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zt Talk zur abgesagten Regiomesse 2023: Warum geht in Murgenthal, was in Zofingen zu riskant ist?

Das Organisationskomitee der Regiomesse hat diese Woche die geplante Ausgabe 2023 abgesagt. Das finanzielle Risiko sei zu gross, hiess es. Warum ist in Murgenthal möglich, was in Zofingen nicht geht? Der im OK für die Finanzen zuständige Thomas Lehner und Gewerbevereinspräsident Adrian Gaberthüel stehen im zt Talk Red und Antwort.

Die Ankündigung kam für viele überraschend: Am Mittwoch teilte das Organisationskomitee der Regiomesse mit, dass diese im Oktober 2023 ins Wasser fällt. Das finanzielle Risiko sei einfach zu gross. Im OK für die Finanzen zuständig ist der Zofinger Treuhänder Thomas Lehner.

Das OK habe feststellen müssen, dass die Kosten aus dem Ruder zu laufen drohen, sagt Lehner im zt Talk. Es gab nach der letzten Messe Signale von der Stadt, dass der Bereich der Parkplätze rund ums BZZ teurer werden würde. «Wir hatten ihn zu sehr fairen Konditionen, das muss man sagen.» Die Stadt signalisierte, dass sie den offiziellen Tarif in Rechnung stellen müsse. «Der offizielle Tarif heisst: Wir müssten etwas sechsmal mehr zahlen als bis anhin.» Die Kosten im Zelt- und Messebau steigen um zehn Prozent. «Wenn es kalt wird im nächsten Oktober, müssen wir die Zelte mit Öl heizen. Das hätte ein Mehrfaches gekostet von dem, was wir bisher im Budget hatten.» Das OK sei überzeugt gewesen, dass es diese zusätzlichen Kosten nicht auf die Quadratmeterpreise der Aussteller abwälzen könne. «Wir reden pro Quadratmeter von einem Aufschlag von 15 bis 16 Franken.»

Wären die Aussteller nicht bereit gewesen, diese zusätzlichen Kosten zu tragen? «Eine gute Frage, sicher sind wir logischerweise nicht», sagt Lehner. «Wir hatten aber Signale von verschiedenen Unternehmen, die uns sagten, sie hätten aufgrund von Corona in andere Vertriebskanäle investiert und würden Messen vorläufig meiden.» Unter dem Strich sei die Bereitschaft, an der Regiomesse teilzunehmen, gesunken – «geschweige denn, höhere Preise zu zahlen.»

Adrian Gaberthüel ist Präsident des Gewerbevereins Zofingen – jene Organisation, die als Trägerin der Regiomesse fungiert und bei einem finanziellen Loch geradestehen müsse. Was sagt er zur Absage des Traditionsanlasses. Ist es nicht ein bisschen peinlich, dass Zofingen bei der Regiomesse den Stecker zieht?

«Ganz und gar nicht. Es ist ja nicht so, dass keine mehr stattfindet. Es ist so, dass wir die Regiomesse 2023 absagen mussten.» Das OK habe den Anlass geplant, entwickelt und während vieler Jahre mit Herzblut durchgeführt. «Ich bin stolz, dass wir das so lange in dieser Form machen konnten. Wir merkten aber auch, dass es immer schwieriger wird, eine solche Messe durchzuführen – schon vor der Pandemie.» Das OK arbeitete professionell; wenn es sage, dass das finanzielle Risiko zu gross sei, dann sei er froh darüber. «Wenn wir einen Schuh voll rausziehen, dann blutet der Gewerbeverein, weil wir für die Defizitgarantie geradestehen.»

Ein neues Leuchtturm-Projekt könne er nicht aus dem Hosensack zaubern. «Wir waren verwöhnt von diesem OK.» Der Vorstand der Gewerbevereins werde in den nächsten Wochen mit den OK-Mitgliedern zusammensitzen und schauen, wie es weitergeht. «Eine Art Regiomesse bleibt ein Leuchtturm-Projekt.»