Wie das Licht in die Aarburger Strassen kam
Aarburg Das Aarburger Neujahrsblatt 2026 ist erschienen
Informativ, reich bebildert und mit einem modernisierten Layout kommt die 65. Ausgabe des Aarburger Neujahrsblatts daher, die in diesen Tagen in alle Haushaltungen der Gemeinde verteilt wurde. Mit der gewohnt reichhaltigen Mischung an Beiträgen aus Vergangenheit und Gegenwart.
Reich verzierter Mast aus Gusseisen, vier Leuchtenköpfe mit Windrose. Von seiner Form her ist er heute komplett aus der Zeit gefallen. Der alte Kandelaber, der seit Ende 2023 im Park des Alten Friedhofs steht und dort in den Abendstunden für Helligkeit sorgt. Nathalie Gut, Mitglied des Redaktionsteams Neujahrsblatt, hat sich dem Zeitzeugen aus dem späten 19. Jahrhundert angenommen und sich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen ist eine faszinierende Geschichte, die aufzeigt, wie das Licht in die Aarburger Strassen kam.
Vom Gaslicht zur Elektrizität
Ihren Beitrag im Aarburger Neujahrsblatt startet Nathalie Gut am Centralplatz. Dort, wo sich vor der Eröffnung der Ortskernumfahrung regelmässig die Autokolonnen von und zur Autobahneinfahrt stauten, muss der alte Kandelaber oder zumindest dessen gusseiserner Mast schon in Zeiten ohne jeden Autoverkehr gestanden sein, nämlich im späten 19. Jahrhundert. Diese Laterne wurde noch mit Gas betrieben. Und weil das Städtchen erst ab 1913/14, durch eine Konzessionsvergabe an die Firma Rothenbach & Cie, Bern, eine eigene Gasversorgung erhielt, muss die damalige Leuchte mit einer Gasflasche versorgt worden sein. Die Gaswerke hatten sie wöchentlich mit sogenanntem Stadtgas aufzufüllen. «Auch der Betrieb der Laternen war zeitintensiv: Nachtwächter mussten sie einzeln anzünden und wieder löschen, bis später automatische Zünd- und Löschvorrichtungen diese Arbeit ersetzten», schreibt Gut in ihrem Beitrag im Neujahrsblatt.
Um 1900 erlebte der Kandelaber erstmals eine Umrüstung. Er wurde elektrifiziert. Möglich machte dies der Unternehmer Hans Lüscher-Niggli. Er nutzte bereits seit 1893 die Wasserkraft des Tychs, um sein Sägewerk am Mühletych zu betreiben. Fortsetzung Seite 2
Den überschüssigen Strom stellte er der Gemeinde zur Verfügung, die damit versuchsweise eine elektrische Strassenbeleuchtung betrieb. Mit der Eröffnung des Kraftwerks Ruppoldingen in Boningen 1896 begann der Konzessionsvertrag der Gemeinde mit dem Kraftwerk, welches für die Dauer von 20 Jahren das Recht erhielt, das gesamte Gemeindegebiet mit Kraft- und Lichtstrom zu versorgen. Damit war der Weg für eine flächendeckende Stromversorgung Aarburgs frei.
Vom Centralplatz übers Werkhofareal in den Alten Friedhof
Historische Fotografien belegen, dass der Kandelaber zumindest einmal ersetzt wurde, wie die Fotografie aus der Zeit um 1930 zeigt. Dort trägt er nur noch drei Leuchtenköpfe und eine schlichte Zierspitze. Ende der 1960-er-Jahre verschwand er endgültig vom Centralplatz. Der gusseiserne Kandelaber gelangte wohl in den späten 1960er-Jahren auf das Werkhofareal der Strub AG in Oftringen, wo er jahrzehntelang stand. Wie er dorthin kam, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.Erst 2006 tauchte er wieder auf, als ihn der Unternehmer Thomas Frech dem Museum übergab. Um dort gleich wieder im Depot zu verschwinden. Erst 2023 tauchte er wieder auf, weil das Depot im Zug der Rathaussanierung gesichtet wurde. So kam der Kandelaber, der auf modernste LED-Technik umgerüstet wurde, an seinen heutigen Standort im Park des Alten Friedhofs.
