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«Eine der schönsten Chorkompositionen»

Der Stadtchor Zofingen führte die «Oboenmesse» von Johann Michael Haydn in der reformierten Kirche Strengelbach auf.

Zofingen Stadtchor begeisterte in Strengelbach

Ihn kennt man weniger: Der österreichische Komponist Johann Michael Haydn (1737 bis 1806) war der kleine Bruder des viel berühmteren Joseph Haydn. Dennoch komponierte auch er zahlreiche Werke, hauptsächlich im Bereich der «Geistlichen Chormusik». Sein Wirkungskreis war Salzburg, wo er als Nachfolger von Wolfgang Amadeus Mozart Organist in der Dreifaltigkeitskirche und später auch für die Dommusik zuständig war. Eine dieser Kompositionen ist die «Missa Sancti Hieronymi», auch als «Oboenmesse» bekannt, welche er dem damaligen Fürsterzbischof von Salzburg, Hieronymus von Colloredo, gewidmet hatte. Das Werk ist laut Dirigent Hiram Santos dem Spätbarock zuzuordnen. «Es ist eine der schönsten Kompositionen für Chor und Orchester», kommentierte Carlo Moll, der Präsident des Stadtchors Zofingen, welcher das an Allerheiligen 1777 uraufgeführte Werk in der reformierten Kirche Strengelbach intonierte. Der Chor wurde von einem Orchester, bestehend aus Oboen, Fagotten, Posaunen, Kontrabass und Orgel begleitet, und das gut einstündige Konzert, durchsetzt mit weiteren geistlichen Kompositionen von Joseph Haydn und Johann Ernst Eberlin, zeichnete sich zudem durch den Auftritt der Solisten Jeanne Marie Lelièvre (Sopran), David Feldman (Altus), Christopher Wattam (Tenor) und Roland Faust (Bass) aus.

«Ein sehr anspruchsvolles Stück»

Der Stadtchor Zofingen besteht gemäss Molls Angaben aus rund 50 Sängerinnen und Sängern, wobei zirka 35 regelmässig mitsingen. Etwa 200 Passivmitglieder unterstützen die Formation. Sie tritt regelmässig in der Region mit ihren Auftritten in Erscheinung. Seit rund zweieinhalb Jahren sei man mit Proben beschäftigt, so Moll. «Erst seit diesem Frühling haben wir uns auch physisch wieder treffen und gemeinsam üben können. Es ist ein sehr anspruchsvolles Stück, und teilweise stiessen wir an unsere Grenzen», hielt der Präsident fest. «Corona erschwerte das Ganze. Wir mussten uns über weite Strecken mit ‹Home-Singing› über Wasser halten», ergänzte Kassier Samuel Zürcher bei der Begrüssung.

Was den inzwischen 272-jährigen Stadtchor betrifft, gesteht Moll ein, dass er jüngeres Blut gut vertragen könne; «rund 70 Prozent der Mitglieder sind über 60 Jahre alt». Deshalb strebe man im kommenden Jahr leichtere Stücke an, die das Einstudieren vereinfachen. Und auch bei den Strukturen gelte es, Änderungen vorzunehmen, um die Formation auch für jüngere Sängerinnen und Sänger zugänglicher zu machen. «Aber es wird schwierig sein; dies hängt eben auch mit der Individualisierung unserer Gesellschaft zusammen», hält der Präsident fest. Dem Auftritt tat dies aber keinen Abbruch; im Gegenteil: Die über 100 Besucherinnen und Besucher honorierten die Leistung von Chor und Orchester mit stehendem Applaus.