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Zum 75-Jahre-Jubiläum eine Gewerbeschau

Auf Murgenthal folgt Vordemwald: Als zweite Gewerbeausstellung nach Corona wird in der Region vom 21. – 23. April die Gewerbeschau Vordemwald durchgeführt. Gleichzeitig darf der Gewerbeverein Vordemwald seinen 75. Geburtstag feiern.

Vordemwald Der Präsident des Gewerbevereins ist auch OK-Präsident der Gewerbeschau

«Die Absage damals hat weh getan», erinnert sich Andi Blaas. Damals, das war im März 2020, als die Durchführung der Gewerbeschau Vordemwald rund einen Monat vor ihrer Eröffnung wegen der Pandemie abgesagt werden musste. «Wir haben damals sehr viel Zeit und Energie in die Organisation der Gewerbeschau investiert – alles war vorbereitet, leider alles für die Katze», sagt Andi Blaas. Doch in der Zwischenzeit ist das Schnee von gestern. Blaas blickt mit Tatendrang und Vorfreude nach vorne – am Freitag, 21. April wird er als OK- und Gewerbevereinspräsident die Tore der Gewerbeschau Vordemwald für das Publikum öffnen können. Nicht ganz termingemäss. Denn nach Turnus hätte die Gewerbeausstellung erst im kommenden Jahr durchgeführt werden sollen. «Die aktuelle Gewerbeschau wurde aber bewusst um ein Jahr nach vorne verschoben, damit der Verein sein 75-jähriges Bestehen gleichzeitig mit einer Gewerbeschau feiern kann», betont der Inhaber eines Wohnbedarf-Geschäfts mit Sitz in Safenwil. «Ideal» findet das Andi Blaas, «weil man dieselbe Infrastruktur für beide Anlässe nutzen kann». 

Rund 40 Aussteller und ein grosser Wermutstropfen

Mit den eingegangenen Anmeldungen ist Blaas (fast) zufrieden. Rund 40 Aussteller, die einen guten Branchenmix abdecken, haben sich zur Leistungsschau angemeldet. Handwerker wie Dienstleister präsentieren während drei Tagen ihre Angebote im Raum Turn- und Mehrzweckhalle. «Einen grossen Wermutstropfen gibt es allerdings», betont der OK-Präsident, die Abwesenheit der Gemeinde. Geschuldet ist diese keinem Zwist zwischen Gewerbeverein und Gemeinde. «Im Gegenteil», betont Andi Blaas, «wir pflegen einen äusserst einvernehmlichen Austausch.» Geschuldet ist das notgedrungene Abseitsstehen der Gemeinde der Referendumsabstimmung vom 12. März, bei der die Vordemwalder Stimmbevölkerung das Budget der Gemeinde bachab schickte. Bis ein Budget vorliegt, darf die Gemeinde ausschliesslich gebundene Ausgaben tätigen – Ausgaben für eine Gewerbeausstellung gehören da definitiv nicht dazu. Immerhin darf der OK-Präsident vermelden, dass die Fläche in den Innenräumen vollständig vermietet werden konnte und weitere acht Aussteller an Aussenständen präsent sind.

Attraktives Rahmenprogramm

Viele Aussteller sind das eine – ein attraktives Rahmenprogramm das andere. Es läuft viel während den drei Tagen an der Gewerbeschau – und zwar ganz nach dem Motto «Ehret einheimisches Schaffen»! Das bestens bekannte Duo «Crossline» mit René Wechsler und Thomas Gerhard sorgt am Freitag und Samstag Abend mit seinem abwechslungsreichen Repertoire, das von «sidefin bis abgerockt» reicht, für die Musik im Alp-Chalet. Und ganz sicher auch für eine tolle Stimmung. Musik im Alp-Chalet machen am Samstag tagsüber die «Kührainörgeler Vordemwald» sowie die «Örgelibälg Vordemwald», am Sonntag das «Alphorn-Trio Vordemwald». Am Sonntag schliesslich bieten die «Sliding Boots» zwischen 11 und 15 Uhr stündliche Line-Dance-Vorführungen mit anschliessendem Workshop. Wer schon immer mal wissen wollte, wie Line-Dance geht, sich aber bisher nicht traute – an der Gewerbeschau lässt sich das ganz unkompliziert ausprobieren … Und schliesslich zeigen die Vordemwalder Trialisten am Samstag und Sonntag in stündlichen Vorführungen, was sie drauf haben – Ebenfalls mit anschliessendem Workshop.

