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Walter Gloor im zt Talk: «Ich sage immer: ‹Macht etwas Einfaches!›»

Zehn Jahre lang führte Walter Gloor das «Federal» in Zofingen. Nun ist er Küchenchef in der ShowKitchen im Oftringer Youcinema, wo er mit Anfängern, aber auch mit ambitionierten Hobby-Köchen Gerichte kreiert. Im zt Talk spricht er über seine Karriere, sein Curry-Pulver – und darüber, was er sich wünscht, wenn er zum Essen eingeladen ist.

Walter Gloor hat als Koch eine Karriere hinter sich, die ihn in verschiedene Länder geführt hat. 15 Jahre seiner Laufbahn verbrachte er in renommierten Küchen in Singapur, Israel, Südafrika und Hongkong. Auf diesen Stationen hat er seine Liebe und Leidenschaft für die orientalische und asiatische Küche entdeckt. Während zehn Jahren – zwischen 2006 und 2016 – führte er das Restaurant Federal in Zofingen. Nun ist der 62-Jährige Küchenchef in der ShowKitchen im Youcinema in Oftringen, wo er seit 30 Jahren wohnt.

In der ShowKitchen gibt Gloor Kochkurse für Gruppen – beispielsweise für das Kader einer Bank, das beim Kochen näher zusammenrücken soll. Oder er begleitet lockere Kitchen-Partys: «Leute, die einen lustigen Abend verbringen wollen. Wer kochen will, kocht – die anderen genehmigen sich einen Apéro.» Zudem finden Verlobungen, Geburtstags- und Weihnachtsfeiern in der ShowKitchen statt. Die Bandbreite des Angebots ist breit. «Ich kann nicht alles – aber ziemlich viel», sagt Gloor. Auch ein japanischer Kochkurs sei kein Problem. Oft macht er bei den Events alles alleine. «Das ist wunderschön, ich weiss genau, was ich zu tun habe.» Ab und zu wird es von einer seiner drei Töchtern unterstützt.

Walter Gloor und seine Tochter Joyce.
Bild: Jan Fedeli

Oft stehe nicht das Kochen, sondern die Teambildung im Vordergrund. «Dass man sich beim Kochen besser kennenlernt, ist eine super Sache», sagt Gloor. Zu seinen Kochkursen kommen aber auch ambitionierte Hobby-Köche. «Auch zwei meiner ehemaligen Küchenchefs waren schon hier.» Auch Koch-Klubs buchen die ShowKitchen, um Neues auszuprobieren. «Manchmal mit mir, manchmal ohne mich.» Gibt es etwas, was er nicht macht? «Wenn ich etwas nicht kann, dann sage ich das den Gästen auch.»

Um richtig gut zu werden, brauche es beim Kochen Talent. Allerdings kenne er auch sehr viele gute Köche, die keine Berufskarriere in der Küche hinter sich hätten. «Leute mit unglaublichem Talent, die das Kochen als Hobby betreiben.» Schon vor der Pandemie sei das Kochen vor allem von Männern entdeckt worden. «Ich kenne viele Familien, in denen der Mann besser kocht als die Frau.» Auch die Kochsendungen am TV hätten mehr Leute dazu gebracht, in der Küche Neues zu lernen und Gerichte auszuprobieren. «Es gab Lehrlinge, die wollten Koch werden, weil sie Jamie Oliver im Fernsehen gesehen hatten. Jamie Oliver hat viel dazu beigetragen, dass das Kochen wieder einen anderen Stellenwert bekam», ist Gloor überzeugt.

Sein Tipp für Hobby-Köche: «Bei den Grundnahrungsprodukten ist es wichtig, dass man das Beste nimmt», sagt Gloor. «Ich kann beim Fisch keinen Kompromiss machen. Ein Tuna für Sashimi zum Beispiel muss top sein.» Auch beim Fleisch sei es besser, keine Kompromisse einzugehen. «Ich kaufe das Beste, was auf dem Markt erhältlich ist.» Beim Gemüse empfiehlt er Bio-Produkte – sie schmecken einfach besser. Zum Üben brauche es zwar nicht immer die teuersten Produkte. Aber: «Die Freude am Kochen wird befeuert, wenn man mit guten Produkten gute Resultate erzielen kann.»

Christian Kuchler und Walter Gloor.
Bild: Jan Fedeli

Kürzlich war der Thurgauer Spitzenkoch Christian Kuchler in der ShowKitchen zu Besuch. Kann Gloor von ihm noch etwas lernen? «Sehr viel! Christian ist ein absoluter Spitzenkoch. Er hat seine zwei Michelin-Sterne sicher nicht geschenkt bekommen. Es war ganz hohe Schule. Wir hatten ein volles Haus, der Event war toll, das Feedback der Gäste hervorragend. Ich weiss nicht, ob wir im Aargau einen so tollen Spitzenkoch wie Kuchler haben.»

Welchen Teller gönnt er sich, wenn er einmal ganz alleine ist? «Jetzt im Sommer mache ich mir einen schönen Wurst-Käse-Salat mit einem Sauerteig-Brot aus der Bäckerei Leutwyler, dazu ein Glas Wein», sagt Gloor. Dann setze er sich in den Garten, um den Teller zu geniessen. «Die meisten Leute, die mich einladen, wollen für mich ein Mega-Menü zubereiten. Ich sage immer: ‹Macht etwas Einfaches!›»