Auf Spurensuche
Ebenfalls auf Spurensuche hat sich Hans-Ulrich Schär gemacht. In seinem Beitrag «Aarburger Industriegeschichte als Kunst» geht er dem Verbleib von zwei Kunstwerken des Rothrister Eisenplastikers Freddy Madörin nach, die einst in Aarburg standen. Die Skulptur «Cotton Life 3000» stand bis in die frühen 1990-er-Jahre beim Eingang der ehemaligen Weber Textilwerke und wurde später verschrottet. Auch die Maschinenfabrik Gebr. Rykart an der Bahnhofstrasse beherbergte einst eine Mädorin-Eisenplastik. «Time Machine» steht heute in einem Gebüsch an der Mühlethalstrasse in Zofingen.
Im Mai 2025 waren Kerry McBride und Kellie Ochsner in Aarburg unterwegs – auf den Spuren ihres Vorfahren Robert Wullschleger. Philipp Muntwiler begleitete die beiden amerikanischen Schwestern auf ihren Gängen durchs Aarestädtchen und zeichnet im Beitrag «Eine emotionale Reise zu den familiären Wurzeln» ein Stück Aarburger Auswanderungsgeschichte nach.
Auf eine ganz spezielle Spurensuche blickt Christoph Ruesch im Neujahrsblatt zurück. Der vom OLK Wiggertal organisierte Aargauer 3-Tage-OL 2025 führte über 750 Orientierungsläuferinnen und -läufer auf Postensuche in die historischen Gemäuer der Festung. «Mit Vielfalt, sportlicher Klasse und der einzigartigen Festungspassage hat der Aargauer 3-Tage-OL 2025 in Aarburg neue Massstäbe gesetzt», hält der Autor fest.
Aarburg von der künstlerischen Seite
Viele Aarburgerinnen und Aarburger werden sich an die Aufführung des Freilichttheaters zum Jubiläumsjahr «900 Jahre Aarburg» erinnern. «Füür im Dach» ging zurück auf das Werk «Bernhardine und ihre Kinder» von Julia Niggli. Daniel Maurer beleuchtet in seinem Beitrag das Leben und Wirken der in Aarburg aufgewachsenen Erzieherin, Sprachlehrerin und Schriftstellerin und beleuchtet darin auch ihre Korrespondenz mit Albert Einstein.
Ein feinsinniges Porträt zeichnet Janine Müller vom 19-jährigen Aarburger Künstler Léon Hess, der in zwei künstlerischen Welten unterwegs ist. «Dem fotorealistischen Zeichnen – inzwischen nur noch auf Basis eigener Fotografien – und der abstrakten, emotionaleren Ausdrucksweise. Letztere ist von düsteren, melancholischen Tönen geprägt», schreibt die Autorin.
Abgerundet wird die diesjährige Ausgabe mit dem ersten Teil von Born-Sagen, die Daniel Maurer zusammengetragen hat. Einem berührenden Nachruf auf den am 26. Dezember 2024 verstorbenen Arzt Manfred Frey aus der Feder seinen Sohnes Claudius Frey. Einem Rückblick von Rolf Walser auf das vor 50 Jahren erstellte «Zukunftskonzept für die Region Wiggertal». Aleksander Jauk verdankt die Schenkung, welche das Aarburger Museum aus dem Nachlass von Ueli Heiniger erhalten hat.
Mit viel Herzblut unterwegs
Natürlich fehlt auch dieses Jahr die reich bebilderte Aarburger Chronik nicht, die Heinz Hug seit vielen Jahren mit Akribie und ganz viel Herzblut erstellt. Dort kann detailliert nachgelesen werden, was im Aarestädtchen im vergangenen Jahr vor sich ging.
Mit Herzblut ist auch das Redaktionsteam des Aarburger Neujahrsblatts unterwegs. Janine Müller, Nathalie Gut, Aleksander Jauk, Philipp Muntwiler, Heinz Hug (Redaktionsleitung), Hans-Ulrich Schär und Rolf Walser arbeiten ehrenamtlich mit. Das Aarburger Neujahrsblatt erhält auch keine Beiträge von der Gemeinde. Die Herausgabe wird durch Sponsoren und Inserenten mitfinanziert. Und mit der Begleichung des freiwilligen Zustellbeitrags von 20 Franken ermöglichen auch die Einwohnerinnen und Einwohner, dass die Herausgabe des traditionsreichen Werks weiterhin möglich sein wird. Mittlerweile ist das Neujahrsblatt nämlich in seiner 65. Ausgabe erschienen.Thomas Fürst
Aarburger Neujahrsblatt
Das Aarburger Neujahrsblatt kann bei Heinz Hug, Hubelweg 8, 4663 Aarburg, Telefon 062 791 60 69, chronik@fganet.ch bestellt werden.