Kein Gewerbeschau ohne Tombola. 800 Sofort- und 500 Trostpreise stehen für glückliche Gewinnerinnen und Gewinner bereit. Nicht vom billigen Jakob! Denn die Gesamtgewinnsumme aller Preise beträgt mehr als 12´000 Franken – als Hauptpreise gibt es unter anderem ein Rennvelo, ein Goldvreneli, drei Fondssparpläne, eine Nähmaschine oder einen Staubsauger-Roboter zu gewinnen. Und für Leute, die gerne etwas erleben, auch diverse Tageskarten für Schiff oder Bergbahnen sowie Eintritte für Wellnesseinrichtungen oder ins Freilichttheater. Wenn das kein Grund ist, das eine oder andere «Fränkli» in die Hand zu nehmen, wenn die Lösliverkäufer von der Theatergesellschaft und die Eltern vom Spielgruppenverein Tännli unterwegs sind …

Jubiläum wird mit den Mitgliedern gefeiert

Das Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen des Vereins feiert der Gewerbeverein Vordemwald nicht öffentlich, sondern im Kreis seiner Mitglieder und geladener Gäste. «Es soll ein ruhiger Abend in ganz gemütlichen Rahmen werden», betont Andi Blaas. Apéro, Nachtessen, wenige und kurze Ansprachen und etwas musikalische Unterhaltung zum Ausklang. «Ein Abend an dem man gemütlich zusammensitzen und sich austauschen kann», meint Blaas. Damit auch das Organisationskomitee den Abend in aller Ruhe geniessen kann, hat sich Mobiliar-Chef Raphael Arn etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Zusammen mit seinem Aussendienst-Team übernimmt Arn das Einrichten im Alp-Chalet und gleich auch noch den ganzen Service während dem Jubiläumsabend. Wenn das kein Super-Service ist! Die Küche übernehmen – ganz Vordemwald-like – die drei ortsansässigen Vereine: Turnverein, Radfahrerverein und Rollhockey-Verein.

Ein zeitaufwendiges Ehrenamt

Für den 54-jährigen Blaas ist die Organisation beider Anlässe zwar «eine zeitaufwendige Angelegenheit», zugleich sei es für ihn aber auch eine grosse Ehre, den Verein im Jubiläumsjahr als Präsident führen zu dürfen. Blaas hat sich auch mit der Geschichte des jubilierenden Vereins auseinandergesetzt und die vorhandenen Vereinsprotokollle durchgeackert. Beim Rückblick die frühen Jahre des Gewerbevereins hat Blaas beeindruckt, wie stark sich die Unternehmer in der Gründerzeit für die Belange des Vereins engagiert und dazu auch Visionen entwickelt haben. Und sich auch immer für die Anliegen im Dorf stark gemacht hätten. So zum Beispiel 1949 beim Neubau der Kirche, als die Mitglieder des Gewerbevereins die gewaltige Summe von 6500 Franken zur Finanzierung der zweiten Glocke zusammentrugen. Es sei zu bedenken, dass der eben ein Jahr alte Gewerbeverein damals einen Jahresbeitrag von 15 Franken pro Mitglied erhob, stellt Blaas fest, und der Kassabestand des Vereins Ende 1950 rund 190 Franken betrug.  

«Dieses Engagement vermisse ich heute leider ein wenig», bedauert Blaas. Gerade nach Corona sei das – wohl für viele Vereine – noch vermehrter spürbar geworden.

Drei Tage Dorffest

Trotzdem: Der Gewerbevereinspräsident ist überzeugt, dass die Durchführung einer Gewerbeschau nach wie vor auf die «To do»-Liste jedes Gewerbevereins gehöre. «Das Gewerbe soll sich zeigen – und als Unternehmer kommt man mit Leuten in Kontakt, die dich sonst kaum ansprechen würden», meint er. «Der direkte Kundenkontakt ist durch nichts zu ersetzen», bringt er es auf den Punkt.

Am Freitag, 21. April, ab 17 Uhr, geht es los. Dann öffnet die Gewerbeschau Vordemwald ihre Tore – und dem Dörfchen an der Pfaffnern stehen drei Tage Dorffest bevor. «Me gseht sech z´Vorewaud a de Gwärbeschau», rührt Blaas eigenhändig die Werbetrommel für die Ausstellung vom 21. – 23. April. Sieht man Sie auch?

