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«Ich würde Ihnen empfehlen, frühzeitig den Bedarf zu decken»

Trockenstress, explodierende Holzpreise: Im zt Talk erklärt Matthias Kläy, der Leiter des Frostbetriebs Zofingen, warum er mit Sorgen auf die Wetterprognosen schaut, weshalb ihn der Bauholz-Boom freut – und warum Cheminée-Besitzer sich schon jetzt einen Holzvorrat für den Winter anlegen sollten.

Die Hitze und die Trockenheit machen auch dem Wald in der Region Zofingen zu schaffen. Noch sei die Situation nicht dramatisch, sagt Matthias Kläy, der Leiter des Forstbetriebs. Aber: «Wir schauen mit Sorge auf die kurz- und mittelfristigen Prognosen. Leider werden kein grossflächiger Niederschlag und weiterhin heisse Temperaturen vorausgesagt. Wenn der August ähnlich heiss und trocken wird wie der Juli, dann sind wir in einem kritischen Bereich», sagt Kläy. Dieser Trockenstress könne es relativ schnell zu Schäden führen, auch im Hinblick auf den Borkenkäfer.

«Wir zehren vom letzten Jahr, welches sehr nass und kühl war. Ein gutes Jahr für den Wald, ein sehr schlechtes Jahr für den Käfer. Wir haben fast schon einen Zusammenbruch der Population sehen können», sagt Kläy. Aber: «Wenn es jetzt so weitergeht, dann baut sich die Population sehr schnell wieder auf, was schon in diesem Jahr wieder zu Schäden führt.» Erst recht kritisch könnte die Situation im nächsten Jahr werden.

Kläy stellt fest, dass die Nachfrage nach Brennholz deutlich gestiegen ist. Holzenergie erlebe einen regelrechten Boom, beispielsweise bei den Schnitzeln, welche zu Fernwärme verarbeitet ganze Gebäudekomplexe versorgen. Auch bei den Pellets sei die Nachfrage sehr gross – «und die Preise dementsprechend auch.» Beim Stückholz, welches im Cheminée oder im Schwedenofen für Wärme sorgt, hat die Nachfrage ebenfalls stark angezogen. «Da übersteigt die Nachfrage das Angebot im Moment deutlich.» Was, wenn man sich für den Winter eindecken will? «Da würde ich Ihnen wirklich empfehlen, frühzeitig den Bedarf zu decken, weil das Holz sonst nicht mehr da ist.»

Einen massiven Preisanstieg verzeichnete die Branche beim Bauholz. «2018, 2019 und 2020 waren sehr schwierige Jahre.» 2018 gab es ein grosses Überangebot an Bauholz, was starke Preisreduktionen auslöste. «Daraufhin kam die Corona-Pandemie mit Lockdowns, Produktionsschliessungen, mit Unsicherheiten. Dies hat den Preis nochmal runtergedrückt.» Im Laufe des Jahres 2020 waren die Preise für Bauholz rekordverdächtig tief. Anfang 2021 habe plötzlich und sehr unerwartet für alle Marktteilnehmer eine rasante Entwicklung eingesetzt. «Eine regelrechte Holzrallye ist entstanden.» Gerade die europäischen Säger hätten aufgrund der starken Konjunktur viel in die USA und nach Asien exportiert. «Und weil sich auch Europa vom Corona-Schock erholt hat und die Nachfrage hoch war, war das Angebot einfach zu klein. Dies hat zu Verknappungen und dementsprechend starken Preiserhöhungen vor allem bei verarbeiteten Produkten geführt.» Die Preise hätten sich im Laufe des Jahres 2021 hochgeschaukelt. «Viele Marktteilnehmenden sagten, dass sie so etwas in ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit noch nie erlebt haben.» Für den Forstbetrieb Region Zofingen hat sich diese Entwicklung ökonomisch ausbezahlt, «weil endlich auch der Preis für Rundholz höher war», wie der Leiter des Forstbetriebs sagt.

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