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Ariella Jucker im zt Talk: «Wir können damit punkten, dass wir regional stark verankert sind»

Seit 2020 leitet Ariella Jucker als Standortleiterin das Spital Zofingen. Der Betrieb steht – wie alle Gesundheitsinstitutionen – vor grossen Herausforderungen. Jucker war diese Woche Gast im zt Talk sprach über die wachsenden Ansprüche der Patientinnen und Patienten, den steigenden Kostendruck und den Campus-Tag vom Samstag, 4. November, an dem auch Kurt Aeschbacher zu Gast ist. 

Ariella Jucker ist ursprünglich diplomierte Ergotherapeutin. Welche Berühungspunkte hat sie als Spital-Managerin noch mit dem Klinik-Alltag? «Ein grosser Teil meines Alltags besteht aus Management-Aufgaben», so Jucker. «Aber ich habe aber eine praktische Ader, was wohl meinem ursprünglichen Beruf geschuldet ist. Es gibt immer wieder Themen, bei denen ich Hands-on im Betrieb spürbar bin. Nicht direkt an Patientinnen und Patienten, sondern bei Projekten und in Entwicklungsthemen.» Das Spital mit seinen über 750 Mitarbeitenden sei ein klassisches KMU. «Nicht für jede Funktion gibt es eine Spezialistin oder einen Spezialisten. Wenn Dinge zu tun sind, dann lasse ich mich nicht lange damit aufhalten, dass niemand zuständig ist.»

Die grösste Herausforderung bestehe darin, die verschiedenen Anspruchshaltungen auf einen Nenner zu bringen. Einerseits bestünden wachsende Ansprüche von Patientinnen und Patienten, die «gerne eine noch bessere Qualität und eine noch höhere Verfügbarkeit wünschen». – «Andererseits haben wir einen Mitarbeitenden-Markt: Die Leute würden gerne mehr verdienen und eigentlich weniger arbeiten.» Diese unterschiedlichen Ansprüche auszutarieren, sei ein grosser Spagat.

Die Spitäler seien seit Jahren mit einem Auseinanderdriften der möglichen Erträge und der steigenden Kosten konfrontiert. Jucker macht ein Beispiel mit den Personalkosten, die beim Spital Zofingen rund 60 Prozent ausmachen, und dem Grundtarif für die stationäre Behandlung. «Hier gab es 2023 im Vergleich zum Vorjahr null mehr Franken.» Auf der anderen Seite habe man zwischen 1,5 und 2 Prozent mehr für das Personal ausgeben müssen, zudem steigen die Kosten für den Strom und die IT-Lizenzen. «Die Schere geht auseinander. Jeder kennt aus dem Privatleben, was auch für ein Unternehmen gilt: Ich kann nicht mehr ausgeben, als ich habe. Sonst muss ich vom Ersparten leben – oder auf Pump.» Es sei zentral, die finanzielle Situation der Spitäler wieder ins Lot zu bringen. Sie müssten genug einnehmen können, um den Anforderungen der Politik – beispielsweise die Löhne im Gesundheitswesen zu erhöhen – gerecht zu werden.

Auf der anderen Seite wird die Bevölkerung immer älter. Die Anzahl der Hochbetagten mit mehreren Krankheiten nimmt stark zu. «Die Herausforderungen für die Spitäler besteht darin, mit dieser Poly-Morbidität umzugehen.» Gleichzeitig verändere sich auch das soziale Umfeld der Patientinnen und Patienten: Diese haben weniger oder keine Angehörigen und können damit auf weniger Ressourcen zurückgreifen. «Das wird uns als Spital, aber auch Gesundheitsinstitutionen generell, stark fordern.» Das Spital Zofingen sei diesbezüglich gut aufgestellt. «Wir haben uns in den letzten zehn Jahre zu einem integrierten Campus entwickelt.» Und mit dem Fokus auf Altersmedizin sei das Spital Zofingen gewappnet für die wachsende Gruppe der älteren Patientinnen und Patienten.

Am Samstag lädt das Spital zu einem Campus-Tag. Der Hintergrund ist ein Umstand, auf den das Spital stolz sei: «Wir haben seit zehn Jahren den Auftrag für Akutgeriatrie», so Jucker. Bei diesem komplexen Versorgungskonzept mache man ältere Patientinnen und Patienten wieder so fit, dass sie nach Hause können – oder genug fit, dass sie eine Reha antreten können. «Das ist für uns ein Aufhänger, das Thema Alter und die damit verbundenen Herausforderungen in die Öffentlichkeit zu tragen.» Zudem wolle man zeigen, wie die integrierte Versorgung auf dem Campus eigentlich funktioniert. «Es sind über zehn Partner, die auf dem Areal auf den verschiedensten Gebieten tätig sind und teilweise sehr eng zusammenarbeiten.»

Zur Person

Ariella Jucker ist diplomierte Ergotherapeutin und hat diverse Weiterbildungen absolviert, unter anderem einen MAS in Managed Health Care und einen Executive Master in Business Administration. Sie arbeitete am Spital Bülach und am Kantonsspital Winterthur, wo sie unter anderem stellvertretende Direktorin des Dienstes OITB (Organisationsentwicklung, ICT, Technik und Bau) war. Im August 2020 wurde sie als Standortleiterin ans Spital Zofingen berufen. Sie ist Mitglied der Geschäftsleitung des Kantonsspitals Aarau, zu dem das Spital Zofingen gehört. Ariella Jucker lebt in Zofingen und Winterthur.

Das bietet der Campus-Tag am Samstag, 4. November

In diesem Herbst feiert das KSA Spital Zofingen sein 10-Jahr-Jubiläum des Fachbereichs Akutgeriatrie. Dieser bietet eine individuelle Rundumbetreuung für ältere Menschen, deren Selbstständigkeit nach einer Erkrankung oder einem Unfall vorübergehend eingeschränkt ist.Um der Öffentlichkeit, die in den nächsten Jahren von einem sich drastisch abzeichnenden demographischen Wandel betroffen sein wird, die Altersmedizin näherzubringen, veranstaltet das Spital Zofingen heute Samstag einen Campus-Tag Das Programm:

10 bis 12.30 Uhr: Generationen-Film zum Thema Demenz

13.30 bis 14.30 Uhr: Podiumsdiskussion zum Thema Demenz, moderiert von Kurt Aeschbacher

15 bis 16 Uhr: Referat «Glück im Alter» von Glücksforscher Mathias Binswanger

Dazu werden diverse Streetfood-Stände übers Gelände verteilt sowie verschiedene Aktivitäten und Posten von den Partnern (aarReha, Blutspendezentrum, FrauenPraxis, Lindenapotheke, Marco Steffen Orthopädie, Medarium, Partnerhotel, Preventica, Spitalverein, Spitex, Time4Relax, Xperience Fitness), vom Pflegezentrum und dem Spital selbst angeboten. Die Kita betreibt eine Kinderanimation. 

Kurt Aeschbacher moderiert am Samstag eine Podiums-Diskussion zum Thema Demenz. 
Bild: Lucia Hunziker