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Christoph Walter im zt Talk: «Ich war frei, und die Welt hatte mich vergessen»

Erst zwei Jahre lang kaum Auftritte, dann monatelang fast Tag und Nacht unterwegs: Der Musiker, Komponist und Bandleader Christoph Walter hat intensive Monate hinter sich – seit Donnerstag ist er auf Weihnachtstour.

Als Christoph Walter im November vor einem Jahr seine Weihnachtstour wegen der Pandemie abblasen musste, fühlte sich das an wie ein Schlag in die Magengrube. «Ich hatte einen Taucher und ging fünf Wochen lang nicht mehr unter die Leute», sagt er im zt Talk. Umso mehr freut er sich auf die Tournee in diesem Jahr, die am Donnerstag begonnen hat.

Die letzten Monate waren überaus anstrengend.  «Man hatte das Gefühl, dass alles, was 2020 abgesagt wurde, 2021 stattfinden würde. Doch dann wurde fast alles wieder abgesagt. Darum war 2022 sehr intensiv: Von Juni bis September durften wir fast alles nachholen. Es kippte auf die andere Seite: Wir arbeiteten Tag und Nacht.»

Vor einem Jahr stand die Weihnachtstour 2021 kurz bevor. «Mitte November kam das Omikron-Virus. Der Ticketverkauf brach völlig zusammen.» An Konzerten herrschte auch wieder Maskenpflicht. «Dann habe ich die Tour schweren Herzens auf das Jahr 2022 verschoben.»

Er habe während der Pandemie unglaublich viel gearbeitet und produziert. «Dinge, die ich früher nie machen konnte, weil ich so viele andere Konzerte und Projekte hatte. Ich konnte für mich arbeiten wie seit dem Studium nicht mehr.» Einer der Aufträge war das Festspiel zum 150-Jahr-Jubiläum der Rigi-Bahnen. «90 Minuten Musik. Das war meine Rettung. Ich bin reingekniet. Ich habe von morgens bis abends durchgearbeitet. Es ist nur so aus mir rausgesprudelt. Die Ideen waren da. Ich war frei, und die Welt hatte mich vergessen: keine Mails, keine Telefone, nichts mehr.» – «Ich habe immer versucht, die Situation positiv zu sehen. Damit hatte ich keine Mühe bis zur Absage der Weihnachtstour im November 21. Da hatte ich erst einmal einen Taucher.»

Die Daten der Weihnachtstour:

Samstag, 10. Dezember, 19.30 Uhr Festhalle Sempach; Donnerstag, 15. Dezember, 19.30 Uhr Theater National Bern; Freitag, 16. Dezember, 19.30 Uhr Stadtsaal Zofingen; Samstag, 17. Dezember, 19.30 Uhr Theater Spirgarten Zürich; Sonntag, 18. Dezember, 17.00 Uhr Kurtheater Baden; Mittwoch, 21. Dezember, 19.30 Uhr Thurgauerhof Weinfelden; Donnerstag, 22. Dezember, 19.30 Uhr Kreuz Jona; Freitag, 23. Dezember, 19.30 Uhr Braui Hochdorf. Neujahrskonzert: Sonntag, 1. Januar, «Lindenhof» Oftringen 17 Uhr. 

Seit Donnerstag ist mit seinem Christoph Walter Orchestra auf Weihnachtstour. «Ich habe Weihnachten als Kind immer gemocht», sagt Walter. Er hat selber Kinder und ist jetzt seit vier Wochen Grossvater – deshalb habe er auch später Weihnachten immer gerne zelebriert und auch Aufträge für Weihnachtskonzerte gehabt. «Ich liebe Weihnachten. Die Freude trägt mich in der Planung der Weihnachtstour und der Auswahl des Repertoires.» Es ist seine erste Weihnachtstournee mit dem eigenen Orchester. Gestartet wurde am Donnerstag in Thun, heute gastiert er in Sempach. Auf der Bühne stehen auch die beiden Mädchen Elena und Tabea Müller. «Kinder spielen also weiterhin eine wichtige Rolle.» Weihnachten gehe für viele Menschen in ihre Kindheit zurück – mit seiner Weihnachtstour wolle er Erinnerungen daran aufleben lassen.

Und 2023? «Zum Glück geht es nicht so weiter wie in den letzten Monaten. Egal, was man macht – es braucht immer wieder Pausen. Diese fehlten von Mai bis Oktober.» Die «grösste Kiste», die er plant, wird am Eidgenössischen Jodlerfest vom 16. bis 18. Juni in Zug zu sehen und zu hören sein. «Ich darf einen 90-minütiges Festspiel für den Eidgenössischen Jodlerverband kreieren.» Das stelle eine grosse Herausforderung dar. «Ich will einerseits die Traditionen wahren, andererseits vielseitig und überraschend werden. Ich will auch neue Wege gehen.» Mitwirken werden über 1000 Personen.

Christoph Walter (1967) studierte an der Musikhochschule Zürich und schloss 1989 mit einem Lehrdiplom für Trompete ab. Von 1991 bis 1997 war er als musikalischer Ausbilder für die Rekrutenspiele Bern, Zürich, St. Gallen und Aarau tätig. Von 1999 bis 2005 stand er der Swiss Army Concert Band vor.  Heute gastiert er mit dem Christoph Walter Orchestra regelmässig auf den grossen Bühnen der Schweiz. Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) 2019 in Zug sorgte sein Stück «Schwingerlüüt im Schwizerland» für Gänsehaut; am ESAF in diesem Jahr komponierte und arrangierte er den offiziellen Festakt. Christoph Walter ist zudem musikalischer Leiter von Grossanlässen, beispielsweise dem «Basel Tattoo», das 2022 vom 14. bis 23. Juli über die Bühne gehen wird. Er ist mit der Sängerin Nelly Patty verheiratet und lebt in Sursee. 

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