

Bild: zvg / Archiv Spittelhof