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Freilichttheater ist «nur» ein Highlight des Jubiläumsjahrs

Von der «Däster´schen Rettungsanstalt» zur modernen Institution im Gesundheitswesen – so lässt sich die Geschichte des Sennhofs in Kurzform umschreiben. Dazwischen liegen 125 Jahre. Ein Blick auf die Geschichte des Sennhofs und das Jubiläumsjahr. 

Vordemwald Der Sennhof feiert sein 125-jähriges Bestehen

Etwas abseits gelegen, aber unübersehbar – das grosse Gebäude mit seinem markanten Turm und weitläufiger Aussicht übers weite Land. In der Region bestens bekannt, verleitet der Sennhof Ortsunkundige gern zu falschen Annahmen. Anekdote gefällig? Der langjährige Heimleiter des Sennhofs, Hans-Ruedi Burkhalter, erzählt sie in der Vordemwalder Ortsgeschichte von 2003: Ein Rollhockey-Team aus dem Waadtland, das gegen die Mannschaft aus Vordemwald ein Spiel auszutragen hatte, beschwerte sich über den schlechten Asphaltbelag des Spielplatzes vor der Turnhalle. Die einheimischen Spieler wehrten sich dagegen mit dem Hinweis, dass weder Gemeinde noch Club die Mittel für eine Sanierung aufbringen könnten. Worauf die Gäste aus dem Welschland mit dem Finger auf den Sennhof zeigten: Man könne doch den reichen Schlossbesitzer dort oben bitten, als Sponsor die Kosten zu übernehmen … 

1898 wurde im vermeintlichen Schloss die «Däster´sche Rettungsanstalt» eröffnet– genau 125 Jahre später soll das Jubiläum auch gefeiert werden. Was ist geplant? «Eigentlich nichts Grosses», sagt Urs Schenker, seit dem 1. November 2007 Heimleiter auf dem Sennhof, mit vornehmer Zurückhaltung. Doch die Fülle der Jubiläumsanlässe und Veranstaltungen spricht eine etwas andere Sprache. Bereits durchgeführt sind in Zusammenarbeit mit Einwohner- und Kirchgemeinde der Neujahrsapéro, dann der Gala-Abend für die Bewohnenden sowie ein von allen Lernenden organisierter Sponsorenlauf, der den stolzen Ertrag von 11´000 Franken für die Errichtung eines Kinderspielplatzes erbrachte. Eine Ausstellung mit fortlaufend wechselnden Postern, auf denen jeweils Mitarbeitende und Bewohnende eine gemeinsame Aussage zum Leben im Sennhof machen, ist angelaufen. Weiter auf dem Programm stehen zwei Märkte – der für den 23. September geplante «Buremärt» sowie der traditionelle Wiehnachts-Märt. Als weiterer kleiner und doch so grosser Höhepunkt ist ein Kindermalwettbewerb am Laufen, an dem sich die drei Schulklassen von Eveline Suter, Vanessa Schär und Cornelia Fluri beteiligen. «Ziel des Wettbewerbs soll es sein, Kinder und Bewohnende zusammen zu bringen», führt Sibylle Lütolf aus, die das Projekt betreut. Ein weiteres Projekt ist mit dem Kindergarten angedacht, bei dem als Schlussresultat sogar ein kleiner Film stehen soll, führt Lütolf weiter aus. «Und das Freilichttheater mit 15 Aufführungen vom 2. Juni bis zum 8. Juli, das ist natürlich ein ganz grosser Brocken», betont Schenker. 

Abschluss der Bauarbeiten ist das grösste Geschenk

Dass der Abschluss der Bauarbeiten mit dem Jubiläumsjahr zusammenfalle, sei das grösste Geschenk, findet der 61-jährige Heimleiter. Nach 16 Jahren Planungs- und Bauzeit sowie Investitionen von 42 Mio. Franken ist das Projekt «Zukunft Sennhof» abgeschlossen. Besonders erfreulich: Der allergrösste Teil der Aufträge konnte in der Region vergeben werden. «Wir haben unseren Job gemacht», sagt Schenker, grössere Investitionen würden in absehbarer Zukunft nicht anstehen. Dankbar sei er, dass die Arbeiten unfallfrei sowie ohne grössere Probleme als Staub und Lärm verlaufen sind. «Ich freue mich sehr an dem, was wir jetzt im Sennhof haben», betont Schenker, und er freue sich auch, den attraktiven Sennhof auf dieser Grundlage mit seinem Team weiterzuentwickeln. Doch zuerst ein Blick in die Vergangenheit.

