Sie sind hier: Home > Vordemwald > Ein entführter Bundesrat und zwei Staatsanwälte mit Filmriss

Ein entführter Bundesrat und zwei Staatsanwälte mit Filmriss

Erstmals nach drei Jahren stehen die Vordemwalder Theaterleute wieder auf der Bühne. Mit der ziemlich turbulenten Komödie «Ich weiss vo nüüt!». Eine Geschichte, die sich um einen entführten Bundesrat und zwei Staatsanwälte mit wenig Erinnerungsvermögen und viel Fantasie dreht.

Vordemwald Theatergesellschaft steht ab 24. März mit «Ich weiss vo nüüt» auf der Bühne

Auweia! Ist das eine Zuversicht im Wohnzimmer von Leo Lustenberger (Adrian Zahn). Der Staatsanwalt liegt, sichtlich gezeichnet, auf dem roten Sofa, auf dem Sessel ist sein guter Freund und Berufskollege Valentin Hälfer (Reto Schär), auch ziemlich zerknittert, am Aufwachen. Am Boden liegt eine leere Rumflasche herum, auf dem Salontisch zeugen leere Gläser und Bierflaschen von einer durchzechten Nacht. «Alkohol gibt kein Kopfweh, nur das Aufstehen am nächsten Morgen», gibt Lustenberger halb wach und mit heiserer Stimme zum Besten und schon schenken sich die beiden Zechbrüder ein erstes Glas Champagner ein, um den Kater zu bekämpfen und wieder auf die Beine zu kommen …  Ja, und dann klingelt es an der Türe. Kriminalkommissar Hugo Pölschterli (Stephan Lienhard), begleitet von seinem Geheimhund Fido, möchte von den beiden wissen, was gestern geschehen ist, denn ein Bundesrat – Oskar Frey gespielt von Rolf Zimmerli – ist entführt worden. 

So präsentiert sich die Ausgangslage zur Komödie «Ich weiss vo nüüt!» von Dani von Wattenwyl, die die Theatergesellschaft Vordemwald vom 24. März bis zum 1. April im Gemeindesaal zur Aufführung bringt. Endlich wieder zur Aufführung bringt, ist zu betonen. Denn letztmals konnten sich die Vordemwalder Theaterleute vor drei Jahren auf der Bühne präsentieren, damals mit dem Stück «Schöni «Camping-)Ferie» von Bernd Gombold. Dann war – aus bekannten Gründen – Pause. «Wir waren im Herbst 2020 mitten in den Proben für unser aktuelles Stück», erinnert sich Regisseur Christoph Egli, «haben die Produktion damals allerdings vor der Fertigung des Bühnenbilds stoppen müssen». 

Corona, Hochwasser und Abgänge

Die letzten drei Jahre waren für den Verein aus Vordemwald alles andere als einfach. Wegen Corona konnten weder Proben und schon gar keine Vorstellungen stattfinden. Erschwerend kam das Hochwasser vom 24. Juni 2021 hinzu, welches das halbe Dorf unter Wasser setzte. «Wir haben damals sämtliche Requisiten und die gesamte Technik-Anlage verloren», sagt Eveline Duss, die im aktuellen Stück als Souffleuse amtet. Und auch im Verein gab es zahlreiche Abgänge. «Bei einigen älteren Mitgliedern hat es sich seit einiger Zeit abgezeichnet, dass sie nicht mehr mitmachen können», führt Eveline Duss aus, jüngere Mitglieder zu finden sei hingegen schwierig. Und auch der Vorstand musste in dieser Zeit komplett neu bestellt werden. Ein reines Frauengremium mit Tabea Häfelfinger (Präsidentin), Ursula Cocquio (Kassierin), Beatrice Mettler (Aktuarin) sowie Eveline Duss und Nadia Bamert (beide spezielle Aufgaben) leitet nun die Geschicke des Vereins.

«Doch jetzt beginnt es langsam aber sicher wieder zu kribbeln», freut sich Beatrice Mettler, die im aktuellen Stück Lilly, die Ehefrau von Leo Lustenberger verkörpert. Umso mehr, als die Truppe beim Besuch des Wiggertalers erstmals in Kostümen auf der Bühne steht. «Wir spielen das Stück heute zum dritten Mal in ganzer Länge», sagt Regisseur Christoph Egli, deshalb werde kaum alles perfekt klappen. «Aber ich habe hier eine tolle und motivierte Truppe zusammen», führt er weiter aus, bis zur Aufführung und mit der zunehmenden Textsicherheit werde das schon gut kommen. «Die Vorfreude auf die Aufführungen ist jedenfalls riesig», betont Eveline Duss.