Die Gewerbeschau Vordemwald – auch ein Dorffest, an dem man sich trifft.
Bild: Archiv Wiggertaler
Auch dieses Jahr zeigen die jungen Vordemwalder Trialisten ihr Können an der Gewerbeschau.
Bild: Archiv Wiggertaler

Aus der frühen Geschichte des Gewerbevereins

Am 13. Juli 1948 fand die Gründungsversammlung des Gewerbevereins Vordemwald im Restaurant Iselishof statt. 18 von 32 eingeladenen Handwerkern hatten der Einladung Folge geleistet. Tagespräsident Walter Scheurer wurde auch als erster Präsident des Vereins gewählt. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden Willi Lüscher, Paul Plüss, Max Lienhard und Walter Moor gewählt.

An der GV vom 30. November 1948 wurde im Hinblick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft erstmals Gemeinschaftswerbung im Zofinger Tagblatt und im Freien Aargauer geschaltet.

«Diese Leistung wird dem Handwerker- und Gewerbeverein stets zur Ehre gereichen», heisst es im Protokoll der Vereinsversammlung vom 6. August 1949. Gemeint ist, dass sich sämtliche Mitglieder des Vereins an der Finanzierung einer Glocke für die neu erbaute Kirche Vordemwald beteiligt haben und dabei die gewaltige Summe von 6500 Franken zusammengetragen haben.

Max Lienhard regt im August 1949 (!) die Gründung einer Baukommission an, um ein planloses Bauen zu verhindern.

An der GV vom 5. April 1955 macht der Vorstand den Vorschlag, einen Fahrplan zu erstellen, der in alle Haushaltungen verteilt werden soll und auf dem alle Mitglieder des Gewerbevereins aufgeführt sind.

Eine Anekdote zum Schmunzeln: An der GV vom 20. März 1956 erfolgt der Aufruf zu einem Buchhaltungskurs, der bei genügender Beteiligung durchgeführt würde. «Der Präsident appelliert an alle, die noch keine Buchhaltung führen, sich einmal aufzuraffen und in dieser Sache einmal einen Anfang zu machen. Die Buchhaltung ist, je länger je mehr, eine unentbehrliche Grundlage für die Kalkulation, sowie ein wirksamer Schutz gegen die Überforderung durch den Fiskus.»

Im GV-Protokoll vom 10. März 1959 heisst es: «Unser Präsident (d.i. Max Lienhard sen.) überraschte den Vorstand mit dem Vorschlag, durch den Verein eine Festhütte erstellen zu lassen, um die Gemeinde aus ihrer gegenwärtigen Lokalmisere zu erlösen.» Diese Bemühungen endeten schliesslich in der Erstellung von Gemeindesaal und Turnhalle, die 1964 eröffnet werden konnten. 

Am 26. und 27. Februar 1966 wird die erste Gewerbeausstellung in Vordemwald durchgeführt. «Vom über 30 Mitglieder zählenden Bestand werden 23 Handwerker, Gewerbetreibende und Betriebe ihre Spezialitäten zeigen. Sie haben sich dazu grosse Mühe gegeben, um das Publikum nicht zu enttäuschen», schrieb das Zofinger Tagblatt in einer Vorschau. Euphorischer tönte es im GV-Protokoll vom 19. Juli 1966. «Dieses Ereignis war ein voller Erfolg des HGV. Die Ausstellung fand einen Anklang, der weit über die Dorfgrenze hinausreichte.»

Am 1. November 1968 wird eine Vertretung des HGV von der Gemeinde zur Orientierung über den Zonenplan ins Sitzungszimmer der Turnhalle eingeladen ein. Dem Zeitgeist entsprechend bestehen hochfliegende Pläne, die vom Planer, einem Architekten Hübscher, erläutert werden. Geplant ist ein Dorfkern mit Dorfplatz, reines Fussgängergebiet, ab 4000 Einwohnern (!) mit Wochenmarkt, Café, Dienstleistungsbetrieben, Bank, Arzt, Kino, Freizeitzentrum, öffentliche Verwaltung, eventuell Ladenstrasse, eventuell Alterssiedlung. 

Vom 23. bis 25. Oktober 1970 wird erstmals eine dreitägige Gewerbeausstellung durchgeführt.