Von der Rettungsanstalt zur Pflegeanstalt

Trotz der schlossähnlichen Architektur – dem Sennhof haftete über lange Jahre das Image eines Armenhauses der Region an. «Sittlich verwahrloste oder der Verwahrlosung ausgesetzte Knaben aufzunehmen und ihnen eine bessere Erziehung angedeihen zu lassen durch eine liebevolle und freundliche Behandlung, durch Bekämpfung der bösen Neigungen und Hebung des sittlich-religiösen Gefühls, durch gute Schulbildung und durch Betätigung in Haus und Feld» – so wurde der Zweck der «Däster´schen Rettungsanstalt Sennhof» in den 1894 verfassten Statuten festgehalten. Den Grundstein für die Rettungsanstalt hatte Hauptmann Friedrich Däster mit einer aussergewöhnlich grosszügigen Spende gelegt. Doch bereits Ende der 1920-er-Jahre geriet die Rettungsanstalt immer mehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1929 musste sie ihre Tore endgültig schliessen.

Doch eine neue Bestimmung für die Gebäulichkeiten war schnell gefunden. Am 3. Mai 1931 wurde die Pflegeanstalt eröffnet – mit dem Zweck, «alte, gebrechliche, kranke, pflegebedürftige Leute beiderlei Geschlechts und jeder Konfession, vornehmlich aus dem Bezirk Zofingen, aufzunehmen, ihnen ein Heim zu bieten und sie liebevoll zu pflegen.» Den Charakter einer Anstalt verlor der Sennhof aber auch damals nicht. Viele «Insassen», so wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Sennhofs noch Jahre, ja Jahrzehnte genannt, kamen auf den Sennhof, weil sie sonst nirgends Platz fanden. 

Vom modernen Pflegeheim zum Lebensort

Die 1965 erfolgte Umbenennung von der Pflegeanstalt zum Pflegeheim Sennhof war mehr als eine blosse Namensänderung. Sie drückte eine wichtige Wandlung im Verständnis des Hauses aus. Während früher ein alter, kranker und pflegebedürftiger Mensch «in einer Anstalt versorgt» wurde, sollte ihm jetzt ein Heim geboten werden, in dem er sich wohlfühlen konnte. Mit ersten Umbauten ab Mitte der 1960-er-Jahre, vor allem aber mit einer 20 Mio. Franken teuren Gesamtsanierung der Gebäulichkeiten in den Jahren 1989 – 1993 machte sich der Sennhof endgültig auf den Weg zu einem modernen Pflegeheim. Ein Pflegeheim, das mit seiner Modernisierung und dem Ausbau seiner Dienstleistungen auch in der Bevölkerung ganz anders als früher wahrgenommen wurde. 

Ein Weg, den auch Urs Schenker mit seinem Team konsequent weitergeht. «Wir wollen vermehrt weg vom Begriff des Pflegeheims hin zu einem Ort des Lebens», betont er. Eine wichtige Funktion komme diesbezüglich dem einladenden Sennhof Restaurant mit schöner Gartenterrasse, attraktivem Innenhof und stilvollem Festsaal zu, das ein idealer Treffpunkt der Generationen sein soll. In den beiden geschützten Wohnbereichen mit 40 Plätzen und angegliedertem Erlebnisgarten will man den spezifischen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz gerecht werden – «eine wahnsinnige Stärke des Sennhofs», wie Urs Schenker findet. Aktuell hat der Sennhof seinen Fokus darauf gelegt, die externen Dienstleistungen weiter auszubauen, so in der Sagimatt in Vordemwald oder ganz aktuell mit dem Projekt «Generationenpark» auf dem Brittnauer Mühlepark-Areal.

Theater-Premiere am 2. Juni

Doch zuerst wird nun der Vorhang zum Freilichttheater auf dem Sennhof aufgehen. Am 2. Juni ist Premiere des Freilichttheaters «vo ganzem Härze», das in Anlehnung an die Novelle «Ein Wohlthäter» des Dichters Walther Siegfried die kontroverse Persönlichkeit des Sennhof-Stifters Friedrich Däster und die Gründung des Sennhofs thematisiert. Unter der Regie von Nicolas Russi treten 20 Laienschauspieler und drei Lausbuben aus der Region auf. «Ein riesiges Engagement von allen Beteiligten», hält Urs Schenker dankbar fest und auch bei den Sponsoren sei man auf sehr viel Goodwill gestossen. So viel Goodwill, dass sogar eine gedeckte Tribüne für die Aufführungen erstellt werden konnte. Und ja: Plätze hat´s, solange es hat – und sie können mit oder ohne Verpflegung vor den Vorstellungen gebucht werden. Tickets gibt es über die Homepage sennhof.ch/freilichttheater, sie können von Montag bis Freitag aber auch am Empfang gekauft werden.

Im Hof der Anstalt sind die Buben angetreten, um zur Arbeit auf Hof oder Feldern auszurücken.
Bild: zvg
Der Sennhof, aufgenommen vom Ober Sennhof her.
Bild: Thomas Fürst