Ein aberwitziger Lügenreigen

Doch zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten und damit ins Wohnzimmer von Leo Lustenberger. Die beiden Staatsanwälte werden von Kommissar Pölschterli befragt, was denn in der letzten Nacht passiert sei. Denn sie beide seien die letzten Personen gewesen, welche in Begleitung des entführten Bundesrats gesehen worden seien. Klar ist ihnen noch, dass sie am Vorabend an der Feier der Schweizerischen Anwaltsvereigung gewesen sind, an der Lustenberger als «Anwalt des Jahres» gewählt und geehrt worden war. Und dann? Der Filmriss ist bei Lustenberger und Hälfer total. Absolut keine Erinnerung an die Geschehnisse der letzten Nacht. Und dann überstürzen sich die Ereignisse. Der Bundesrat taucht überraschend auf und mit ihm die Frage: Haben die beiden Staatsanwälte tatsächlich einen Bundesrat entführt? Die Situation wird laufend komplizierter. Ein verschwundenes Blitzgerät der Polizei, das munter weiter blitzt, spielt ebenfalls eine Rolle. Dann kehrt zu allem Unglück auch noch Leos Frau Lilly, welche mit ihren Tennisdamen nach Mallorca in die Ferien flog, einen Tag früher als erwartet aus ihrem verregneten Urlaub zurück. Und schliesslich taucht mit Olga Toutschmiohnichosa (Sarah Scheuren) auch noch eine leicht bekleidete Dame aus dem Rotlichtmilieu auf, die für ihre Dienstleistungen aus der vergangenen Nacht entschädigt werden möchte. Das Chaos ist perfekt, ein aberwitziger Lügenreigen entspannt sich. Ob und wie da wohl alle Beteiligten wieder ungeschoren rauskommen?

Nach der Gesamtprobe ist der 52-jährige Regisseur, der in Nebikon wohnhaft ist, mit seinem Team zufrieden. «Wir müssen noch ein wenig feilen, dann kommt das gut», meint er. In erster Linie gelte es, noch mehr Textsicherheit zu erlangen. Auch diesbezüglich ist Christoph Egli zuversichtlich, denn bis zur Premiere vom 24. März stehen noch rund zehn weitere Probeläufe an. 

Vom heimatlichen Volkstheater zum Lustspiel

Mehr Sorgen machen dem Regisseur die momentan eher düsteren Zukunftsaussichten des Vereins. «Wir müssen unbedingt wieder jüngere Mitglieder für unseren Verein begeistern können», betont er, damit ein uraltes Kulturgut in Vordemwald erhalten bleibe. Denn die Theatergesellschaft Vordemwald zählt zu den ältesten Vereinen im Dorf an der Pfaffnern. Gegründet am 15. Dezember 1904 – damals noch unter dem Namen «Dramatischer Verein Vordemwald» – standen die Vordemwalder Theaterleute bereits am 12. März 1905 mit einem ersten Stück zum Bauernkrieg im Aargau erstmals auf der Bühne. Das Repertoire des Vereins bewegte sich in der Folge über viele Jahre im Bereich Volkstheater heimatlichen Zuschnitts. «Heute kann man solche Stücke nicht mehr spielen», betont Rolf Zimmerli, der seit Jahrzehnten im Verein mitmacht, «jetzt sind wir im Bereich Komödie / Lustspiel unterwegs. Das passt». 

Erstmals in Konzertbestuhlung

Wegen der angespannten personellen Situation im Verein gibt es dieses Jahr nur ein reduziertes Angebot aus der TGV-Küche mit Hot-Dogs, Sandwiches und einem Kuchenbuffet sowie Konzertbestuhlung im Saal. Eine platzgenaue Reservation erfolgt am einfachsten online über die Homepage theater-vordemwald.ch oder telefonisch über die kostenpflichte Telefonnummer 0900 320 320 (1 Franken/Minute). Tickets kosten 18 Franken. Die Premiere findet am Freitag, 24. März um 20 Uhr statt.

Aufführungen

Freitag, 24. März 2023, 20 Uhr

Samstag, 25. März 2023, 20 Uhr

Sonntag, 26. März 2023, 14 Uhr

Dienstag, 28. März 2023, 20 Uhr

Donnerstag, 30. März 2023, 20 Uhr

Samstag, 1. April 2023, 20 Uhr

Welchen Fotobeweis legt wohl Kriminalkommissar Hugo Pölschterli (Stephan Lienhard) hier vor?
Bild: Thomas Fürst
Olga Toutschmiohnichosa (Sarah Scheuren) fordert von Oskar Frey Geld für geleistete Dienste.
Bild: Thomas Fürst
Schlussbesprechung mit Regisseur Christoph Egli (ganz rechts).
Bild: Thomas Fürst
Im Hause Lustenberger hängt der Haussegen schief.
Bild: Thomas Fürst